Vormittags Schüler, abends Club-Chefs: Drei Abiturienten retten Partylocation
Stand: 02.04.2024, 13:27 Uhr
Drei Schüler aus dem Kreis Minden-Lübbecke haben ihren eigenen Club eröffnet und damit die Partyszene in ihrer Heimatstadt wiederbelebt. Wenn sie nicht gerade für ihr Abitur lernen, kümmern sie sich um Einkauf, Buchhaltung und Eventorga - von ihrem Kinderzimmer aus.
Von Josefine Upel, Noah Brümmelhorst (Multimedia)
Das Licht ist bereits schummerig-blau, aus den Boxen ertönen die ersten Sounds. Marek Müller und Jendrik Wolfarth karren die letzten Getränkekästen in den Club, Jerome Kneller hilft dem ersten von insgesamt zwölf DJs beim Aufbau. Die Aufregung steigt. Noch einmal den Tresen abwischen, ein letzter Zapfhahn-Check. Es sind die finalen Handgriffe, bevor hier heute die große DJ-Night startet.
Geplant wurde die DJ-Night unter anderem aus dem Kinderzimmer: Die 18- und 19-jährigen Schüler Müller, Wolfarth und Kneller sind seit ein paar Monaten Clubbetreiber. Sie organisieren Partys und Events im "Kunstwerk", einer Location in der Lübbecker Innenstadt. Der ehemalige Betreiber hatte das "Kunstwerk" vor gut einem Jahr schließen müssen, damit war die einzige Partymöglichkeit für junge Leute in der Umgebung erst mal dicht. Müller, Wolfarth und Kneller entschieden sich, das Kunstwerk zu retten und wiederzueröffnen. Die Renovierung haben die Jungs alleine gestemmt und 5000 Euro in den Club gesteckt, Geld aus ihren Minijobs. Jetzt sind sie die vielleicht jüngsten Clubbesitzer in NRW.
Marek Müller erzählt, was seine Eltern über die Arbeit im Club denken
00:27 Min.. Verfügbar bis 02.04.2026.
Clubsterben in Deutschland
Die Zahl der Clubs in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Laut Statistischem Bundesamt gab es 2011 deutschlandweit noch über 2200 Clubs, 2021 waren es nur noch knapp 900. Ein Grund für das Clubsterben ist die Coronapandemie. Aber auch "Lärmbeschwerden, Mietsteigerungen, wachsende Behördenauflagen und steigende GEMA-Aufwendungen" seien Ursachen für den Rückgang. So haben es 2020 mehr als 140 Musikclubs und Veranstalter aus Hamburg in einer Petition für den Erhalt des Hamburger Nachtlebens formuliert.
Vormittags Schulbücher, nachmittags Buchhaltung
"War eine Schnapsidee, könnte man sagen", sagt Kneller grinsend und ist sichtlich stolz auf seinen Wortwitz. In Wahrheit ist das Ganze aber wohl gut durchdacht. Sie seien vertraglich abgesichert und könnten schnell aussteigen, erzählen die Jungs. Daran will aktuell aber niemand denken. Und wie läuft es mit dem Abi? "Das soll natürlich nicht darunter leiden, wir wollen das alle möglichst gut bestehen. Die Noten haben sich bisher auch nicht wirklich verschlechtert", meint Wolfarth. Definitiv eine Herausforderung bei der vielen Arbeit, die die drei Schüler in den Club stecken.
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Zurück im "Kunstwerk": Die Party-Nacht geht los und langsam füllt sich der Club. Dutzende Gäste bewegen sich im bunten Scheinwerferlicht zu Elektro-Musik. "Es ging mir nie besser!", "Für mich ist das der Ort, wo man hingeht, wenn man am Wochenende was machen will. Ist 'ne geile Sache, finde ich", "Ich hätte mich in meiner Schulzeit nicht getraut, sowas in Angriff zu nehmen. Ich finde das ziemlich stark", erzählen sie. Müller, Wolfarth und Kneller helfen zwischendurch an der Bar, der Garderobe oder am DJ-Pult, können die Party aber auch selbst genießen.
Wie läuft die DJ-Night?
00:22 Min.. Verfügbar bis 02.04.2026.
Wie es für die drei Clubbesitzer nach der Schulzeit weitergeht, wissen sie noch nicht genau – ein Jahr Auszeit und Studieren sind Ideen. Aber klar ist, "dass das 'Kunstwerk' auf jeden Fall weiterlaufen wird."
Über dieses Thema haben wir auch am 18.03.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.