Tankstelle ohne Benzin? Über eine 50er-Jahre-Tankstelle mit Wow-Effekt
Märkischer Kreis | Heimatliebe
Stand: 12.03.2024, 16:44 Uhr
Für Frank Levermann sind es nur wenige Schritte aus seiner Haustür, dann taucht er in eine andere Zeit ab. In Blintrop-Neuenrade hat er sich eine Aral Tankstelle aus den 50er-Jahren in den Vorgarten gebaut. Nur Benzin gibt es hier nicht.
Der Motor des alten VW Käfers ruckelt. Laut und nicht zu überhören. Genau das liebt Frank Levermann an seinem ersten Oldtimer. Alles ist original. Seit den frühen 90er-Jahren sind Oldtimer sein Hobby. Doch allein Oldtimer sammeln reichte dem 55-Jährigen irgendwann nicht mehr. Er kam auf eine ganz besondere Idee. Eine eigene Tankstelle aus den 50er-Jahren sollte es sein. Nicht als Modell - sondern im Originalmaßstab.
Frank Levermanns ganzer Stolz: Einblicke in seine 50er-Jahre-Tankstelle
00:26 Min.. Verfügbar bis 12.03.2026.
Die gute alte Zeit
Die 50er-Jahre sind für viele bis heute eine Art Sehnsuchtsort. Die Zeit des Rock 'n' Rolls, der Nierentische, Petticoats und des wirtschaftlichen Aufschwungs. Eine Zeit, in der die Dinge vermeintlich einfacher waren, in der man Autos noch selbst reparieren konnte und Benzin 65 Pfennig statt 1,80 Euro kostete. Levermann wirkt nostalgisch wie romantisch, wenn es um die Vergangenheit geht - vor allem um die von Autos. Die Tankstelle, sie sei für ihn ein Rückzugsort und Ruhepol zugleich.
Warum verbringt Frank Levermann so gerne Zeit in seiner Tankstelle?
00:09 Min.. Verfügbar bis 12.03.2026.
Der 55-Jährige ist gerade dabei, die Tankstelle aufzumachen. Zumindest soll es so wirken, denn tanken kann hier niemand. Die beiden blauen Zapfsäulen sind leer. Er klettert auf einen Stuhl und steckt eine kleine Flagge mit Eiswerbung in eine Halterung an der Wand. Dann schiebt er den kleinen gelben Ständer mit Autoreifen, die für heutige Fahrzeuge viel zu klein wären, neben das Gebäude. Alles soll so detailgetreu wie möglich sein.
Deswegen fragte Levermann vor dem Bau bei Aral die Originalpläne an. "Sie haben gedacht, ich wollte ein Modell bauen. Als ich ihnen geschildert habe, was ich vorhabe, waren sie baff. Sie haben nicht damit gerechnet, dass jemand das eins zu eins nachbaut. Ich wäre auch der einzige, von dem sie wüssten", sagt der Schlossermeister und schmunzelt. Von der ersten Planung bis zur Fertigstellung vergingen mehr als 18 Monate. Tatkräftige Unterstützung bekam Levermann von Freunden und Nachbarn. Wie es sich auf dem Dorf gehört. "Natürlich haben die anfangs gedacht, ich wäre verrückt. Ich habe öfter kuriose Ideen, doch setze sie auch um. Sie haben auch diesmal schnell gemerkt: Der meint es ernst."
Immer auf der Suche
Neben dem Bau war vor allem die Suche nach vielen original Details aus den 50er-Jahren eine große Herausforderung. Die Tankstelle sollte nicht nur von außen, sondern auch von innen authentisch sein. Neben Aufstellern aus den 50er-Jahren gibt es Ersatzteile und Verpackungen aus den alten Zeiten. Levermann sucht dafür auf allen Kanälen - Kleinanzeigen, Flohmärkten. Rund 150 Stücke hat er bis heute gefunden. Sogar eine Aral-Tankstellenuniform samt Mütze zählt zu seinem Fundus.
Zu dritt auf Zeitreise: Familie Levermann und ihre Tankstelle
"Ich habe einfach ein Auge dafür. Wenn ich Filme aus den 50er- oder 60er-Jahren schaue und dort eine Tankstelle zu sehen ist, fallen mir immer weitere Details auf. Es macht aber auch Spaß, zu suchen. Platz genug habe ich in meiner Tankstelle", sagt Levermann und lacht. "Ich hätte gerne noch eine Langnese-Eistruhe. Doch die muss natürlich original aus den 50er-Jahren sein".
Ein Ort der Begegnung
Allein in seiner Tankstelle sitzen muss Levermann nicht. Sein Sohn Oliver und seine Ehefrau Martina unterstützen ihn, wo sie nur können. Die Tankstelle ist eine Art Familien-Hobby geworden. Vor allem Oliver hat die Leidenschaft für Oldtimer gepackt: "Anfangs war ich ein wenig perplex, heute finde ich es super. Wer kann schon behaupten, so eine Rarität im Garten zu haben?" Gemeinsam schrauben er und sein Vater in der Garage, die sich im hinteren Teil der Tankstelle befindet, regelmäßig an den alten Fahrzeugen.
Auch wenn es bei Levermann kein Benzin gibt - Besucher kommen trotzdem vorbei. Darunter einige, die früher selbst bei Aral gearbeitet haben. Ihr Lob für den detaillierten Nachbau freut Levermann immer besonders.
Über das Thema haben wir am 29.01.2024 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.