Was sollten Anfänger über Dünger wissen? Aachener Biologe gibt Tipps

Städteregion Aachen | Landwirtschaft

Stand: 18.07.2024, 08:05 Uhr

So wie wir Menschen brauchen auch Pflanzen Nährstoffe, um wachsen und buchstäblich Früchte tragen zu können. Dabei hilft ihnen Dünger. Was es hier alles zu beachten gibt und ob sich Eierschalen und Kaffeesatz als Dünger eignen, erklärt ein Pflanzenbiologe aus Aachen.

Von Josefine Upel

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Was ist Dünger und warum brauchen Pflanzen ihn?

Damit es den Pflanzen auf unserem Balkon oder im Garten gut geht, reichen Erde, Wasser und Sonne oft nicht aus. Um wachsen zu können, brauchen viele Pflanzen zusätzliche Nährstoffe, die mithilfe von Dünger in den Boden gelangen. In der Natur ist das nicht nötig. "Ein Waldboden ist voller Leben und der Nährstoffkreislauf versorgt alle Pflanzen und Tiere. Das haben wir natürlich nicht in unseren Balkonkästen", erklärt Pflanzenbiologe Doktor David Spencer aus Aachen.

Wie viel zusätzliche Nährstoffe wir mithilfe von Dünger in den Boden geben müssen, hängt auch davon ab, welche Pflanzen auf dem Balkon oder im Garten wachsen sollen. Deswegen ist ein Blick auf die Verpackungshinweise der Pflanzen immer sinnvoll. Mehr Tipps zu ertragreichen Gemüseanbau im Garten oder auf dem Balkon findest du übrigens hier. Sogenannte Schwachzehrer brauchen wenig bis gar keinen Dünger. Dazu gehören zum Beispiel Ringelblumen, Borretsch, Lilien, Kresse, Feldsalat, Rucola, Erbsen, Radieschen oder Bohnen.

"Bohnen haben die beeindruckende Eigenschaft, dass sie selbst Stickstoff aus der Luft fixieren können. Das ist eine uralte Symbiose", erklärt Spencer. Bohnen brauchen deshalb in der Regel keinen Dünger. Sie seien auch besonders für den Anbau auf dem Balkon geeignet. Welche Pflanzen gerade auf dem Balkon als Anfänger sonst noch Sinn ergeben, erklärt Spencer im Gespräch mit der Lokalzeit.

Welche Pflanzen wachsen gut auf dem Balkon? 00:16 Min. Verfügbar bis 18.07.2026

Dass eine Pflanze Dünger braucht, merkt man unter anderem, wenn sich die Blätter gelb verfärben oder die Pflanze Wachstumsprobleme hat. Übrigens: Auch Zimmerpflanzen sollten in der Regel gedüngt werden.

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Künstlicher vs. natürlicher Dünger

Dünger gibt es als Granulat, Pulver oder flüssig und kommt vor allem im Frühjahr und Sommer zum Einsatz. Denn in dieser Zeit wachsen die Pflanzen besonders stark und brauchen dementsprechend auch viele Nährstoffe. "Im Winter kann man Düngen sein lassen, da gehen Pflanzen sowieso in eine Art Ruhezustand."

Sogenannter Blaukorndünger wird künstlich hergestellt | Bildquelle: ddp images/AndreaS

Es gibt zwei Arten von Dünger: Mineralische Dünger, auch Kunstdünger genannt, werden synthetisch hergestellt. Sie wirken schnell, können aber auch rasch zu einer Überdüngung führen, die Pflanzen und Boden schädigt. Organische Dünger wirken langsamer und bestehen aus tierischen und pflanzlichen Inhalten wie Kompost, Hornmehl, Schafwolle oder Vogelexkrementen.

Regenwürmer sind tolle Helfer im Garten | Bildquelle: WDR / Michel Debor Heidi

Spencer empfiehlt, aus Gründen der Nachhaltigkeit organischen Dünger zu nutzen, am besten selbst hergestellten. Der Biologe hat für seinen rund 500 Quadratmeter großen Garten eine Kompostecke. Außerdem hält er sechs Hühner in seinem Garten. Deren Mist arbeitet er in seine Beete ein.

Alle Dünger enthalten normalerweise Stickstoff, Phosphor, Kalium und verschiedene Spurenelemente. In Töpfen oder Kübeln können sich Pflanzen diese Nährstoffe nur begrenzt aus der Erde ziehen. Auch im Gartenboden sind meist nicht genug Nährstoffe für Pflanzen. Nährstoffreiche Böden, die sich unter anderem durch Regenwürmer auszeichnen, müssen allerdings deutlich seltener gedüngt werden als nährstoffarme Böden. Für motivierte Hobbygärtner und Fortgeschrittene ist es sinnvoll, Bodenproben in ein Labor zu schicken und so den Zustand genau analysieren zu lassen.

