Alissa Gedert schenkt Brandopfern neues Selbstbewusstsein
Stand: 28.12.2024, 09:21 Uhr
Alissa Gedert aus Oberhausen hat vor drei Jahren schwere Brandverletzungen erlitten. Ihr Gesicht ist von Narben gezeichnet. Jetzt will sie anderen Brandopfern neues Selbstbewusstsein schenken - mit kostenlosem Permanent Make-up.
Von Nastaran Amirhaji
Es ist ein lauer Sommerabend. Zusammen mit Freunden sitzt Alissa Gedert im Garten, sie haben Spaß, trinken und essen zusammen. Doch dieser Tag wird das Leben von Gedert für immer verändern. "Wir saßen draußen und hatten einen Tischkamin auf dem Tisch stehen", erinnert sie sich und streicht dabei über ihr Gesicht, das von roten Narben gezeichnet ist. Ein Freund, der ihr damals gegenüber sitzt, gießt Bio-Ethanol nach, um den Tischkamin wieder anzuzünden. "Ab da habe ich nur noch Flammen gesehen."
Alissa Gedert erinnert sich an den Brandunfall
00:15 Min.. Verfügbar bis 28.12.2026.
Eine Stichflamme erwischt die heute 27-Jährige: "Ich brannte von oben bis unten. Ich hatte ein Kleid an, das sich nach und nach auflöste. Logischerweise durch das Feuer, welches aber auch stellenweise mit mir eins wurde und dann auch in meiner Haut eingebrannt war." Es sind nur wenige Sekunden, die Schlimmes anrichten. Gederts Haut verbrennt zu einem Drittel. Ihr Gesicht ist genauso betroffen, wie ihr gesamter Körper - nur der linke Arm bleibt verschont. Drei Wochen lang liegt sie im künstlichen Koma.
Brandunfälle passieren oft zu Hause
Gederts Brandunfall ist kein Einzelfall. 2023 gab es in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 283 Tote durch Rauch, Feuer und Flammen. Die meisten Brandunfälle ereignen sich im häuslichen Umfeld. In Gederts Fall war der Tischkamin offenbar noch zu warm, sodass es zu einer Stichflamme kam.
Alissa Gedert cremt ihre Narben ein
00:15 Min.. Verfügbar bis 28.12.2026.
Im Krankenhaus vergehen Wochen, bis sie sich das erste Mal im Spiegel wieder ansehen darf. Für die damals 24-Jährige ist es zunächst schwierig, die Vernarbungen zu akzeptieren: "Mir war immer das Äußerliche sehr wichtig. Ich habe mich gerne geschminkt, nicht, weil ich mich ohne nicht wohlfühle, aber mir hat es Spaß gemacht, mir die Haare zu machen. Wenn das alles nicht mehr ist, von jetzt auf gleich, das ist schon schwierig."
Kostenloses Permanent Make-up für Brandopfer
Drei Jahre nach dem Brandunfall entscheidet sich Gedert dazu, ein Kosmetikstudio in Mülheim an der Ruhr zu eröffnen. Das Schminken hilft ihr, ihre roten Vernarbungen im Gesicht abzudecken und sich wohler in ihrer Haut zu fühlen. Doch damit nicht genug - sie möchte auch anderen Brandopfern helfen.
In ihrem Kosmetikstudio bietet sie kostenloses Permanent Make-up an. Damit kann sie zum Beispiel Augenbrauen oder Lippen rekonstruieren. "Die Behandlung nach einem Brand ist eine sehr kostenintensive Zeit. Die ganzen Therapien und Salben, da kommen unfassbare Kosten zusammen. Deshalb möchte ich anderen Betroffenen helfen, sich in ihrer Haut wohler zu fühlen", sagt Gedert.
- Ein kostenloses Permanent Make-up für Menschen mit einer Lippen-Kiefern-Gaumenspalte bietet Magdalena Bellmann an. Hier haben wir sie bei ihrer Arbeit begleitet.
Ende Dezember, kurz vor Weihnachten, begrüßt Gedert ihre erste Kundin in ihrem Kosmetikstudio: Laura Mecklenburg hat mit 18 Jahren das gleiche erlebt wie Gedert. Eine Stichflamme von einem Tischkamin führt 2019 bei ihr zu Verbrennungen am ganzen Körper. Ihr Gesicht hat sich sehr gut regeneriert, allerdings fehlt ihr ein Stück von der Oberlippe.
Mit Permanent Make-up schenkt Alissa Gedert anderen Betroffenen neues Selbstbewusstsein
"An meinen Lippen fehlt mir die Kontur und wenn ich mich selbst schminke, fällt mir das schwer, meine Lippen zu schminken. Da fand ich das natürlich toll, dass Alissa mir angeboten hat, die Konturen nachzumalen", sagt Mecklenburg, während Gedert sie schminkt. Auch nach der Behandlung wollen die beiden Frauen in Kontakt bleiben. Durch das Erlebte und die vielen Narben, die beide am Körper haben, so sagen sie selbst, sind sie auf nachhaltige Weise miteinander verbunden.
Über dieses Thema haben wir auch am 27.12.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.