Erst Regenrinne säubern, dann mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl das überflüssige Wasser aus dem Eimer schütten. Denn für Jürgen Korff ist eines klar: von dem Sand darf nichts verloren gehen. Für Laien sieht der Inhalt aus wie gewöhnlicher Schlamm, doch für den Hobby-Astronomen und seinen Kollegen Raimer Asmus ist es viel mehr als das: "Da sitzen Mikro-Meteoriten drin", sagt Korff.
Eigentlich arbeitet Korff in einem Chemiewerk in Marl. Doch seit einem Jahr macht er sich zusammen mit dem pensionierten Lehrer regelmäßig auf die Suche nach den kleinen Weltraum-Überresten. Maximal einen Millimeter groß sind die kosmischen Partikel. Ohne Mikroskop geht da nichts. Doch bis die Meteoriten-Jäger das Ergebnis bestaunen können, müssen sie einiges an Vorarbeit leisten. Und die beginnt dem Himmel etwas näher, als man vermuten mag: auf den Dächern des Münsterlandes. Aber wieso?
Jährlich 9.000 Tonnen Weltraumstaub
Laut Forschenden aus Frankreich fallen jährlich rund 9.000 Tonnen Weltraumstaub auf die Erde - mehr als 24 Tonnen pro Tag. Das bedeutet: Neben den seltenen Einschlägen größerer Meteoriten regnet es durchgängig kleinste Staubteilchen. Gute Chancen also für die Hobby-Astronomen aus dem Münsterland, tatsächlich etwas kosmischen Staub zu finden.
Mit der Dachrinnen-Ausbeute ist Korff dieses Mal zufrieden. "Das Laub ist natürlich uninteressant, aber das, was zwischen dem Laub liegt, das ist der Sand, und den suche ich. Das kann durchaus was werden." Dann beginnt die eigentliche Arbeit: Korff trennt die Spreu vom Weizen oder eher die Meteoriten vom Dreck. Ausgerüstet mit einem Eimer voll Wasser und einem einfachen Küchensieb wäscht Korff mit rhythmischen Bewegungen die kleinen Partikel heraus. "Das ist wirklich ein bisschen wie Gold sieben", sagt er. Grobes Material wie Laub, Federn oder Äste werden entsorgt, übrig bleibt ein kleiner Haufen Schlamm.
Ist der nasse Matsch getrocknet, kommt ein Magnet zum Einsatz. Meteoriten-Staub ist magnetisch. Die Münsterländer sortieren so noch mal aus, bevor die Partikel schlussendlich unter dem Mikroskop landen. "Das ist nur ein Brocken Rost", stellen Korff und Asmus fest. Doch dann: "Quatsch, da sind doch zwei nebeneinander. Der rechte ist ein Turtleback", sagt Korff. Der heißt tatsächlich so, weil er aussieht wie ein Schildkrötenpanzer. Das liege daran, dass die kleinen Teilchen kurz anschmelzen und dann wieder erstarren, sagt Asmus. "Dadurch entstehen ganz bestimmte Formen."
Das Weltall in den Händen halten
Aber woher kommt die große Leidenschaft für so kleine Partikel? "Das sind nun mal Partikel aus dem Weltall, die auf die Erde fallen und wirklich über vier Milliarden Jahre alt sind. Und wir können sie einfach mit unseren eigenen Händen anfassen - und dafür müssen wir nicht mal zum Mond fliegen", sagt Asmus. Einen materiellen Wert haben die Staubpartikel zwar nicht, doch für die Hobby-Astronomen ist es wie für Goldsucher: Der Nervenkitzel bei der Suche ist so groß, dass sie einfach nicht genug bekommen können.
Über dieses Thema haben wir am 07.03.2023 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland berichtet.