Universaldünger mit Langzeiteffekt

Wer lieber erstmal nicht seinen eigenen Dünger herstellen will, kann laut Spencer zu Universaldünger greifen. "Der ist völlig ausreichend für die meisten Pflanzen." Im Geschäft kann das schnell anders wirken: Hier reiht sich Spezialdünger an Spezialdünger. Die effizienteste Kombination ist ein Universaldünger mit Langzeiteffekt. Er versorgt die Pflanzen über mehrere Monate mit Nährstoffen und ist daher besonders für Hobbygärtner mit wenig Zeit interessant. Dünger ohne Langzeiteffekt muss normalerweise alle paar Wochen in den Boden gegeben werden.

Organische Universaldünger mit Langzeitwirkung bestehen zum Beispiel aus Hornspänen, also zermahlenes Horn von Schlachttieren, oder Schafwolle. "Es gibt aber auch Langzeitdünger auf Kleebasis, der sich über die Zeit langsam mit der Hilfe von Mikroorganismen im Boden zersetzt." Am günstigsten kommen Hobbygärtner mit selbst hergestelltem Dünger weg.

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Dünger selbst herstellen

Kostenlos und effektiv: Kompost

"Kompost ist das schwarze Gold des Gartens", sagt Spencer. Bei der Kompostierung verrotten biologisch abbaubare Produkte wie Küchen- und Gartenabfälle, Laub oder Grünschnitt. Mikroorganismen und Bodentiere zersetzen die Abfälle zu wahren Nährstoffbomben für Pflanzen. Das Ergebnis: der perfekte Dünger. "Wenn man einen Garten hat, lohnt sich definitiv eine Kompost-Ecke", meint Spencer.

Typischer Komposter für Gartenabfälle | Bildquelle: WDR / mauritius images / studiodiezwei

Aber auch für den Balkon ist es sinnvoll, Kompost herzustellen. Das geht mit speziellen Behältern, die Küchenabfälle teils unter Luftabschluss fermentieren lassen. "Dann entsteht ein Milchsäuremilieu, das im besten Fall dafür sorgt, dass keine Schimmelpilze entstehen, sondern der Abfall nur mit den natürlichen Mikroorganismen darin zersetzt wird." Nach ein paar Wochen lässt sich dann Flüssigdünger abzapfen oder der fermentierte Inhalt in das Beet oder den Balkonkasten einarbeiten.

DIY-Ideen: Bananenschalen, Kaffeesatz und Eierschalen

Im Internet gibt es die unterschiedlichsten Tipps für Do it yourself-Dünger. Einige davon kann der Pflanzenexperte Spencer nur bedingt empfehlen. "Bananenschalen zersetzen sich nur sehr, sehr langsam." Große Mengen davon eignen sich als Dünger deswegen für unsere Böden nicht gut, sagt er.

Auch beim Klassiker Kaffeesatz müssen Hobbygärtner aufpassen: "Kaffee ist ein saures Produkt, das den Boden ansäuert. Das finden manche Pflanzen gut, wie zum Beispiel Heidelbeeren. Die meisten Pflanzen mögen Säure aber nicht." Ein Dünger-Supertalent sind dagegen Eierschalen. "Die gehen immer." Die Kalkstückchen sind gut für den Boden. Unter anderem, weil sie den Boden auflockern und Luft in die Erde bringen. "Das ist für Pflanzenwachstum besonders hilfreich." Auch von Brennnesseljauche ist Spencer ein Fan. Den Dünger stellt er selbst jedes Jahr her.

Hier entsteht Brennnesseljauche als Pflanzendünger 00:32 Min. Verfügbar bis 18.07.2026

Vorsicht bei Pferdemist und Asche

Asche können Hobbygärtner ebenfalls gut für ihre Pflanzen nutzen, meint Spencer. Aber: Hier muss das Verhältnis stimmen. "Ein Teil Asche auf 10 Teile Erde ist in Ordnung." Auch bei Pferdemist gibt es Einschränkungen. Wenn er frisch ist, sei er oft zu scharf. Dadurch kann der Boden schnell überdüngt werden. Außerdem zieht Pferdemist Insekten an und damit potenziell auch Schädlinge. "Wenn ich eine Ladung Pferdemist von einem Freund oder einer Freundin mit Pferd bekommen kann, ist das toll. Dann würde ich den aber erst einmal in meinem Garten in eine Ecke legen und ein halbes Jahr lang liegen lassen." In der Zeit werden die organischen Bestandteile durch Mikroorganismen zersetzt und es entsteht eine Art Langzeitdünger, den Hobbygärtner gut einarbeiten können.