Hochrote Köpfe, tränende Augen und verzogene Gesichter: Solche Szenen kennt Gerd Herzog aus seinem Imbiss in Wanne-Eickel. Seit 30 Jahren serviert er hier die nach eigenen Angaben schärfste Currywurst der Welt. Und wer sich an die herantraut, hat meist richtig zu kämpfen.
Scharfes Essen kann laut Landeszentrum für Ernährung in Baden-Württemberg gesund sein – in Maßen. Der Körper schütte Endorphine aus und das Capsaicin, das für die Schärfe von Chilis verantwortlich ist, kurbele die Verdauung an.
Schärfste Currywurst der Welt nicht für jeden geeignet
Die Schärfegrade von Herzogs Currywurst reichen von Stufe 1, also mild, bis 10, das sind 16 Millionen Scoville. Das gilt sogar als gesundheitsgefährdend. Bei Herzog bekommt deshalb niemand direkt eine Currywurst auf Stufe 10 serviert. Jeder muss sich erst einmal langsam herantasten.
Was bedeutet die Scoville-Skala?
Die Schärfe von Produkten auf Paprika- beziehungsweise Chili-Basis wird häufig in Scoville angegeben. Der Wert besagt, mit wieviel Millilitern Wasser das Produkt verdünnt werden muss, bis es gerade noch scharf schmeckt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellt infrage, inwiefern Lebensmittel ab rund 100.000 Scoville überhaupt noch als sicher gelten können.
Von vielen Kunden hört Herzog, sie würden bei den höheren Härtegraden seiner Wurst nur noch Schärfe schmecken, nichts mehr vom Gericht selbst. "Wenn man es nicht kann, schmeckt man auch nichts", sagt der Imbissinhaber. "Das kannst du dir nur antrainieren". Und einige Kunden wollen genau das.
Herzog macht sich schlau und experimentiert mit den schärfsten Chilis der Welt. Daraus wird zunächst die Soße Nummer sieben.
Beim Selbsttest stellt er schnell fest: "Oh Gott, das kannst du eigentlich gar nicht essen. Aber egal, lassen wir drin. Mal gucken, was passiert". Mit Erfolg: Das neue Geschäftsmodell macht schnell die Runde.
Ein ewiges Tauziehen: Die Geschichte der Currywurst
Berlin, Hamburg oder das Ruhrgebiet: Um die Herkunft der Currywurst herrscht bis heute Streit. Bekannt ist aber, dass Herta Heuwer 1959 in Berlin ein Patent für ihre Currywurst angemeldet hat. Das schreibt der Bundesverband Deutscher Wurst- und Schinkenproduzenten (BVWS). Damit wird Heuwer bis heute häufig als Erfinderin genannt.
So schmeckt NRW
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Der Ursprung in Westfalen, heute in ganz Deutschland bekannt: Das Roggenvollkornbrot Pumpernickel. Im 15. Jahrhundert wurde es zum ersten Mal gebacken. Wichtiges Merkmal: Die lange Haltbarkeit.
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Während es sich bei der Berliner Currywurst aber typischerweise um eine Brühwurst mit oder ohne Darm handele, nutze das Ruhrgebiet eher die Bratwurst. Dazu gibt es, wie auch bei Gerd Herzog, nicht nur die klassische Curry-, sondern zum Beispiel auch Jägersoße.
Über dieses Thema haben wir auch am 23.05.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.