Küchenbereich des Imbisses, Heidemarie König steht vor ihrer Fritteuse und der Preistafel

Urlaub? "Vermisse ich nicht" - Imbiss-Betreiberin im Dauereinsatz

Hagen | Heimatliebe

Stand: 24.10.2024, 13:30 Uhr

Ein Arbeitstag hat bei Heidemarie König normalerweise 14 Stunden. Anders ginge es nicht. Immer mehr klassische Imbissbuden sterben aus, der Imbiss König in Hagen bleibt. Wie Betreiberin König ihren Laden am Leben hält.

Von Yunus Gündüz (Text), Anastasia Mehrens (Multimedia)

Morgens um 8 Uhr paniert Heidemarie König die Schnitzel, bereitet Salate vor, packt sie ab, und rührt Saucen an. Pünktlich um 12 stellt sie das Schild mit dem Angebot vor das beige Häuschen mit braunen Leisten an der Weststraße in Hagen-Vorhalle. Dann beginnt die eigentliche Arbeit. Bis 21 Uhr steht sie hinter der mit dunkelbraunem Holz vertäfelten Theke und verkauft Pommes, Currywurst und Schnitzelteller. Danach räumt sie auf. Der Arbeitstag der 54-Jährigen dauert 14 Stunden. Seit 35 Jahren. Ihr letzter Urlaub? 23 Jahre her.

Hagen: Ein Imbiss "in Gedenken an meine Eltern"

Den Imbiss und den Beruf hat sie von ihren Eltern geerbt. Seit 57 Jahren gibt es das Büdchen schon, rund drei Jahre länger als Heidemarie König selbst. Das klassische Imbissbüdchen, wie man es im Ruhrgebiet kennt, ist selten geworden. Laut einer Erhebung des WDR hatte sich von 1987 bis 2017 die Zahl klassischer Imbissbetriebe in NRW nahezu halbiert. 1987 machte die klassische Pommesbude mit 6.026 Betrieben noch Dreiviertel aller Imbisse aus. 2017 war es mit 3.081 Betrieben nur noch ein Drittel.

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Der Imbiss König trotzt dieser Entwicklung. Seit 1967 steht er in Hagen an derselben Stelle. Zuerst als Imbisswagen. Denn früher war hier eine Wiese, auf der Heidemarie König als Kind noch gespielt hat, während ihre Eltern die Kunden bedienten. Einige ihrer heutigen Stammgäste hat sie schon damals kennengelernt.

Außenansicht des Imbisses. Ein einstöckiges Büdchen mit kleinem Speiseraum und weiß-roter altbackener Fassade.

Die Fassade des Imbisses weckt nostalgische Gefühle

"Ich war schon als Zehnjähriger hier. Da stand ihr Vater noch da und die Pommes gab es aus der Tüte", erzählt ein älterer Gast. Viele Kunden besuchen seit Jahrzehnten den Imbiss, vor allem "wegen der netten Bedienung". Zu ihnen hat König eine besondere Beziehung. "Mit manchen Kunden bin ich groß geworden. Da frage ich natürlich auch nach, was gerade so los ist", sagt die 54-Jährige.

23 Jahre kein Urlaub: Nervt das?

Zwar sterben die klassischen Pommesbuden aus, statistisch gesehen gibt es aber mehr Imbisse als früher. Ihre Küche wird dabei immer internationaler. 2022 gab es laut Statistischem Bundesamt 35.486 Imbissstuben in Deutschland. 20 Jahre zuvor waren es noch rund 10.000 weniger.

Döner, Gyros, Pizza - auch in Hagen gibt es inzwischen ein internationales Angebot. König aber bleibt sich treu. Bei ihr gibt es seit Jahrzehnten die gleichen Klassiker auf der Karte. Gerade reicht sie einen Schnitzelteller mit Pommes über die Theke.

Ob es sie stört, dass sie seit 23 Jahren nicht im Urlaub war? "Wir unternehmen am Wochenende viel, haben einen schönen Garten und zwei Enkelkinder. Da vermisst ich den Urlaub nicht", antwortet sie lächelnd. Drei Wochen den Laden zu machen? "Ne", sagt sie, das könne sie ihren Kunden nicht antun.

Fehlender Nachwuchs

König hat Bürokauffrau gelernt und auch einige Jahre in dem Beruf gearbeitet. Damals jobbte sie nur nebenher im Imbiss. Dann entschied sie sich, das Geschäft ihrer Eltern zu übernehmen und stieg Vollzeit ein.

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Sie hat zwei Aushilfen, aber sucht nach zusätzlichen Kräften. "Am Geld kann es nicht liegen, wir zahlen 20 Euro die Stunde." Trotzdem melde sich kaum jemand.

Inzwischen merkt die 54-Jährige, dass die enorme Arbeitsbelastung ihren Tribut fordert. Wenn sie körperlich eine Pause braucht, bleibt der Laden zu. "Die Kunden haben Verständnis dafür", sagt sie. Und mindestens einige Jahre soll es ihren Imbiss auch weiterhin geben. "Papa hat bis 82 Schnitzel paniert und Saucen angerührt. Mal sehen, wie lange ich es schaffe."

Über dieses Thema berichten wir auch am 30. Oktober 2024 im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Dortmund, 19.30 Uhr.