Vom Problemkind zum Vorbild: Durch Wassersport auf den richtigen Kurs
Stand: 21.01.2025, 08:12 Uhr
Die Werrepiraten aus Hiddenhausen helfen sozial benachteiligten Jugendlichen wieder auf die richtige Bahn zu kommen. Das Besondere: Die Trainer waren früher selbst "Problemkinder". Jetzt ist der Verein mit einem der bedeutendsten Preise für gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet worden.
Von Josefine Upel (Text) und Andreas Ahn (Multimedia)
Statt Familien mit kleinen Kindern tummeln sich bunte Kajaks im Nichtschwimmerbecken des Erlebnisbads in Herford. Die Jugendlichen schaukeln in den kleinen Booten von einer Seite zur anderen. Das Ziel: eine Rolle, um sich im gekenterten Kajak wieder aufrichten zu können. Bei manchen sieht das schon routiniert aus, andere bleiben auf halber Strecke stecken. Dann sind Leon Jurkschat und die anderen Trainer zur Stelle, geben Tipps und den Kajaks, wenn nötig, auch einen Ruck.
Besondere Auszeichnung für Engagement des Kanuvereins
Die jungen Trainer gehören zu den "Werrepiraten" aus Hiddenhausen. In dem Kanuverein geht es aber nicht nur um die perfekte Kenter-Rolle. Die Werrepiraten setzen sich für sozial benachteiligte Kinder und junge Erwachsene ein und bilden sie sogar zu Trainern aus.
Für das Projekt hat der Verein jetzt einen der wichtigsten Preise für gesellschaftliches Engagement erhalten: Beim Bundeswettbewerb "Sterne des Sports" belegten die Werrepiraten den zweiten Platz.
Werrepiraten: Wassersportler mit Mission
Jurkschat steht bis zur Brust im Becken des Erlebnisbads. Die kurzen blonden Haare kleben an seiner Stirn. Um den Hals trägt er eine Lederkette mit Zahn-Anhänger. Seine Schulter und Arme sind tätowiert. Bevor er zu den Werrepiraten kam, war der 23-Jährige ein sogenannter "Systemsprenger". Jetzt zeigt er als Peer-Trainer anderen Jugendlichen, wie sie Herausforderungen meistern können - ob im Wassersport oder im Leben. "Der Sport hat mich damals da rausgeholt. Jetzt vielleicht die Kids aus schlechten Umfeldern zu holen, ist einfach ein super Gefühl."
Ein wichtiger Begleiter auf Jurkschats Weg zurück in die Spur war Johannes Lömke. Er ist der zweite Vorsitzende des Vereins und Lehrer an der Eickhof-Schule in Hiddenhausen. Dort lernten sich der 39-jährige Lömke und die frischgebackenen Trainer kennen. In der Sport-AG der Schule entstand die Idee für das Projekt.
"Ich bin sehr, sehr dankbar für die Zusammenarbeit mit den Jungs, die nach ihrer Schulzeit weiter dabeigeblieben sind, den Verein mitentwickelt haben und letztlich dieses Projekt erst möglich machen", sagt Lömke. Mittlerweile hat sogar schon die zweite Generation von Peer-Trainern bei den Werrepiraten mit der Ausbildung begonnen. Wenn das Wetter mitspielt, können sie bald auch wieder auf der heimischen Werre trainieren.
Über dieses Thema haben wir am 20.01.2025 auch im WDR-Fersehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.