Realität vs. Minecraft: So sieht Lemgo in der Computerspielwelt aus / Quelle: Minecraft
00:33 Min.. Verfügbar bis 01.02.2026.
Meine Heimat in Pixeln: 17-Jähriger baut Lemgo in Minecraft nach
Stand: 01.02.2024, 08:15 Uhr
1.000 bis 1.500 Stunden hat er in sein besonderes Hobby gesteckt, schätzt Max Reineking. Der 17-Jährige baut seit Jahren seine Heimatstadt Lemgo im Computerspiel "Minecraft" nach. Er ist Teil eines Projekts mit einem ambitionierten Ziel, bei dem es um mehr als Lemgo oder Deutschland geht.
Von Simon Kaufmann
An diesem Tag geht es für Max erst einmal nicht an den Computer. Mit dem Bus fährt der 17-Jährige zur Lemgoer Nicolai-Kirche. Es ist eine von fünf Kirchen in der Innenstadt, aber dank ihrer zwei Türme mit unterschiedlichen Spitzen wohl die bekannteste - ein Wahrzeichen der Stadt. Max geht zielstrebig auf die Rückseite der Kirche zu. Er hat sein Handy dabei, um Fotos zu machen. Die will er später als Vorlage benutzen, um seinen virtuellen Nachbau fertigzustellen. Recherche im Real Life, wie Computerspieler oft das "echte Leben" nennen. Normalerweise reichen ihm Bilder aus dem Internet, doch ausgerechnet von der Kirche fehlen ein paar Fotos.
Um alles genau nachbauen zu können, zieht Max Reineking auch los und macht Fotos vor Ort
"Ich will möglichst genau sein, wenn ich die einzelnen Gebäude nachbaue. Hier vor Ort sind mir ein paar Details aufgefallen, die ich im Internet nicht sehen konnte", sagt der 17-Jährige. Das Projekt ist ihm wichtig. Er ist stolz darauf, dass seine Heimatstadt auf der virtuellen Weltkarte auftaucht.
Nicht nur Lemgo wird nach und nach im Computerspiel Minecraft nachgebildet. In Nordrhein-Westfalen sind auch die Wuppertaler Innenstadt, der Flughafen Essen-Mülheim, der Innenhafen in Duisburg und viele andere Ecken in Arbeit. Weltweit engagieren sich mehr als 15.000 Menschen in etwa 60 Teams an dem Projekt "Build the Earth". Irgendwann soll die ganze Welt virtuell nachgebaut sein.
Was ist Minecraft?
Im Spiel Minecraft bewegen sich Spieler am Computer in einer komplett offenen Welt. Die gesamte Welt besteht aus würfelförmigen Blöcken. Spieler können diese Blöcke abbauen und neu zusammensetzen, zum Beispiel um Häuser, Burgen und andere Gebäude zu bauen. Minecraft hat zwei grundsätzlich verschiedene Spielweisen: In einer geht es ums Überleben - der Spieler muss Ressourcen sammeln und ist Gefahren ausgesetzt. Im kreativen Modus gibt es keine Bedrohungen und der Spieler hat alle Ressourcen unbegrenzt zur Verfügung.
Minecraft ist mit über 300 Millionen verkauften Exemplaren das meistverkaufte Computerspiel. Laut einer Umfrage des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest ist es das beliebteste Videospiel unter deutschen Jugendlichen.
Ein Herzensprojekt
Max ist bei dem Projekt schon von Anfang an dabei. Er gehört zu den ersten Teilnehmern. Andere Spieler haben Sehenswürdigkeiten nachgebaut. Den Eiffelturm, das Brandenburger Tor, die Freiheitsstatue. Max hat sich für etwas anderes entschieden: den Lemgoer Stadtteil Entrup. Drei Jahre hat er allein dafür gebraucht. Max ist in Entrup geboren und aufgewachsen. Für ihn ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. "Es ist einfach besonders, die Häuser und Straßen nachzubauen, wo ich früher mit Freunden gespielt habe und immer noch jeden Tag herumlaufe", sagt er.
Gebaut wird rund um die Welt, viele Sehenswürdigkeiten stehen schon
Deshalb bleibt Max lieber bei seiner Heimat. Seine Arbeit hat in der Minecraft-Welt für Aufsehen gesorgt, obwohl das beschauliche Entrup nicht gerade weltbekannt ist. Max' Bauprojekt ist eine der größten zusammenhängenden Flächen, die in der Minecraft-Welt bisher entstanden sind. Etwas mehr als zwei Quadratkilometer ist Entrup groß.
Die nachgebaute Ortschaft kommt auch bei Freunden und Familie gut an
00:24 Min.. Verfügbar bis 21.12.2025.
Es kommt auf die Details an
Im virtuellen Nachbau können Spieler durch die gesamte Ortschaft laufen. Vorbei am Kindergarten, dem Park und der Bushaltestelle - alle sind genau da zu finden, wo man sie erwarten würde. Auch die Wohnhäuser stehen alle am richtigen Ort. Bei ihnen achtet Max allerdings genau darauf, dass sie nicht zu detailgenau nachgebaut werden, um die Privatsphäre der Besitzer zu schützen.
Max hat sein Heimatdorf Entrup schon fast fertig gebaut
Zurück an seinem PC legt sich Max die Fotos der Kirche zurecht, die er vor zwei Stunden gemacht hat. Das Gebäude ist eigentlich schon vollständig, nur die Rückseite muss er nach seinem Ortstermin noch einmal restaurieren. Die Kirchenfenster sind nicht exakt an der richtigen Stelle und es fehlt eine versteckte Eingangstür.
Max arbeitet schnell und gezielt. Tippt Befehle in seine Tastatur, ohne auf die Buchstaben schauen zu müssen. Er tauscht Blöcke aus, gestaltet neue Fenster und eine Ecke für die kleine Tür. Dann ist die Lemgoer Nicolai-Kirche fertig, komplett originalgetreu. Nur die Innenstadt drumherum fehlt noch.
Über dieses Thema haben wir auch am 20.12.2023 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.