Korn aus Waltrop: Wie zwei 27-Jährige den Schnaps neu erfinden wollen
Stand: 04.07.2023, 17:01 Uhr
Korn. Das bedeutet für viele minderwertiger Alkohol, Kopfschmerzen und viel zu dunkle Eckkneipen. Zwei Freunde aus Waltrop wollen der Spirituose ein neues Image verpassen.
Von Martin Henning (Text) und Nicole Werner (Multimedia)
Behutsam nippt Fabian Bröggelhoff am kleinen Gläschen und lässt den Korn an seiner Zunge wirken. Die Augenbrauen gehen positiv überrascht nach oben. Auch sein Kollege Jens Benthaus darf mal testen. Doch warum ausgerechnet Korn?
Korn aus Waltrop: 27-Jährige kämpfen für ein neues Image
Die beiden 27-jährigen Bröggelhoff und Benthaus aus Waltrop haben ein Ziel: Korn modern machen. Die Spirituose hat zwar eine 500 Jahre alte Tradition, aber auch einen schlechten Ruf. Das wollen sie ändern.
Bröggelhoff wurde die Leidenschaft für die Kornherstellung in die Wiege gelegt. Schon sein Uropa brannte Korn, seine Eltern führten die Tradition in der familieneigenen Brennerei weiter. "Wir Kinder haben hier immer angepackt. Ich war mehr in der Brennerei als im Haus meiner Eltern", sagt er lächelnd. 2021 gingen er und Benthaus dann mit ihrem eigenen Produkt an den Start.
Von der Idee zum eigenen Produkt: So ging es los
00:59 Min.. Verfügbar bis 12.06.2025.
Kommt der Korn-Hype?
Dabei setzen sie auf verschiedene Korn-Varianten. So reift eine Sorte bis zu 16 Monate im Eichenfass. Alle paar Monate probieren sie ihr Produkt und überwachen den Reifeprozess. Schließlich ist die Spirituose mit bis zu 45 Euro pro Flasche nicht gerade günstig. Da muss alles stimmen. Das soll sich auch im Geschmack abzeichnen. Deswegen empfehlen beide, ihr Getränk nicht eiskalt zu trinken, sondern bei Raumtemperatur.
Fabian Bröggelhoff und Jens Benthaus probieren ihren Korn aus dem Eichenfass
00:42 Min.. Verfügbar bis 12.06.2025.
"Wir merken, dass immer mehr Bereitschaft da ist für besondere Qualität. Mal lieber ein Gläschen statt einer Flasche. Unser Produkt ist für die besonderen Momente, nicht für ein Schützenfest", sagt Bröggelhoff.
Beide setzen darauf, dass sich der Markt für Korn ähnlich entwickelt wie der des Gins. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der weltweite Absatz mehr als verdoppelt. Vor allem regionale Produkte mit guter Qualität und nachhaltiger Herstellung sind gefragt. Wenn es nach Fabian Bröggelhoff und Jens Benthaus geht, ist nach dem Gin der Korn dran.
"Korn ist das ehrlichste Produkt"
Korn herzustellen war für beide ein aufwendiger (Lern-)Prozess. Den Großteil haben sich die beiden Freunde selbst beigebracht. "Die Fassreifung ist viel komplizierter, als man denkt. Der Lagerort, welche Holzart man nimmt, wie das Fass von innen bearbeitet ist - das alles beeinflusst den Geschmack", sagt Benthaus. Auch die Qualität des Getreides sei entscheidend, mit welchen Hefen man arbeite, wie gemaischt und mit welcher Technik und wie sauber destilliert werde.
Für Korn haben sich die Freunde aber nicht nur wegen Bröggelhoffs Familiengeschichte entschieden. "Der Korn ist das ehrlichste Produkt", sagt Bröggelhoff. Denn er hat wie das Bier ein eigenes Reinheitsgebot. Er darf nur im deutschsprachigen Raum produziert werden, die Brenner dürfen nur fünf Getreidesorten einsetzen, keine Aromen und keinen Zucker zusetzen.
Junge Zielgruppe erreichen
Noch können die 27-jährigen Unternehmer nicht von ihren Spirituosen leben. Benthaus arbeitet als Architekt, Bröggelhoff als Versicherungsmakler. Doch ihre Produkte stehen in immer mehr Regalen von Weinhandlungen und Restaurants. Die Freunde wollen jüngere Kunden über Korn-Tastings heranführen und arbeiten an einer Cocktailrezept-Karte.
Über das Thema haben wir auch am 01.06.2023 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Dortmund, 19.30 Uhr.