"Heute gibt es Grünkohl mit Mettenden, der Jahreszeit angepasst. Da müssen erstmal Zwiebeln geschnibbelt werden", ruft Willi, alias Wilhelm Schleep, seinen Helfern zu. "Dann macht Euch mal ran, sonst wird das nichts."
Der 73-Jährige trägt Jeans, einen knallroten Pullover, Bart und Haare sind weiß, die Brille auf der Nase beschlägt, als er sich über den Topf mit den Kartoffeln beugt. "Ich habe vor 30 Jahren mit Spiegeleiern angefangen, mittlerweile kann ich echt ganz gut kochen", sagt Schleep lachend, während er den Deckel wieder auf den Topf setzt.
Willi Schleep musste als Koch in große Fußstapfen treten . 00:31 Min.. Verfügbar bis 07.12.2026.
Seit knapp 30 Jahren leitet der ehemalige Groß- und Außenhandelskaufmann die MOKO-Gruppe, die Montagskochgruppe. Angefangen hatte alles mit einem Burn-out. "Plötzlich konnte ich nicht mehr arbeiten, dann habe ich mir ein Ehrenamt gesucht", erzählt Schleep. "Hier in der Barke habe ich mich sofort zu Hause gefühlt. Und es ist super leicht, hier was zurückzugeben." Der 73-Jährige organisiert den Einkauf, schreibt die Rezepte, leitet die Kochvormittage.
Ein Ort für alle in Recklinghausen
Die Barke in Recklinghausen ist eine Einrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Neben offenen Angeboten, wie dem Montagskochen, gibt es eine Wohngruppe und Beratungsangebote. Die Krankheitsbilder sind vielfältig von Depressionen über Burn-out bis hin zu Schizophrenie. Viele der Menschen, die zur Barke kommen, sind einsam und es fehlt an Struktur in ihrem Leben.
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Ein gemeinsames Mittagessen wirkt da Wunder, das weiß Schleep aus eigener Erfahrung. "Viele hier sind ein bisschen ängstlicher, ein bisschen lauter oder leiser, aber am Ende ist das auch vollkommen egal", erklärt Schleep, während er Teller auf den Tisch stellt. "Das ist das Tolle hier."
Über die Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen. 00:18 Min.. Verfügbar bis 07.12.2026.
Bundesweit leidet jeder vierte Erwachsene an einer psychischen Erkrankung. Zu den häufigsten Krankheitsbildern zählen Angststörungen, Depressionen und Störungen durch Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch.
Ehrenamt, das schmeckt
Für die knapp 18 Millionen Betroffenen sind niederschwellige Hilfsangebote wie das der Barke eine große Hilfe. Das gemeinsame Mittagessen kostet 3 Euro - das ist der Einkaufspreis für die Lebensmittel. Das Engagement von Ehrenamtlichen wie Willi Schleep: unbezahlbar.
"So, das Essen ist fertig. Jetzt aber schnell, sonst wird es kalt", ruft Schleep in den Speiseraum. Der würzige Duft von Grünkohl und Mettenden liegt in der Luft und für die Dauer eines Mittagessens sind hier alle sehr zufrieden.
Über dieses Thema haben wir am 30.11.2024 auch im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.