Manfred Esser steht hinter der Kinokasse

Film ab! Popcorn-Manni und seine Liebe für das Kino

Landkreis Heinsberg | Heimatliebe

Stand: 07.01.2024, 09:13 Uhr

Eigentlich war Manfred Esser nur ein kinoverrückter Jugendlicher. Jedes Wochenende besuchte der damals 16-Jährige den Corso Filmpalast in Hückelhoven. Das ist 40 Jahre her. Und Esser? Der blieb. Bis heute. Wenn auch in anderer Rolle.

Von Katja Stephan

Im Vorraum des Kinos ist es kalt und dunkel, als Manfred Esser gegen 13 Uhr die Tür aufschließt. Ein leichter Popcorn-Geruch liegt in der Luft. Der wird in den nächsten zehn Stunden nur stärker werden. So lange hat Esser heute Dienst. Eine seiner Hauptaufgaben wird es sein, die Kinobesucher mit Snacks zu versorgen. Sein Spitzname: Popcorn-Manni.

Als Erstes stellt er in den beiden Kinosälen die Heizung an. Insgesamt 106 Sitzplätze hat das kleine Kino aus den 50er-Jahren. Damals gab es 19 Kinos in der Umgebung. Heute sind es keine fünf mehr. Sein Alter sieht man dem Filmpalast kaum an. Der Eigentümer hat alles mehrfach modernisiert und die Technik digitalisiert. Viel hat sich verändert in den vergangenen Jahrzehnten. Andere Kinos verschwanden. Nur Esser nicht. Der ist immer geblieben.

Sechs Tage die Woche hinter der Kinotheke

Zurück hinter der Theke füllt er Mais und jede Menge Zucker in die Popcorn-Maschine. Esser ist Mitte fünfzig. Schwarzer Pullover, graues Haar, tiefe Stimme. Ein verschmitztes Lächeln erscheint in seinem Gesicht, wenn man ihn fragt, warum er hier so gerne arbeitet, sechs Tage die Woche, seit so langer Zeit.

Was macht Manfred Esser an seiner Arbeit im Kino Spaß?

00:23 Min. Verfügbar bis 07.01.2026

Wenig später füllt sich der Vorraum des Kinos. Eine Familie will den neuen "Pumuckl"-Film sehen. Ein älteres Ehepaar freut sich bei nasskaltem Wetter über einen gemütlichen Kinotag und den Film "Tribute von Panem". Um 14 Uhr hat Esser acht Tickets verkauft. Er hofft, dass die Vorstellungen am Nachmittag und am Abend besser besucht werden.

Kino in der Krise?

In NRW gab es 2022 laut Filmförderungsanstalt 273 Kinos. Allerdings ging der Ticketverkauf im Vergleich zu 2019 bundesweit um 34 Prozent zurück. Dazwischen lag die Corona-Pandemie, die viele Kinobetreiber zu wochenlangen Schließungen zwang.

Heinz Dohmen, Essers ehemaliger Chef, hat mit seinem Filmpalast schon viele Krisen überstanden. Inzwischen hat sein Sohn das Kino übernommen. Er weiß die Unterstützung von Esser noch immer zu schätzen.

Esser unterstützt Senior-Chef Heinz Dohmen und dessen Sohn an allen Ecken

00:40 Min. Verfügbar bis 07.01.2026

Dohmens Eltern hatten das Kino 1956 eröffnet. Dohmen übernahm und leitete den Filmpalast viele Jahre. Er war es auch, der vor 40 Jahren einen kinoverrückten Jugendlichen unter den Besuchern entdeckte. "Manni ist mir aufgefallen, weil er jedes Wochenende ins Kino kam. Weil er immer freundlich und hilfsbereit war, habe ich ihn gefragt, ob er mir nicht helfen kann beim Abreißen der Kinokarten. So fing alles an."

Treu, zuverlässig, immer pünktlich, nie krank. Senior-Chef Heinz Dohmen über seinen Mitarbeiter

Immer im Kino, fast nie im Film

Erst arbeitete Esser nur abends und am Wochenende. Seit zehn Jahren ist er fest angestellt. Sechs Tage die Woche steht er hinter der Kinotheke, kontrolliert Eintrittskarten, verkauft Getränke, Chips und natürlich Popcorn. Jeder, der das Kino kennt, kennt auch Esser. "Ein Urgestein."

Der Eingang des Corso Filmpalastes in Hückelhoven

Jeden Samstag und jeden Sonntag besuchte Manfred Esser als 16-Jähriger den Corso Filmpalast in Hückelhoven

Wer glaubt, Esser hätte Zeit, sich selbst mal einen Film anzuschauen, liegt falsch. Kaum schließen sich die Türen der beiden Kinosäle, füllt Esser den Kühlschrank auf, hängt Plakate auf und bereitet die Popcorn-Maschine auf den nächsten Einsatz vor. "Wenn ich in diesem Jahr drei Filme gesehen habe, dann ist das viel. "Fast and Furious" habe ich mir angesehen, da kenne ich auch alle anderen neun Teile. Aber "Barbie" war nichts für mich. Zu viel rosa." Esser lacht etwas verlegen und greift zum Besen. In Saal zwei gehen die Türen auf. Der Film ist zu Ende, Esser muss Müll und Popcornreste einsammeln. Die nächsten Kinogäste warten schon.

Über dieses Thema haben wir auch am 24.11.2023 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Aachen, 19.30 Uhr.