Frontalansicht vom Brauhaus Goldener Ring.

Kölner Wirt will Düsseldorfs älteste Kneipe retten

Düsseldorf | Heimatliebe

Stand: 15.06.2024, 10:09 Uhr

Elias Khamassi liebt Gastronomie mit Geschichte. Nachdem er in Köln Betriebe wie die Flora und den Alten Wartesaal geführt hat, will der Kölner jetzt ausgerechnet Düsseldorfs älteste Kneipe retten: den Goldenen Ring. Ein Besuch auf der Baustelle.

Von Daniela Partenzi

Der neue Inhaber kommt in Jeans, Jackett und edlen Slippern. Er schreitet die Gaststube ab. Das dauert, denn der Laden am Burgplatz in der Altstadt ist groß: 330 Plätze drinnen und gut 200 draußen auf der Terrasse. Die Einrichtung ist klassisch Brauhaus: viel Holzvertäfelung, schwere Tische, darauf kleine Körbe mit Gewürzen. Es gibt dunkle Lehnstühle mit Lederpolster, vor den Butzenscheiben hängen rote Vorhänge, die Wände zieren Gemälde von der Stadt und Portraits der Gründer.

Gastronomie in NRW

Etwa 7.600 Restaurants, Cafés und Bars gibt es in NRW – viele mit langer Geschichte und Tradition. Doch es waren mal mehr: In den vergangenen Jahren ist die Zahl der gastronomischen Betriebe deutlich zurückgegangen – vor allem während der Corona-Zeit. Laut Daten des Statistischen Landesamtes um etwa ein Fünftel. Auch der Goldene Ring stand Anfang des Jahres ohne Wirtin da, weil der Pachtvertrag mit der alten Betreiberin ausgelaufen war. Es stand also die Frage im Raum, wie es weitergeht mit Düsseldorfs ältester Kneipe?

Der Goldene Ring erfreut sich schon immer großer Beliebtheit

00:38 Min. Verfügbar bis 15.06.2026

Dann kam Elias Khamassi. Der 69-Jährige macht die Schwingtür zur Küche auf, die aktuell eher aussieht, wie eine Baustelle: Der Raum ist staubig und von der Decke hängen Kabel. "Das machen wir alles neu", erklärt er. Das Reich der Köche brauche eine Generalüberholung, damit es die nächsten zehn Jahre reibungslos funktioniert. "Solange haben wir einen Pachtvertrag - erstmal." Auch die Technik muss auf den neuesten Stand gebracht werden, vielleicht ändert der neue Pächter die Bestuhlung, aber alles andere möchte er ganz vorsichtig rausputzen. "Die Patina muss bleiben, damit der Ring so aussieht, wie die Gäste ihn lieben."

Durch eine geöffnete Tür mit der Aufschrift Kücher schaut man in einen leeren Raum.

Vor Khamassi liegt noch viel Arbeit bis zur Wiedereröffnung

Jahrzehntelange Tradition

Das war auch den Besitzern des Ladens, der Familie Kampes, ganz wichtig, erklärt Peter Kampes: "Hier gab es ja viele Ideen, Steakhaus zum Beispiel, aber die Tradition bleibt", sagt er. Ein Brauerei-Ausschank soll es sein, das sei seine Familie der Altstadt schuldig. Vor über 120 Jahren haben seine Urgroßeltern den Goldenen Ring übernommen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus zerstört. Kampes Oma Gertrud hat den Laden mit 64 Jahren wieder aufbauen lassen und den Neuanfang gemanagt. "Die war, bis sie 90 war, immer hier. Sie war die gute Seele des Hauses", erzählt Kampes.

Der Schankraum des Goldenen Rings mit dunklen Holztüren, Kronleuchtern und roten Vorhängen.

Der Goldene Ring hat in Düsseldorf eine lange Tradition

Gegründet wurde Düsseldorfs älteste Kneipe schon 1536. Das ist über dem Eingang in Stein gemeißelt. Khamassi hat genau das gereizt: "Ich finde es toll, wenn die Läden eine Historie haben, die man pflegen kann." In der Düsseldorfer Altstadt führt der Mann bereits das Brauhaus "Zum Schiffchen". Auch so ein altes Schätzchen, in dem Heinrich Heine und Napoleon getafelt haben sollen. Das Lokal von 1628 ist nur ein paar Straßen weit entfernt und wird seit fast zehn Jahren von Khamassi geführt.

Der erfahrene Gastronom kam als junger Mann aus Tunesien nach Deutschland, studierte an der Hotelfachschule in Dortmund und ist seitdem erfolgreich im Geschäft. Große Läden seien für ihn kein Problem, sagt er. Gut 40 Mitarbeiter brauche er für den Goldenen Ring, davon etwa die Hälfte in der Küche. Personal zu finden, sei für ihn kein Problem. Er habe schon sondiert und ist zuversichtlich. Die Altstadt sei eine gute Adresse.

Das bestätigt auch Isa Fiedler vom Hotel- und Gaststättenverband. Das befürchtete große Kneipensterben nach Corona sei ausgeblieben, die Personalnot ebenfalls, auch wenn die Zahlen zunächst jeweils zurückgegangen sind. Fiedler: "In der Großstadt ist das einfacher als auf dem Land." Geändert hätten sich die Ansprüche des Personals. "Die Leute achten mehr auf sich und wollen mehr Freizeit, die auch eingefordert wird." Für die Wirte bedeute das, Puffer einzuplanen. Besser eine Aushilfe mehr einstellen, damit gar nicht ständig Überstunden anfallen.

Elias Khamassi sitzt im Goldenen Ring und lächelt in die Kamera.

Elias Khamassi hat viel Erfahrung in der Übernahme von Lokalen

Neustart im Juli

Und was wird aufgetischt im Goldenen Ring? "Hausmannskost ganz traditionell", sagt der neue Betreiber. Diese Antwort kommt spontan und macht klar: keine Kompromisse, keine Experimente. Es sei denn, die alte Karte stellt das Team vor neue Aufgaben: "Im Schiffchen schmoren wir Ochsenschwanz-Ragout mit Rotwein und Gewürzen nach altem original Haus-Rezept." Das hätte Kampes Oma Gertrud auch geschmeckt.

Kölsch kommt Peter Kampes nicht in die Kneipe

00:13 Min. Verfügbar bis 15.06.2026

Mit deftigen Gerichten habe sich die alte Dame bestens gehalten. Dazu trank sie gerne ein kleines Glas, also "n‘ Stößke" Alt. Ach ja, die Bierfrage. Was möchte der Kölner denn in Düsseldorf servieren? Noch bevor er antworten kann, stellt Kampes an seiner Seite klar: "Alt". Kein Kölsch dazu? "Nee, nee, nee… Nein, das geht wirklich nicht." Da hat der Vermieter offenbar das letzte Wort. Khamassi lacht herzlich. "In Ordnung. Wenn schon hell, dann Pils." Auch das hat im Goldenen Ring Tradition und so soll es ab 1. Juli wieder sein.

Über dieses Thema haben wir auch am 13.03.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Düsseldorf, 19.30 Uhr.