Märchenzauber und Dorffeeling im Kölner Veedel Holweide
Stand: 23.10.2024, 16:33 Uhr
Ein Besuch in Köln-Holweide führt zu märchenhaften Ecken und Menschen, die ihre Heimat lieben. Was das Veedel besonders macht.
Von Josefine Upel, (Text) und Manuela Klein (Multimedia)
Mit einem gleichmäßigen Plätschern stürzt der Strunder Bach einen kleinen Wasserfall hinab. An der roten Backsteinmauer daneben hängt das alte, stillstehende Mühlrad der Iddelsfelder Mühle. Im 15. Jahrhundert mahlten im kleinen Holweide gleich mehrere Mühlen. "Aber die Iddelsfelder Mühle hat das einzige noch erhaltene vollständige Mühlrad mit komplettem Werk in Köln", erzählt Thomas Gladisch, Vorsitzender der Bürgervereinigung Holweide. Die Mühle ist eine von vielen Besonderheiten im Kölner Stadtteil Holweide.
Was es mit Bachgrafen an der Iddelsfelder Mühle auf sich hat
00:12 Min.. Verfügbar bis 23.10.2026.
Gladisch ist einer von knapp 21.000 Einwohnern in Holweide, bei Kölnern auch bekannt als "Hollwigg". Der Stadtteil gehört seit 1914 zu Köln und liegt rechtsrheinisch im Bezirk Mülheim. Hier haben wir uns Mülheim mal genauer angeschaut. Viele kennen Holweide nur von der Durchfahrt. Denn die viel befahrene Bergisch-Gladbacher-Straße teilt den Ort. "Aber wenn wir nur zwei Minuten zu Fuß weitergehen, sehen wir Wiesen, Kühe oder die Isenburg und das macht es hier aus. Das ist das Schöne hier", sagt Gladisch. Die Isenburg, ein alter Rittersitz aus dem 14. Jahrhundert, ist heute eine private Wohnanlage.
Eine besondere Holweider "Taufe"
Wenn Gladisch über sein Veedel spricht, schwingt Stolz in seiner Stimme mit. Der 46-Jährige ist Holweider durch und durch. Am Strunder Bach an der Iddelsfelder Mühle kommen Kindheitserinnerungen hoch, über die er herzlich lachen kann. Früher führte der Bach an einer alten Baumwollbleicherei vorbei und war so dreckig, dass er auch Stinkebach genannt wurde. "Für uns Kinder war es immer eine Mutprobe, dort zu spielen und nicht reinzufallen. Das hat gestunken, wie die Hölle. Wenn man aber reingefallen ist, war man ein echter und getaufter Holweider. Ich bin als Kind sogar zweimal reingefallen." Bald sollen auf dem Gelände der alten Baumwollbleicherei 250 Wohnungen entstehen.
Woher kommt der Name Holweide?
00:13 Min.. Verfügbar bis 23.10.2026.
Der Rundgang durch Holweide führt weiter zur sogenannten Märchensiedlung an der Grenze zum Stadtteil Dellbrück. Kopfsteingepflasterte Wege schlängeln sich hier durch die Straßen. Ein hübsches Haus reiht sich an das nächste. Die sorgfältig gepflegten Vorgärten lassen erahnen, welche Gartenpracht sich hinter den Häusern verbirgt. Ganz nach den Vorstellungen des jüdischen Architekten Manfred Faber. Dieser brachte in den 1920er-Jahren die Idee der romantischen "Gartenstadtsiedlung" aus England nach Holweide, erklärt Gladisch.
Liebesgeschichten aus der Märchensiedlung
Straßennamen wie "Rapunzelgäßchen", "Dornröschenhecke" oder "Drosselbartstraße" verleihen der Siedlung mit ihren 181 denkmalgeschützten Häusern einen märchenhaften Zauber. Wie im Märchen klingen hier auch die Liebesgeschichten der Bewohner: "Mein Papa ist im Froschkönigweg groß geworden, dann in den Rotkäppchenweg gezogen und hat das Rotkäppchen geheiratet", erzählt Susanne Weiß beim Besuch von Thomas Gladisch und blickt zu ihrer Mutter. "Ich bin das Rotkäppchen", erklärt diese lachend. Die Familie stellt schon in fünfter Generation einen eigenen Holweider Kräuterlikör her.
Die Märchensiedlung in Köln-Holweide versprüht einen besonderen Charme
Eine weitere Spezialität von hier: der Hollwigger Brocken im "Bistrorant", ein halbes Kilo Schweinekotelett mit Pommes Frites und Krautsalat. Gabischs Augen leuchten bei diesem Anblick. "Der ist so großartig wie Holweide selbst. Und deshalb will ich hier gar nicht mehr weg. Auch wegen der Leute, dem Zusammenhalt", sagt er. Denn Gabisch ist nur einer von vielen, die das Veedel lieben.
Über dieses Thema haben wir auch am 15.07.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr