Schützenhofbunker: Wohnen hinter zwei Meter dicken Mauern
Stand: 04.10.2023, 13:18 Uhr
Auch, wenn er mittlerweile umgebaut wurde: Der nackte Beton und eine Gedenktafel zeugen noch von der Vergangenheit des Schützenhofbunkers in Münster, wo vor 80 Jahren über tausend Menschen Zuflucht fanden. Heute wohnt Max Greshale hier.
Von Hanna Makowka (Text) und Markus Schröder (Multimedia)
"Sieht erstmal aus wie eine normale Wohnung", sagt Max Greshale, während er in seinem Wohnzimmer steht. Doch die Wohnung des 19-jährigen Studenten ist nicht normal. Das sieht man an den grau-beigen Betonwänden hinter ihm. Während er spricht, hört man es auch. Denn seine Wohnung ist durch die kahlen Wände sehr hallig. Greshale wohnt in einem umgebauten Hochbunker. Geplant war das nicht, erzählt der 19-Jährige, der für sein Studium hergezogen ist: "Ich wollte erstmal überhaupt eine Wohnung finden in Münster." Seit mittlerweile einem Jahr wohnt er hier. "Ich finde es schon spannend, dass es ein Bunker ist."
Dass das Gebäude mal ein Bunker war, ist von außen noch deutlich zu erkennen
In Greshales Wohnung dominiert der Beton-Look. Dem Studenten gefällt das. Zum Glück, denn "die Wände hätte ich nicht streichen dürfen, weil das alles denkmalgeschützt ist." Greshale fühlt sich hier wohl.
Wie sieht eine Wohnung im Bunker aus?
00:20 Min.. Verfügbar bis 04.10.2025.
Der über 60 Meter lange Schützenhofbunker wurde 1941 gebaut. Als einer von zehn Hochbunkern in Münster konnten hier im Notfall bis zu 1400 Menschen untergebracht werden. Am 18. November 1944 schlug eine Bombe in den Bunker ein. 68 Menschen starben durch den Detonationsdruck. Daran erinnert heute noch eine Gedenktafel an der Außenseite des Bunkers.
Gedenktafel an der Außenseite
Von innen sieht man nichts mehr davon. "In dieser Wohnung ist das geschehen", erzählt Johannes Kuhr. Er steht im Flur und zeigt auf eine weiße Wohnungstür, die zwischen Betonwänden liegt. Kuhr gehört der Schützenhofbunker. "Aber die Schäden haben wir beseitigt."
38 Wohnungen gebe es hier insgesamt, erzählt Kuhr, während er durch das Treppenhaus des Bunkers läuft. Auch hier hallen seine Schritte von den Stufen der Treppe wider. Doch bis es so weit war, musste einiges umgebaut werden. Eine der größten Schwierigkeiten war der Denkmalschutz. Der Bauherr musste jahrelang mit dem Amt für Denkmalschutz verhandeln, bis sich beide Seiten letztendlich geeinigt hatten. An der Nordseite des Bunkers wurde nicht viel verändert. Hier ist die alte Form des Gebäudes noch gut zu erkennen. Aber die ganze Südseite wurde aufgerissen, um ein helles Wohnen zu ermöglichen. Fast alle Wohnungen sind in diese Richtung ausgerichtet worden mit Balkonen und Terrassen.
Südseite des Bunkers
"Die Wohnungen in der zweiten Etage sind erstaunlicherweise die beliebtesten", meint Kuhr. Sie liegen direkt unter der alten Außendecke des Bunkers. Die musste beim Umbau abgefräst werden. Die Betondecke ist dadurch nicht nur in der typischen Betonfarbe, sondern auch uneben. So entsteht besonders viel "Bunker-Flair".
Die größte Herausforderung beim Umbau: Fenster einbauen in Wände aus Beton, die über zwei Meter dick sind. Doch auch das wurde mit Hilfe einer Spezialsäge geschafft. Und einen Vorteil haben die dicken Wände: "Man kriegt von den Nachbarn gar nichts mit. Da ist auch schon mal der Feuermelder angegangen. Man hört gar nichts."
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR Fernsehen am 14.09.2023: Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.