Sie sind überall. Vor dem Spiegel, am Tischbein oder im Kühlschrank. In der Küche, im Schlafzimmer und auf der Toilette. Hunderte von ihnen kleben um die Wette. Sie zeigen zum Beispiel den ersten Fußabdruck auf dem Mond, eine Ente oder ein rotes Herz mit dem Schriftzug "Ruhrgebiet".
Und mittendrin: Markus Hüsener. Mit leuchtenden Augen führt er durch seine Wohnung in Herne. Wer ihn besucht, weiß gar nicht, wohin er zuerst schauen soll. Fast 2.000 Sticker hat der Rentner schon gesammelt und geklebt. Und kein Fleck in seiner Wohnung ist vor Hüseners Leidenschaft sicher.
Ob Sticker, Briefmarken oder Münzen: Sammelleidenschaften gibt es viele. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Bahn von 2017 sammelt über die Hälfte der Deutschen. Besonders häufig sind es demnach alle Arten von Stofftieren, Figuren und Puppen.
Rund ein Viertel der Sammelnden gibt dabei als Grund an, dass es sie einfach glücklich mache. "Beim Sammeln aktivieren wir unser Belohnungssystem im Gehirn", erklärt Professor Dr. Christian Elger, Neurologe am Universitätsklinikum Bonn, in einer Mitteilung zur Umfrage. "Das sogenannte Glückshormon Dopamin wird ausgeschüttet und verschafft uns ein besonderes Wohlgefühl."
Markus Hüsener verwirklicht Kindheitstraum
Einen speziellen Stil verfolgt Markus Hüsener mit seiner Sticker-Sammlung nicht. Er sammelt querbeet. Ein paar Regeln gibt es aber: "Keine Aufkleber, die politischen Nonsens verbreiten, keine gewaltverherrlichenden Aufkleber, keine sexistischen Aufkleber", erklärt der Ingenieur. "Ansonsten aber alles, was schön und bunt ist." Hüsener ist froh, seine Leidenschaft für Aufkleber leben zu dürfen.
"Meine Frau findet das auch toll", sagt Hüsener. Schließlich wartet auf sie selbst in den eigenen vier Wänden noch die eine oder andere Überraschung. In jeder Ecke der Wohnung gibt es immer wieder neue Bildchen zu entdecken.
Sticker-Pionier aus NRW
Einer der führenden Hersteller von Aufklebern, wie wir sie heute kennen, stammt tatsächlich aus Nordrhein-Westfalen. Im Keller der Papiergroßhandlung seines Vaters fertigte Werner Jackstädt aus Wuppertal laut der Dr. Werner Jackstädt-Stiftung 1949 erste Selbstklebe-Postkarten. In den 50er-Jahren habe er die Produktion schließlich komplett auf selbstklebende Papiere und Folien umgestellt. Und das mit international großem Erfolg. Im Jahr 2001 habe der Konzern einen Umsatz von rund 1,2 Milliarden D-Mark erzielt. Vor seinem Tod verkaufte Jackstädt seine Firmengruppe schließlich in die USA.
Aufkleber-Sammlung wächst weiter
Über die Jahre ist aus Hüseners Wohnung ein Aufkleber-Museum geworden. Und auch vor seinem Auto hat er nicht Halt gemacht. Hier gibt es allerdings eine klare Linie: Alle Aufkleber dürfen ausschließlich schwarz-weiß sein. Sie müssen ja zur Zebra-Lackierung passen. "Ihr glaubt nicht, wie viele Menschen mir die Vorfahrt geben, obwohl ich sie gar nicht habe." Hüsener lächelt. "Einfach nur, weil sie es nett finden."
Fast alle Sticker hat der Rentner aus dem Secondhand-Kaufhaus Martin in Bochum. Hier gibt es immer noch etwas Neues zu entdecken. Und daran, mit seiner Sammlung aufzuhören, denkt Hüsener nicht. Im Gegenteil: "Ich brauche bald eine neue und größere Wohnung", sagt er und lacht. Ein Umzug könnte allerdings eine klebrige Angelegenheit werden.
Über dieses Thema haben wir auch am 14.08.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.