Damit die Nazi-Tattoos verschwinden: Tattoo-Studio hilft Aussteigern
Siegen-Wittgenstein | Füreinander
Stand: 20.01.2025, 12:42 Uhr
15 Jahre war Oliver Fischer in der Nazi-Szene aktiv und hat aus dieser Zeit einige Tattoos mit verbotenen Symbolen. Wie ihm ein Siegener Tattoostudio nach seinem Ausstieg dabei hilft, die loszuwerden.
Von Vivienne Zahel (Text) und Elli Konstantinidis (Multimedia)
Nur leicht zucken Oliver Fischers Mundwinkel, als die Tattoonadel erneut ansetzt und die Farbe unter seine Haut schießt. Fischer hat eigentlich einen anderen Nachnamen. Doch den macht er aus gutem Grund nicht öffentlich. Denn Fischer ist Neonazi-Aussteiger. Die Sitzung im Tattoostudio in Siegen ist ein Baustein für ihn, um mit seiner Vergangenheit abzuschließen.
Siegen: Kostenfreie Cover-Ups für Nazi-Aussteiger
Helfen wollen ihm dabei Tätowiererin Lisa Meurer aus Siegen und ihr Partner Luke. In ihrem Tattoostudio überstechen sie Aussteigern einmal im Monat kostenfrei ihre rechtsextremen Tattoos.
Zählt man die Mitglieder der verschiedenen rechtsradikalen Gruppierungen im Verfassungsschutzbericht NRW zusammen, kommt die Szene auf einige tausend Mitglieder. Deutschlandweit sind es 33.000. Wie hoch die Dunkelziffer ist, ist unklar. Mehr als 15 Jahre war Oliver Fischer Teil dieser Statistik. Vor zwei Jahren stieg er aus.
Was ihm bis heute aus dieser Zeit geblieben ist, sind die neonazistischen Hass-Symbole auf seiner Haut. Sieben Tattoos mit verbotenen Symbolen wie Hakenkreuzen hat er auf dem Körper. Sie überstechen zu lassen, ist Teil seines Neuanfangs.
Neuanfang durch Cover-ups
Bei diesem Termin soll das größte seiner Tattoos, ein Reichsadler mit Hakenkreuz auf der Brust, unter einer großen Eule verschwinden. Sechs Stunden dauert die Sitzung. Am Ende ist Fischer erleichtert. Auch wenn die vergangenen Stunden mit Schmerzen verbunden waren. "Das ist eine Erlösung. Ich freue mich, gemeinsam mit meiner Frau Stück für Stück wieder am Leben teilnehmen zu können. Diese Cover-ups helfen mir dabei", sagt er. In den nächsten Monaten wird er weitere Sitzungen haben. Eine Prozedur, die er für das Ergebnis und die Chance auf ein neues Leben gerne auf sich nimmt.
Über dieses Thema haben wir am 18.11.2024 auch im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.