Eine Kursteilnehmerin und Hermann Wiezorek üben Haarschneidetechniken an einem Modell.

Wie ein Friseurmeister Perspektiven für Geflüchtete aus der Ukraine schafft

Kleve | Füreinander

Stand: 27.03.2025, 12:41 Uhr

Er erklärt, sie übersetzt: Friseurmeister Hermann Wiezorek bereitet gemeinsam mit seiner Frau Nadiya Kämpf Geflüchtete kostenlos auf die Friseurausbildung vor. Wie er gleich mehrere Probleme angeht und was ihn motiviert.

Von Yunus Gündüz, Lara Schürmann (Multimedia)

Im Friseursalon "Levelcut" in Kleve steht Friseurmeister Hermann Wiezorek mit seiner Frau Nadiya Kämpf und einigen Ukrainerinnen um ein Modell herum. An ihr üben sie verschiedene Friseurtechniken. Wiezorek zeigt gerade, in welchem Winkel ein Friseur die Haare korrekt vom Kopf abhebt, bevor er die Schere ansetzt. Seine Frau übersetzt die Anweisungen auf Ukrainisch. Eigentlich hätte der Friseurmeister den Sonntag auch gemütlich auf dem Sofa verbringen können. Doch Wiezorek ist in besonderer Mission unterwegs.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Auszubildende zu finden, wird im Friseurhandwerk seit Jahren immer schwieriger. Laut Statistischem Landesamt absolvierten in NRW 2023 rund 3100 Menschen eine Ausbildung im Friseurhandwerk. Zehn Jahre zuvor waren es noch über 5300. Gleichzeitig leben 263.000 ukrainische Kriegsflüchtlinge im Bundesland, von denen viele schnell in den Arbeitsmarkt einsteigen möchten. Der 76-jährige Hermann Wiezorek, seit knapp 50 Jahren Friseurmeister mit Leib und Seele, will beide Bedarfe zusammenbringen.

So stehen er und seine Frau sonntags im Friseursalon und bringen Ukrainerinnen das Friseurhandwerk bei - kostenlos. "Ausbilden ist mein Hobby, ich mache das gerne", sagt Wiezorek. Seine Frau, selbst Ukrainerin, dolmetscht zwischen dem Friseurmeister und den Ukrainern. Die Frauen üben unter der Woche zu Hause mit digitalen Lerneinheiten. Sonntags präsentieren sie im Salon ihre Fortschritte und lernen von Wiezorek zusätzliche Techniken.

Rekrutierung steht an letzter Stelle

Hermann Wiezorek und Nadiya Kämpf wollen den Menschen eine Perspektive geben. Deswegen geht es ihm auch nicht darum, dass die Frauen am Ende bei ihm im Betrieb arbeiten. "Wenn sie in einen anderen Salon gehen, ist das egal. Je mehr eine Ausbildung anfangen, desto besser", sagt der Friseurmeister. Er sieht einen Grund für den Rückgang der Ausbildungszahlen auch in den niedrigen Ausbildungsvergütungen von rund 600 bis 800 Euro im ersten Lehrjahr. Deswegen will er allen, die er übernimmt, rund 1500 Euro zahlen.

Über dieses Thema berichteten wir am 13.01.2025 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Duisburg, 19.30 Uhr.