v.l. Tabea Herde Stine Lühring

Wie zwei Studentinnen mit Rosmarin einen Bier-Award gewinnen wollen

Münster | Heimatliebe

Stand: 17.07.2024, 08:12 Uhr

Bier selbst brauen boomt. Seit vergangenem Jahr können sich junge Bierbrauer beim Students Beer Award messen. So einfach ist die Herstellung des Deutschen liebster Hopfenlimonade aber gar nicht. Warum sich Münsteraner Studentinnen trotzdem Hoffnung auf den Titel machen.

Von Agata Pilarska

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Akademisch Bier brauen - und trinken

Stine Lühring und Tabea Herde stehen vor einem Gärkessel im food lab der Fachhochschule Münster. Vorsichtig schiebt Herde ihre Nase in Richtung des kleinen Ventils am Deckel: "Riecht irgendwie wie der Morgen danach." Lühring lacht. Ihr erster Versuch, Bier zu brauen, ist nicht ganz geglückt. Die Hefe wurde zu spät hinzugefügt. Schmeckt es denn besser, als es riecht?

Stine Lühring probiert zuerst: Schmeckt der erste Sud denn auch so, wie er riecht?

00:25 Min. Verfügbar bis 17.07.2026

Lühring und Herde studieren Oecotrophologie im vierten Semester. Das food lab ist das Herz des Studiengangs. Es besteht aus zwei großen, miteinander verbundenen Räumen. Der hohe Aluminiumanteil der Ausstattung verbreitet Schulküchen-Charme. Zwischen allen möglichen gängigen Kochgeräten stehen Mess- und Laborgeräte, deren Funktionen sich von Laien nur erahnen lassen.

Der Studiengang Oecotrophologie befasst sich wissenschaftlich mit Lebensmitteln, Ernährung und Esskultur. Die FH Münster ist die einzige Hochschule in NRW, die Oecotrophologie als Bachelorstudiengang anbietet.

Das Studium ist nicht nur theoretisch ausgerichtet. Viele Kurse widmen sich der Praxis, auch der Biersensorik-Kurs, den Lühring belegt hat. In dem Modul lernen die Studierenden unter anderem, sämtliche Eigenschaften des Hopfengetränks professionell nach einer Verköstigung zu beschreiben. "Das ist kein Besäufnis. Es sind nur kleine Mengen und ist immer noch eine Wissenschaft", sagt Lühring. Auch das Brauen ist fester Bestandteil des Kurses.

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"Hört sich irgendwie lecker an"

Das Versuchsbier schmeckt immerhin besser, als es riecht und aussieht. Es ist bloß nicht das dabei rausgekommen, was Lühring erwartet hat. Jetzt muss sie kreativ werden.

Sie geht zur Küchenwaage und wiegt etwas Zucker ab: "Die Zuckerlösung kommt jetzt zu dem Sud, damit er besser gärt. Die Hefe ernährt sich sozusagen vom Zucker." So schnell gibt sie nicht auf. Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Aspekt des Studiums. Selbst das ausgekochte Malzgemisch, das beim Brauprozess übrig geblieben ist, wird von einer anderen Studentin zum Brotbacken verwendet.

Lühring und Herde hoffen, dass das Bier noch in der Flasche nachreift und dann doch schmeckt. Währenddessen köchelt in einem Braukessel im Nebenraum der zweite Versuch für den Students Beer Award.

Ein Bier-Rezept mit Rosmarin

Die Inspiration für ihr Rosmarin-Bier haben die Studentinnen auf einer Hobbybrauer-Website gefunden

Der Wettbewerb fand im vergangenen Jahr zum ersten Mal statt. Die Teilnahmebedingungen sind einfach. Wer studiert und Spaß am Bierbrauen hat, kann mitmachen. Die Anmeldung muss bis spätestens bis zum 31. Juli erfolgen. Bis Ende August müssen die Bierproben eingegangen sein.

Wie schmeckt der Sommer?

Bewertet werden die Kreationen von Biersommeliers nach Optik, Geruch, Geschmack und Mundgefühl. Entscheidend ist, wie nah die eingereichten Biere an die vorgegebenen Sorten herankommen. Vier Arten Bier stehen zur Auswahl: Heller Bock, Helles Weizen, New England IPA oder ein Kreativ-Bier mit Kräutern und Gewürzen.

Die beiden Studentinnen wollen ihren Kandidaten in der letzten Kategorie ins Rennen schicken. "Ich habe an Sommer und Grillen gedacht. Manche Leute schütten ja auch Bier über das Fleisch. Und da dachte ich: Rosmarin-Bier hört sich irgendwie lecker an", sagt Lühring. Im ersten Sud hat man davon aber nur einen leichten Nachgeschmack. Diesmal darf es etwas mehr Rosmarin werden. Der gesamte Prozess wird sie den ganzen Tag kosten. "Das macht total Spaß und es ist toll, sich so weiterzuentwickeln", sagt Lühring. Die Grundzutaten und Geräte werden von der Uni gestellt, die Gewürze haben die beiden selbst gekauft.

Stine Lühring und Tabea Herde wählen den Hopfen aus

00:28 Min. Verfügbar bis 17.07.2026

Inspiriert hat Lühring und Herde das Rezept auf einer Website für Hobbybrauer. Sie haben einiges abgewandelt, weil nicht alle Hopfensorten vorhanden waren. Außerdem soll das Bier eine Eigenkreation werden. 20 Liter Kräuterbier wollen sie herstellen. Die relativ kleine Menge muss trotzdem beim Zollamt angemeldet werden und darf nur für den Eigenbedarf produziert werden.

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Der nächste Versuch

Der gesamte Biersensorik-Kurs nimmt als Gruppe am Students Beer Award teil, auch wenn sich mehrere Kleingruppen gebildet haben. Ein Konkurrenzdenken gibt es nicht: "Es geht vor allem ums Ausprobieren, wir wollen ja damit nicht auf den Markt", sagt Herde. Zudem brauen die Gruppen unterschiedliche Biersorten.

Hopfenpallets, Rosmarin, eine Zitrone und eine Orange.

Aus diesen Zutaten soll das Bier von Tabea Herde und Stine Lühring entstehen

Den ersten Sud werden sie nicht einreichen, aber wenn der zweite Versuch gelingt, rechnen sich die Studentinnen gute Chancen aus. Zu ihrem Gemisch kommen nach und nach Hopfen, Rosmarin, Orangen- und Zitronenschalen dazu.

Während der potenzielle Sieges-Sud weiter vor sich hin köchelt, füllen Lühring und Herde den Vielleicht-noch-zu-retten-Sud in braune Bierflaschen ab. Eine lokale Brauerei hat sie den Studierenden zur Verfügung gestellt. Herde verkorkt die Flaschen unter vollem Körpereinsatz mit lila Deckeln.

Beide haben sich schon immer für Ernährung interessiert, wollten aber zuerst einen anderen Lebensweg einschlagen. Lühring als Köchin, Herde in der Pflege. Wie Lebensmittel im Körper funktionieren, hat sie aber so interessiert, dass sie sich für das Oecotrophologie-Studium entschieden haben. Eine Zukunft als Bierbrauerin können sich beide aktuell nicht vorstellen. Ob diese Entscheidung nach dem zweiten Sud noch einmal ins Wanken gerät? Wer weiß.