Als junger Ausbilder beim THW: "Ich weiß, worauf es ankommt"
Märkischer Kreis | Füreinander
Stand: 21.05.2024, 09:13 Uhr
Schon früh lernen junge Helfer beim THW, Stromaggregate einzurichten und Brücken zu bauen. Die Organisation ist auf den Nachwuchs angewiesen. In Lüdenscheid hat sich das THW deswegen etwas überlegt, um einen besseren Draht zu den Kindern und Jugendlichen zu bekommen.
Von Heiko Dolle
Unter einer fünf Tonnen schweren Betonplatte liegt sie begraben. Nur ein Oberkörper schaut heraus. Zu langes Nachdenken oder ein falscher Knopfdruck könnten verheerend sein. "Ihr vier bereitet die Hebekissen vor. Ihr vier kümmert euch um die Erstversorgung der Person", gibt Florian Langer Anweisungen vor. Sofort rennt die Gruppe uniformierter Kinder und Jugendlichen los und holt die ersten Geräte aus dem Einsatzwagen. Alle sind zwischen zehn und 16 Jahre alt. Ihr Ziel: Sie wollen die Puppe aus ihrem steinernen Gefängnis befreien.
Warum das THW in Lüdenscheid auf junge Ausbilder setzt
Bei der Übung für die Nachwuchshelfer des THW in Lüdenscheid geht es direkt zur Sache. Florian Langer kontrolliert jeden Handgriff der Gruppe. Der 25-Jährige ist ihr Ausbildungsleiter und zeigt, worauf es ankommt. Das Hebekissen muss genau an die richtige Position gebracht werden. Seit zehn Jahren engagiert sich Langer beim Technischen Hilfswerk. Mit 25 Jahren ist er einer der jüngsten Ausbilder beim THW in Lüdenscheid. Doch das stört ihn nicht. Ganz im Gegenteil.
Warum für Florian Langer sein junges Alter ein Vorteil bei der Ausbildung ist
00:24 Min.. Verfügbar bis 21.05.2026.
Arbeit gibt es für die ehrenamtlichen Helfer des Technischen Hilfswerkes genug. Wie zuletzt zum Jahreswechsel, als sie beim Hochwassereinsatz in Hamm Deiche absicherten, oder in Nachrodt-Wiblingwerde eine Brücke über die Lenne bauen mussten. Die THW-Verbände sind aber nicht nur in ihrer Gemeinde aktiv.
Das THW bei ihrem Einsatz in Nachrodt-Wiblingwerde
Nach dem schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien organisierten und verteilten sie mehr als 650 Tonnen Hilfsgüter. Sie halfen bei der Rettung von verschütteten Erdbebenopfern, lieferten Stromgeneratoren, Decken und Feldbetten nach Aserbaidschan und Armenien. Die Jugendarbeit ist dabei für das THW eine Art Lebensversicherung.
Vielfältiges Training
Inzwischen knien mehrere Kinder und Jugendliche neben der schweren Betonplatte. Sie haben spezielle Hebekissen auf Matten darunter geschoben. Die Kissen füllen sich und drücken die Platte nach oben. Vorsichtig ziehen drei Jugendliche die Puppe hervor und legen sie auf eine Trage. Ein erfolgreicher Einsatz.
Florian Langer gibt Erklärungen und Hinweise zu den Übungen
3.300 Kinder werden allein in NRW laut THW in Jugendgruppen betreut. Die jungen Helfer lernen schon ganz früh, Verantwortung zu übernehmen. Trotzdem haben die Ausbilder immer ein wachsames Auge auf sie, sagt Florian Langer: "Ich gucke schon zweimal auf die Jugendlichen, ob sie alles richtig anhaben, den Helm geschlossen haben. Der Arbeitsschutz ist sehr wichtig." Bis zu 20 Nachwuchskräfte treffen sich in Lüdenscheid regelmäßig einmal pro Woche.
Welche Stationen gibt es für Kinder und Jugendliche beim THW?
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Dabei lernen sie nicht nur, eingeklemmte Personen zu bergen. Kurz nach der ersten Übung zeigt Langer ihnen, wie sie Einsatzstellen mit großen Scheinwerfern ausleuchten oder umgekippte Bäume von Straßen räumen. Außerdem finden regelmäßig Grillabende und Zeltlager statt.
Tausende Helfer im Einsatz
Ausbilder Langer hofft, dass möglichst viele seiner Schützlinge auch als Erwachsene dabei bleiben. Etwa 19.500 Ehrenamtliche sind allein in NRW beim THW laut Landesverband aktiv. Deutschlandweit waren es 2023 rund 88.000 ehrenamtliche Helfer. So viele wie noch nie. Vor allem Frauen und Kinder finden immer größeres Interesse, beim Technischen Hilfswerk mitzumachen. Im vergangenen Jahr waren es rund 11.800 Frauen und über 17.000 Kinder und Jugendliche.
In Lüdenscheid haben die jungen Helfer die Lichtmasten wieder abgebaut, das Hebekissen und den Stromgenerator im Einsatzwagen verstaut. Bis zu ihrem ersten echten Einsatz mit Ausbilder Florian Langer wird es noch einige Jahre dauern. Mitfahren dürfen die Nachwuchshelfer erst, wenn sie 18 Jahre alt sind. Langer freut sich aber schon: "Sie haben viel in der Jugendarbeit erlernt, was sie anwenden können."
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 02.04.2024: Lokalzeit aus Südwestfalen, 19.30 Uhr.