Mit leuchtenden Augen schaut Erwin Bäuml auf die Auslage der örtlichen Metzgerei. "Ich hätte gerne Gelbwurst. 200 Gramm. Schöne, dicke Scheiben," sagt er. Gelbwurst ist eine süddeutsche Spezialität und in Köln kaum zu finden. Dank Exil-Bayer Erwin Bäuml ist sie aber mittlerweile auch in Eil richtig beliebt. "Herr Bäuml hat es hier publik gemacht", sagt die Metzgerin. Die Wurstspezialität erinnert den 63-Jährigen an seinen Geburtsort. "Meine Heimat ist mittlerweile aber hier in Porz, in Eil", sagt er. Die Wurst ist nicht das einzige, was Bäuml dem Stadtteil gegeben hat.
Köln: Eil ist ein Dorf - im positiven Sinn
Eil liegt im Stadtbezirk Porz und ist der flächenmäßig größte Stadtteil Kölns. Mit Großstadtfeeling hat das Veedel aber nichts zu tun. "Wir haben hier Platz. Wir haben viele Grünflächen", sagt Bäuml. Um die Ecke sind das riesige Naturschutzgebiet Wahner Heide und das Naherholungsgebiet um Gut Leidenhausen.
Vor 20 Jahren kam Bäuml aus Bayern nach Köln. Der Mann mit dem unüberhörbaren Akzent hat sich nicht nur eingelebt - er sorgt mit seinem Engagement auch dafür, dass sein Veedel enger zusammengewachsen ist. Er ist Vorsitzender des Ortsrings Eil, der sich um Veranstaltungen, Kunst, Kultur und Umweltschutz kümmert.
Eil fühlt sich ein bisschen wie ein Dorf an - und die Bewohner wollen, dass das so bleibt. "Man kennt sich, man trifft sich", sagt eine Passantin. Pro Quadratkilometer wohnen hier 574 Menschen. In Köln-Nippes sind es mehr als 12.000.
Eil, das "Dorf der Besenbinder"
Im weißen Hemd mit gesticktem Wappen des Stadtteils steht Bäuml an einer etwa zwei Meter großen Skulptur. Sie zeigt einen Mann beim Binden von Besen. Stolz fährt er mit der Hand über den dunklen Stein. Die Skulptur erzählt einen wichtigen Teil der Geschichte des Stadtteils. Und Bäuml weiß: Dass diese Ortsmarke hier im Zentrum die Vergangenheit sicht- und erlebbar macht, ist auch sein Verdienst.
Vor fünf Jahren haben Bäuml und der Ortsring das Besenbinder-Denkmal als Treffpunkt errichten lassen. Zwei Tonnen schwer, aus schwarzem Travertinstein von einem Bildhauer aus Simbabwe gemeißelt. Eil bezeichnet sich selbst als das "Dorf der Besenbinder".
"Er gibt dem Ort Verbundenheit"
Bäuml kennt im Stadtteil fast jeden. Nicht nur in der Metzgerei, auch beim Bäcker oder auf der Straße kommt er über sein Engagement ins Gespräch. Warum er das macht? Weil es, wie er sagt, "bei der Bevölkerung ankommt. Wenn wir hier zum Beispiel Blumen pflanzen, kommen die Leute vorbei und bedanken sich." "Er gibt dem Ort wieder Verbundenheit und das Besondere", sagt eine Anwohnerin über Bäuml.
Besenbinder-Denkmal, Blumenschmuck, eine in Bronze gegossene historische Stadtkarte oder das Dorffest - in Eil passiert wenig, bei dem Bäuml nicht seine Finger im Spiel hat. Und er arbeitet schon an seiner nächsten Idee. Entlang des Kulturpfads im Stadtteil will er Bronzeplatten mit dem Stadtteil-Logo verlegen lassen. 25 hat er dafür gießen lassen, die erste ist bereits eingelassen.
"Das war unkompliziert, weil es auf Privatgrund ist. Für die öffentlichen Straßen brauchen wir die Genehmigung der Stadt Köln", sagt er. Garantiert bekommt der Exil-Bayer aber auch das für sein Veedel geregelt.
Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Fernsehen am 13.07.2023: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.