Der Arbeitsplatz von John Reinarz: Der Friedhof in Solingen-Wald
00:23 Min.. Verfügbar bis 15.10.2026.
Ein Leben für die Toten: Warum John Reinarz Friedhofsgärtner wurde
Stand: 15.10.2024, 15:43 Uhr
Er verbringt fast jeden Tag auf dem Friedhof: Für John Reinarz ist sein Job als Gärtner eine Herzensangelegenheit. Und Familiensache. Immerhin macht er ihn schon in fünfter Generation. Über einen Mann mit einem ungewöhnlichen Blick auf den Tod.
Von Valérie Aulich
Eigentlich ist der Friedhof St. Katharina in Solingen-Wald ein Ort der Trauer, des Gedenkens. Wo die Menschen innehalten. Gerade aber dröhnt das Knattern eines kleinen Schaufelbaggers durch die Stille. Für John Reinarz ist es der beste Arbeitsplatz, den er sich vorstellen kann. Immer tiefer versinken die Krallen des Baggers in den Boden und tragen die Erde ab. "Ich bin immer an der frischen Luft. Das ist schön", sagt er mit einem Lächeln. "Ich könnte mir nicht vorstellen, in einem Büro eingesperrt zu sein. Ich tue hier etwas für die Natur und das ist schön." Auch, wenn der Tod hier allgegenwärtig ist, muss der 34-Jährige nicht oft darüber nachdenken.
Wie sehr begleitet John Reinarz der Tod während seiner Arbeit?
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Jeder Mensch muss einmal sterben. Für Angehörige ist es dabei häufig wichtig, einen Ort zum Trauern zu haben. Einen Ort, an dem sie an die Verstorbenen denken, sich ihnen noch einmal nahe fühlen können. John Reinarz kümmert sich in Solingen darum, dass es die Hinterbliebenen dabei möglichst schön haben. Er pflegt rund 1400 Gräber auf drei Friedhöfen. Das ist so etwas wie eine Familientradition. Seit 1847 kümmert sich seine Familie um die Gräber und Grünflächen dort.
Kindheit auf dem Friedhof
Reinarz sitzt inzwischen in einem kleinen roten Trecker und fährt eine große Kiste voller Erde über den Friedhof. Damit will er später Unebenheiten auf den Gräbern ausbessern. Ohne große Probleme lenkt er den Trecker über die schmalen Wege. Er kennt hier jeden Quadratzentimeter ganz genau. "Ich bin als Kind schon immer mit meinem Opa oder meinem Vater hier gewesen", erinnert er sich. "Mit sieben Jahren habe ich dann angefangen, selber Maschinen zu fahren. Das war halt Spaß."
Früh übt sich: Schon als Kind war John Reinarz auf dem Friedhof dabei
Für ihn war der Friedhof nie ein Ort der Trauer, sondern ein Spielplatz voller Möglichkeiten. "Ich habe hier Fahrradfahren gelernt, weil der Hauptweg so gerade ist", erzählt er und lacht. Schon damals ist er mit dem Rad dort vorbeigefahren, wo er später einmal begraben sein wird. Direkt am Eingang des St. Katharina Friedhofs befindet sich das Familiengrab der Reinarz. "Es ist schön zu wissen, wo ich nachher hinkomme", sagt er nachdenklich. "Dass ich meinen eigenen Platz habe und bei der Familie meine letzte Ruhestätte finde."
"Was mir Spaß macht, sind die Beerdigungen"
Nicht jeder konnte seine Begeisterung für den Beruf nachvollziehen. "In der Schule haben die anderen Kinder komisch geguckt, wenn ich gesagt habe, dass ich Friedhofsgärtner werden will", sagt er. "Aber das war mir egal. Ich wusste es schon im Kindergarten." Die Entschlossenheit begleitet ihn bis heute. "Was mir Spaß macht, sind die Beerdigungen. Das arbeite ich am meisten mit den Maschinen", erklärt er.
Friedhofsgärtner John Reinarz bei der Arbeit
In der Zeit, in der Reinarz inzwischen Gärtner ist, gab es immer wieder Veränderungen. Das Thema Nachhaltigkeit werde immer wichtiger: "Wir haben angefangen, viele Gräber nachhaltiger zu gestalten, mit bienenfreundlichen Pflanzen und Bienen-Hotels. Wir wollen den Tieren einen besseren Lebensraum bieten." Dadurch werde es nie langweilig, sagt er. "Ich habe immer neue Ideen, was man alles verbessern kann."
Über dieses Thema berichten wir auch am 21.10.2024 im WDR Fernsehen: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.