"Dann gucken wir mal rein", sagt Ben Cikirikci und stellt eine dunkelgrüne Kiste auf den Tisch. Cikirikci faltet die Plastiktüte auf, die in der Kiste liegt. Giftgrüne Bananen. Komplett unreif. Genau so, wie er sie haben möchte.
Noch riechen die giftgrünen Bananen eher wie Gurken. Es liegt an Cikirikci, dass aus ihnen eine gelbe und essbare Frucht wird. Der 33-Jährige ist Reifemeister für Bio-Bananen in Duisburg, Spitzname "Bio Ben".
Weltweit werden laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen mehr als 135 Millionen Tonnen Bananen angebaut. Die Bananen, die in Duisburg reifen, kommen aus der Dominikanischen Republik und Ecuador. Wenn sie reif sind, werden sie an Großhändler, Supermärkte und andere Kunden in ganz Europa verkauft.
Duisburg: Total Banane
Im Leben von Cikirikci ist vieles Banane: "Je nachdem, wie die Bananen sind, so ist auch meine Stimmung", sagt er. Der Gelsenkirchener hat Food- und Flower-Management in Venlo studiert, wollte immer im Lebensmittelbereich arbeiten, "weil das ein sicherer Job ist". Er landet bei "Bio Tropic" in Duisburg und wird zum Bananen-Reifemeister.
Die Banane ist nach dem Apfel laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung das zweitbeliebteste Obst der Deutschen. Rund elf Kilogramm hat jeder in den Jahren 2022 und 2023 im Durchschnitt gegessen. Cikirikci selbst trägt nur wenig dazu bei. "Bananen esse ich sehr selten", sagt er. Kein Wunder, dass er irgendwann auch mal genug davon hat. Schließlich dreht sich sein ganzer Arbeitstag um die krumme Frucht.
Die Bananen kommen per Schiff in den Niederlanden an, mindestens 7000 Kilometer haben sie da schon an Strecke zurückgelegt. Die Früchte werden verzollt und auf LKW verladen. In Duisburg landen sie palettenweise in einer von zwölf Reifekammern. Rund 1200 Bananenkartons passen in jede Kammer. Dort sorgen das natürliche Reifegas Ethylen und Stickstoff dafür, dass die Bananen langsam ihre Farbe wechseln. Und vor allem süß und genießbar werden. Vier bis acht Tage dauert das.
Ein Obst als Sensibelchen
Ein ständiger Begleiter in dem Job: Eine Farbskala. Von zwei bis sieben zeigt sie die verschiedenen Reifestufen der Banane an, von "hellgrün" bis "vollgelb mit Zuckerflecken". Eine Farbe hat es Cikirikci besonders angetan.
Entscheidend ist dabei auch die Temperatur. Spezielle Fühler messen die ganze Zeit, wie es den Bananen in der Kammer geht. "Wir steuern die Kammern im Büro oder am Handy", erklärt Cikirikci. "Wenn irgendwas nicht stimmt, bekomme ich einen Alarm auf das Handy. Meistens heißt das dann: Ping - ich bin zu warm. Oder Ping - mir ist zu kalt."
Auch Betriebsleiter Sascha Suler weiß, wie empfindlich die Bananen beim Reifen sind. "Man muss sie jeden Tag kontrollieren. Nicht nur per Computer, sondern auch persönlich."
Neben den Bananen reifen in Duisburg unter anderem auch Mangos in den Kammern. Insgesamt handelt die Firma mit rund 120 Obst- und Gemüsesorten, alle in Bio-Qualität. Auch mit krummen Gurken oder sehr kleinen Äpfeln, die Supermärkte nicht verkaufen wollen.
Arbeiten, wo andere Urlaub machen
Für die Bio-Bananen arbeitet die Duisburger Firma mit den Bananen-Bauern vor Ort eng zusammen. "Wir wollen den Leuten 52 Wochen im Jahr ein festes Einkommen bieten. So profitieren wir alle", sagt Suler. Voraussetzung ist, dass die Bauern auf die Bio-Kriterien achten, zum Beispiel nur einen bestimmten Dünger verwenden. Mitarbeiter kontrollieren das.
Auch Cikirikci hat die Bananen-Bauern vor kurzem besucht. "Früher habe ich meine Sommerurlaube in der Türkei verbracht, das war das weiteste. Über die Arbeit war ich dann plötzlich in der Dominikanischen Republik. Da musste ich mich erstmal kneifen", sagt er und wirkt dabei immer noch etwas ungläubig. "Das macht was mit einem."
Als nächstes geht es für Cikirikci in die Elfenbeinküste. Nicht nur wegen der ungewöhnlichen Dienstreisen liebt "Bio Ben" seinen Job. "Du hast immer Action, egal was los ist. Ob der Abverkauf gut oder schlecht ist, du wirst auf jeden Fall mit der Ware beschäftigt sein. Das macht Spaß, es wird nie langweilig."
Über dieses Thema haben wir auch am 15.04.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Duisburg, 19.30 Uhr.