Tierheimhunde im Hundesalon: Kostenlose Haarschnitte für eine bessere Zukunft
Hochsauerlandkreis | Füreinander
Stand: 13.01.2025, 07:37 Uhr
Kristin Kisselbach hat sich aus Liebe zu Hunden zur Hundefrisörin ausbilden lassen. Hunde aus dem Tierheim behandelt sie regelmäßig kostenlos, um deren Vermittlungschancen zu erhöhen. Die Tiere bekommen in ihrem Salon aber mehr als nur Fellpflege.
Von Juan Yanez-Mejias
Atena betritt schwanzwedelnd den Hundefriseursalon von Kristin Kisselbach. Die Hündin ist ein Pitbull-Staffordshire-Mix: kräftig im Körperbau, das kurze Fell ist grau-orange-weiß gefleckt. Hundefrisörin Kristin Kisselbach geht in die Knie und knuddelt das Tier. Es genießt die Zuwendungen und lässt sich ein Leckerli schmecken.
Kostenlose Pflege für bessere Vermittlungschancen
Atena hat keine Angst mehr, denn für sie ist es schon der dritte Besuch in dem Salon. Einige Wochen zuvor war die Hündin aus einer schlechten Haltung gerettet worden. Sie hatte sechs Welpen geworfen. Drei waren gestorben. Mittlerweile ist es Kisselbach mit viel Ruhe und Geduld gelungen, dass sich Atena zumindest wieder ohne Probleme anfassen lässt.
Der Besuch bei der Hundefrisörin ist mehr als bloße Fellpflege
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Die Hundefriseurin betreibt ihren Salon im beschaulichen Medebach nur wenige Kilometer von Winterberg entfernt. Der Raum ist minimalistisch eingerichtet, mit einem Schrank und einem höhenverstellbaren Untersuchungstisch. Alles hier ist auf die tierische Kundschaft ausgerichtet. Nichts soll stören, die Tiere sollen sich wohlfühlen.
Kisselbach weiß um die Nöte der Tierheime und hilft mit Spenden und mit kostenloser Fellpflege. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes nehmen Tierheime bundesweit jedes Jahr mehrere hunderttausend Tiere auf.
Tierheime in Not
Die Tierheime seien aber in einer "desaströsen Situation", warnt der Tierschutzbund. Immer wieder müssten Tierheime zum Beispiel in der Urlaubszeit Aufnahmestopps verhängen, weil die Einrichtungen überfüllt sind. So sei die schon lange kritische finanzielle Lage der Heime durch die Inflation, gestiegene Energiepreise, erhöhte Gebühren für tiermedizinische Behandlungen und den angestiegenen Mindestlohn für das Personal nochmals verschärft worden, betont der Tierschutzbund.
Kristin Kisselbach behandelt den Ausschlag an Atenas Pfoten
Zurück im Hundesalon schaut sich Kisselbach Atenas Fell genau an. Der Fellzustand verrät schnell, wie es einem Tier geht. Atenas kurzes Fell glänzt. "Das ist schon mal ein gutes Zeichen", sagt die Hundefriseurin zufrieden. Mit einer speziellen Flüssigkeit wischt Kisselbach den Augendreck weg und reinigt die Innenseite der Ohren. Hier kann sie sofort sehen, ob der Hund Parasiten hat. Sie kann ertasten, ob Hunde Warzen oder einen Ausschlag haben. Atena hat einen Ausschlag an den Hinterpfoten. Zur Linderung des Juckreizes gibt es eine Salbe. Die Hündin genießt die Pflege sichtlich.
Pitbull-Staffordshire-Mix Atena wirkt während des Frisörbesuchs eher wie eine "Kampfkuschlerin" als ein Kampfhund. Doch kann sich die Vermittlung eines solchen Listenhundes ziehen, das weiß auch Kisselbach. Deswegen soll die dreijährige Atena auf jeden Fall gut aussehen.
Ein Herz für Tierheime und Tierheimhunde
Kristin Kisselbach will auch helfen, dass Tierheimhunde schneller ein neues Zuhause finden. Hunde waren schon immer ihre große Leidenschaft. Deswegen hat sich die gelernte Hotelfachfrau auch zur Hundefriseurin mit Diplom ausbilden lassen.
Kristin Kisselbach übergibt dem Tierheim eine Spendentüte
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Kisselbach füllt mit ihrer Arbeit aber auch eine Lücke, denn viele Tierheime haben zu wenig Personal. Die meist ehrenamtlichen Kräfte können sich kaum um jedes Tier kümmern, dabei wäre es gerade für Heimhunde so wichtig, sagt Jens Wilke vom Tierheim im Hessischen Korbach. Die oft traumatisierten Tiere müssen wieder Vertrauen zu Menschen fassen. Dafür braucht man aber viel Zeit, die die Mitarbeiter in den Tierheimen kaum haben. Deshalb ist er für den kostenlosen Service von Kisselbach sehr dankbar.
Atena jedenfalls geht es wieder besser und für das Tierheim hat Kisselbach auch noch eine Tasche voller Spenden.
Über dieses Thema haben wir auch am 27.12.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr