Marian Ferdyn stellt einen gedruckten Gasthof auf einen Tisch

Warum der Herr der Drachen und Zwerge in Bielefeld lebt

Bielefeld | Heimatliebe

Stand: 17.03.2023, 12:45 Uhr

Marian Ferdyn verkauft selbst hergestellte Fantasy-Figuren - aber nur, wenn sie den eigenen Spiele-Test überstehen.

Von Joanna Figgen (Text) und Kolja Selker (Multimedia)

Im Gasthof wird gesoffen, gerauft und um Gold gespielt. Hinter der Theke zapft der Wirt die nächste Runde Bier, in der Küche wird das zünftige Abendmahl über dem offenen Feuer zubereitet. Weinflaschen liegen umgekippt herum. Soeben hat eine Gruppe Neuankömmlinge den Raum betreten. Am Glücksspieltisch kochen die Gemüter höher.

Das ist die Szenerie des Rollenspiels, das Marian Ferdyn für seine Freunde vorbereitet hat. Es ist ein Tisch-Rollenspiel - ein Mix aus Gesellschaftsspiel, Erzählung und aus Improvisationstheater. Meistens finden Tisch-Rollenspiele nur in der eigenen Vorstellung statt. Diese Gruppe spielt allerdings mit richtigen Figuren in richtigen Gebäuden. Jede einzelne von Ferdyn selbst in Bielefeld produziert.

Der Gasthof - Marian Ferdyns neuster 3D-Druck

lokalzeit.de 00:16 Min. Verfügbar bis 17.03.2025

Berufliche Neuausrichtung: Fantasy-Figuren

Etwa 6500 3D-gedruckte Miniaturen bietet der 31-Jährige in seinem Online-Shop "Koboldnest" an. Riesen, Feen und Dinosaurier gehören genauso zu seinem Angebot wie Ägyptische Barken, Krabbenschiffe, das Buch der Schatten oder drohende Orks. Wer im "Kobolnest" shoppen will, der muss auch seine Sprache sprechen.

Eigentlich hat Ferdyn Soziologie studiert. Nach seinem Abschluss entschied er sich aber, seine beiden Hobbys zum Beruf zu machen: 3D-Drucken und Fantasy-Rollenspiele. Sein Traum war es sämtliche Fantasy-Figuren und -Welten zum Kauf anzubieten, natürlich alle selbst produziert. "Der Aufwand erschien mir nicht so groß und da habe ich mir gesagt, ich probiere es einfach mal aus", sagt Ferdyn.

Mit Erfolg, 2020 ging das "Koboldnest" online. Leben kann Ferdyn von seinem Online-Shop zwar noch nicht, aber die Zahl seiner Verkäufe wächst: mehrere Tausend Druckobjekte sind es jedes Jahr. Wenn es nach dem 31-Jährigen ginge, sollten aber nicht nur die Verkaufszahlen steigen, sondern auch das Angebot. "Ich sehe jeden Tag Sachen und Figuren, die ich gerne anbieten würde einfach, weil ich die Figur persönlich cool finde", sagt Ferdyn.

Drache aus dem 3D-Drucker

Die Figuren als Kreativitätsbrennglas

Seit zwei Jahren spielen der Bielefelder und seine Freunde regelmäßig alle zwei Wochen, um die neusten Modelle von Ferdyn ausprobieren. Manchmal sitzen sie für so ein Spiel einen ganzen Tag zusammen. Jede einzelne Figur zählt. Aber warum eigentlich? "Wenn ein Zwerg eine Axt hat, wird er regeltechnisch anders behandelt, als wenn er ein Schwert trägt", sagt Ferdyn. Das nehmen die Regelwerke der verschiedenen Spiele sehr genau. Für viele Spielern kurbeln die detailreichen Drucke aber auch einfach die Kreativität an.

Fantasy-Rollenspiele

Unterschieden wird zwischen Live-, Computer- oder Tisch-Rollenspielen. Eines der bekanntesten Tisch-Rollenspiele ist "Dungeons & Dragons". Die Hauptmerkmale dieser Spiele sind:

  • Die Spieler und Spielerinnen nehmen fiktive Rollen ein. Die Charaktere erleben Abenteuer, die mit dem Erreichen eines Ziels enden.
  • Ein Spielleiter führt durch das Spiel. Spielregeln sowie Handbücher für die Spielwelt und die Rollen setzen den Rahmen.
  • Stift und Zettel sind sinnvoll, um sich Notizen zum Spielverlauf zu machen. Spiele können Stunden bis Tage dauern.

So ist auch die Bezeichnung "Pen-&-Paper-Rollenspiel" entstanden. Klar ist: Rollenspiele brauchen Fantasie.

"Der Hauptgrund aus dem ich das Ganze mache ist, dass es mir sehr viel gibt, wenn ich sehe, dass andere Leute Spaß haben und zwar durch Dinge, die ich herstelle", sagt Ferdyn.

3D-Drucker als beste Mitarbeiter

Also stellt er her. Aber nicht ganz alleine. Die 3D-Drucker sind seine besten Mitarbeiter. Für einen 3D-Druck wird zunächst eine digitale Zeichnung von einem Gegenstand angefertigt und diese dann in einem bestimmten Material Schicht für Schicht hergestellt. Am Ende wird das Gebilde durch spezielles Licht ausgehärtet. Pro Zentimeter braucht ein 3D-Drucker etwa eine Stunde. Das bedeutet, für ein größeres Modell, wie das eines Drachen, können schon mal 12 bis 13 Stunden Wartezeit anfallen.

3D-Drucker druckt Fantasy-Welt

lokalzeit.de 00:16 Min. Verfügbar bis 17.03.2025

Neue Welten erschließen ist für Ferdyn aber nicht nur eine Frage der Fantasie. Sein nächstes großes Ding: Er will den Onlineshop auf Englisch übersetzen.

Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Fernsehen am 27.02.2023: Lokalzeit aus Ostwestfalen-Lippe, 19:30 Uhr.