Carina Schweitzer-Koch kniet auf dem Acker. Vor ihr eine alte Maschine zum Säen. Geduldig versucht sie, die richtige Einstellung für den Abstand zu finden. Die 37-Jährige will heute Sellerie aussäen. Auf dem 4000 Quadratmeter großen Feld im Hilchenbacher Hademtal wachsen das ganze Jahr über verschiedene Gemüsearten. Wenn sie reif sind, kann hier jeder vorbeischauen und das Gemüse selber ernten.
Doch weit kommt Schweitzer-Koch mit der Aussaat nicht. Am Rande des Feldes warten schon Heike Sieber und ihre Tochter Marina. Sie wollen sich mit frischem Gemüse eindecken. Die Auswahl ist groß. Kartoffeln, Möhren, Blumenkohl, Rotkohl und Radieschen warten nur darauf, aus dem Boden gezogen zu werden.
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Zu wissen, wo die Lebensmittel herkommen, wird vielen Menschen immer wichtiger. Regional finden viele am besten. 87 Prozent ist es wichtig, dass frisches Obst und Gemüse aus der Region sind, in der sie wohnen. Bei Eiern sind es 88 Prozent. Das ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft im Jahr 2023.
Gemüsehof neben der Arbeit
Marina Sieber zieht einen Blumenkohl aus der Erde. Schweitzer-Koch ist ein bisschen aufgeregt. Es ist der allererste Blumenkohl, der jetzt auf dem Gemüsehof Siegerland geerntet wird. Gut sieht er aus. Sieber ist begeistert von der Möglichkeit, selbst Gemüse zu ernten. "Die Idee ist super. Man weiß, das Gemüse kommt aus der Region und wird nicht mit irgendwelchen schlimmen Sachen gedüngt. Und die Preise sind auch super."
Im vergangenen Sommer hat Schweitzer-Koch zusammen mit ihrem Geschäftspartner Bernd Machoczek ihren eigenen Gemüsehof eröffnet. Ziel der beiden: Das Gemüse soll nicht teurer als im Supermarkt sein. "Nur weil wir regional sind, müssen wir nicht utopische Preise aufrufen", sagt Schweitzer-Koch. Dafür ackern sie und der 40-jährige Machoczek nahezu jeden Tag bis spät in den Abend. Beide haben noch einen Hauptjob. Schweitzer-Koch ist Einrichtungsberaterin. Machoczek ist Service-Arbeiter bei einem Handel für Landtechnik.
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Auf dem hinteren Teil des Feldes rappelt Machoczek mit der Rollhacke durch die Salatlinien. Mühselige Handarbeit, aber das wollen die beiden vom Gemüsehof so. Sie verwenden keine Pestizide oder Ähnliches. Auch ein eigenes Bewässerungssystem für die Pflanzen haben sie entwickelt.
Kindern zeigen, wo unsere Lebensmittel herkommen
Schweitzer-Koch hilft währenddessen Max und Emil bei der Ernte. Die beiden 11-jährigen Jungen kommen aus der Nachbarschaft. Mit viel Eifer werden Möhren aus dem Boden geholt. Schweitzer-Koch ist es wichtig, dass Kinder früh in Kontakt mit den Lebensmitteln kommen.
Die 37-Jährige hat selbst schon als Kind gerne im Gemüsegarten ihrer Großeltern mitgeholfen. Ihr Opa ist auch heute noch ein wichtiger Ratgeber für sie: "Gott sei Dank habe ich noch Opa. Ihn kann ich immer fragen. Der ist ein wandelndes Lexikon für Landwirtschaft." Schweitzer-Koch hat viel in dem ersten Jahr gelernt. Auch wenn es viel Arbeit ist, soll der Gemüsehof weiterhin ein Nebenerwerb bleiben. Wobei sie und Machoczek davon überzeugt sind, dass Gemüse zum Selberernten auch ein Modell für Landwirte im Vollerwerb sein kann.
Über dieses Thema haben wir auch am 07.08.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.