Heute beginnt in Geldern-Kapellen die Ernte: Die Sonne brennt. Pascal, Mike, Marco, Jaro und Tim stehen in der Hitze auf dem Feld. Die fünf Jugendlichen zwischen elf und 18 Jahren sind hier in der kleinen Gemeinde am Niederrhein inzwischen als die "Kartoffeljungs" bekannt.
Der 18-jährige Pascal Mazurkiewicz versucht mehrmals den alten Traktor zu starten. Endlich springt der Motor an. Mit dem Kauf des über 40 Jahre alten Oldtimer-Traktors hat sich Pascal einen großen Traum erfüllt.
Sie lieben alte Maschinen
Im Laufe der letzten Jahre wurde das Interesse an landwirtschaftlichen Maschinen immer größer. Pascal und seine Freunde haben Höfe besucht und in den Scheunen den ein oder anderen Oldtimer entdeckt. "Auf sämtlichen Höfen stehen noch alte Maschinen und Geräte, die von den Landwirten nicht mehr genutzt werden", sagt Pascal. "Für kleines Geld konnten wir einige der alten Maschinen in unseren Besitz bringen."
Biobauer Andre Hußmann unterstützt die Jungs. Der 43-Jährige hat ihnen ein 4000 Quadratmeter großes Feld zur Verfügung gestellt. "Als Pascal im Winter zu mir kam, war ich begeistert von der Idee. Die Jugend ist unsere Zukunft. Ich stehe ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite."
Am Vatertag im Mai wurden die Kartoffeln mithilfe einer Kartoffellegemaschine gepflanzt. Vier Jungs saßen auf der Maschine. Ein Signalton gab ihnen Bescheid, wann sie die nächste Kartoffel in den Boden legen müssen. Mehr zum Thema Kartoffelernte gibt es übrigens in diesem YouTube-Video von WDR Lokalzeit Land.Schafft.
Für die Kapellener Jungs gilt: Ohne Arbeit gibt es keine Kartoffeln. Als die Pflanzen etwa 20 Zentimeter hoch gewachsen waren, mussten die Jungs mit einer Hacke lockere Erde an die Pflanzen ziehen. Das nennt sich Anhäufeln.
Belana: Eine von weit über 100 gängigen Kartoffelsorten
"Wir haben uns für die Sorte "Belana" entschieden", sagt Pascal. "Sie ist eine festkochende Kartoffel, die sehr gut schmeckt", schwärmt er. Eine gepflanzte Knolle soll zwischen zehn und 20 Kartoffeln hervorbringen.
Die Kartoffeln werden hier natürlich biologisch angebaut. Es werden weder chemisch synthetische Pflanzenschutzmittel noch Kunstdünger eingesetzt. Für die Jungs heißt das, immer mal wieder Unkraut jäten, damit nichts die Kartoffelpflanzen überwuchert. Zudem müssen sie auch hin und wieder mit einer Hacke den Boden auflockern.
Mittags nach der Schule beginnt die Ernte
Rund drei Monate haben die Kartoffeln gebraucht, um zu wachsen und zu reifen. Wegen der vielen Regentage im Juli und August hatten die Kartoffeljungs auch mit Problemen zu kämpfen. An einigen Stellen hat sich die Kraut- und Knollenfäule breit gemacht.
Die Jungs sind gespannt. Gleich kommt der schon am Traktor angehängte Kartoffel-Roder zum Einsatz. Pascal ist fasziniert von der alten Technik. Mit Maschinen hat er auch beruflich zu tun. Er macht eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Er liebt es, an seinem Traktor zu tüfteln.
"Die Motorkraft des Traktors wird auf den Roder übertragen. Das hier ist die Zapfwellenkupplung. Die fahre ich jetzt nach hinten. Wenn ich die Zapfwellenkupplung dann loslasse, fängt der Roder an, sich zu drehen", erklärt der 18-Jährige.
Mike, Marco, Jaro und Tim sammeln die Kartoffeln mit den Händen auf. Schnell sind die ersten Körbe gefüllt. Sie sind stolz. Das hier ist ihr Erzeugnis. Pascal schneidet mit einem kleinen Messer eine Kartoffel durch. "Man sieht, sie ist groß, hat eine schöne gelbe Farbe und ist nicht von Faulheit oder Würmern befallen", sagt er.
Ein paar Tage wird es dauern, bis sie das Feld abgeerntet haben. Die Kartoffeln wollen die Jungs dann zusammen mit Bio-Bauer Hußmann verkaufen. Neue Ideen sammeln die jungen Hobby-Bauern aus Kapellen auch schon für ihr nächstes Projekt.
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR Fernsehen am 24. August 2023: Lokalzeit Duisburg, 19.30 Uhr.