Mit Feuer und Flamme: Die Kinderfeuerwehr in Barntrup
Stand: 17.12.2023, 10:49 Uhr
Sie rollen Schläuche aus, üben Kommandos und das Arbeiten im Team. 20 Kinder lernen bei der Freiwilligen Feuerwehr als Barntruper Blaulichtbande das kleine Einmaleins der Rettungseinsätze. Die hohe Nachfrage bringt aber auch Herausforderungen mit sich.
Von Joanna Figgen
"Wisst ihr, wie das Fahrzeug heißt, vor dem wir hier stehen?", fragt Jeannette Jakob. Vor der 46-Jährigen stehen sechs Grundschulkinder. Mit großen Augen schauen sie die Feuerwehrfrau an. Selbstsicher geht ein Junge zur Frontscheibe des großen Einsatzfahrzeugs und liest die Wagenbezeichnung. "HLF", tönt es durch die Fahrzeughalle der Barntruper Freiwilligen Feuerwehr. "Richtig", sagt Jakob, "Hilfeleistungslöschfahrzeug". Sie öffnet das Fahrzeug und zeigt den Kindern die hydraulische Rettungsschere. Hätte sie nicht schon die komplette Aufmerksamkeit der Kinder, hätte sie sie spätestens jetzt.
Kinderfeuerwehr: Ein gefragtes Freizeitangebot
Einmal im Monat wird die Wache der Freiwilligen Feuerwehr Barntrup zum Hauptquartier der 20-köpfigen "Blaulichtbande". Viele Vereine und Initiativen haben Nachwuchsprobleme. Kinderfeuerwehren laufen in NRW hingegen richtig gut, heißt es auf Nachfrage vom Verband der Feuerwehren in NRW. Etwa 40 Prozent der 396 Freiwilligen Feuerwehren bieten eine Kinderfeuerwehr an, 393 Feuerwehren haben eine Jugendfeuerwehr.
Die sechsjährige Mira ist totaler Feuerwehr-Fan
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Seit März dieses Jahres gibt es die Kinderfeuerwehr in Barntrup. Das Angebot richtet sich an Kinder zwischen sechs und zehn Jahren und ist in der Stadt im Kreis Lippe gefragt. Nach den ersten Beiträgen auf Social Media hat es nur drei Tage gedauert, bis die Gruppe voll war. "Wir haben uns vorher so viele Gedanken darum gemacht und geplant. Dass so viele mitmachen wollten, tat richtig gut", sagt Jakob.
Jeannette Jakob ist die Chefin der Blaulichtbande
Für sie ist die Nachwuchsarbeit vor allem eine Investition in die Zukunft. "Wir haben alle einen normalen Job und fahren die Einsätze ehrenamtlich. Nicht jeder ist immer verfügbar und kann beispielsweise montags um elf von der Arbeit weg. Wir sind auf eine große Anzahl von Mitgliedern angewiesen." Sie hofft, mit einigen der Kinder in ein paar Jahren auch selbst noch Einsätze fahren zu können: "Das wäre schon richtig cool."
"Wasser marsch!"
In der Fahrzeughalle bricht kurz darauf Jubel aus, weil die Kinder jetzt auch alle in das "HLF" hineindürfen. Währenddessen steht draußen in der Kälte eine andere Gruppe, hübsch aufgereiht. Sie wird von Alessa Kleinsorge betreut. Die 33-jährige Feuerwehrfrau fragt: "Wer will helfen, den Verteiler anzuschließen?" Ein Mädchen traut sich. Der Verteiler teilt das Wasser von einem Schlauch auf drei unterschiedliche Schläuche auf, erklärt das Mädchen.
Als Nächstes übt die Kindergruppe bei Betreuerin Kleinsorge den Löschangriff, Feuerwehrjargon für das Bekämpfen von Feuer oder Rauch. Wenn sie irgendwann einmal ihre ersten echten Einsätze haben, muss jeder seine Rolle und die richtigen Kommandos kennen.
Tessa und Amelie üben das richtige Löschen
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Der Ansturm auf die Nachwuchsplätze legte in Barntrup allerdings auch ein Problem offen: Genügend Betreuer für die Kinder zu finden. Sie müssten nicht einmal Vorerfahrungen haben oder zu Einsätzen mitfahren. Spaß an Kindern und das richtige pädagogische Händchen reichten vollkommen. Alles Weitere könne man vor Ort lernen, sagt Jakob.
Kinderfeuerwehren in NRW
Kinderfeuerwehren werden im Gesetz erst seit 2016 erwähnt. Vorher konnten Kinder erst ab dem zehnten Lebensjahr bei der Feuerwehr miteinsteigen. Andere Bundesländer hatten schon vorher die Möglichkeit zu Kinderfeuerwehren eingeräumt. Eine Erklärung dafür ist, dass die Feuerwehren in NRW Sorge vor zusätzlicher Arbeit hatten.
Doch für diese Sorge wurde Abhilfe geschaffen. Seit 2016 gibt es zusätzlich zur Kinderfeuerwehr die Möglichkeit zu einer sogenannten "Unterstützungsabteilung". Hier können Menschen Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr werden, ohne zu Einsätzen fahren zu müssen. Diese Möglichkeit hilft bei der Suche nach Betreuern. Die meisten der Betreuer und Betreuerinnen der Kinderfeuerwehren sind Teil der Unterstützungsabteilung.
Bislang musste deswegen bei 20 Kindern Schluss sein, erklärt die 46-Jährige: "Es ist wichtig, dass wir genug Betreuer haben. Die Kinder sind eine richtige Rasselbande. Fahrzeughalle und Feuerwehrgerätehaus sind aber kein Kinderspielplatz." Mit genügend Betreuern könnten auch mehr als 20 Kinder bei der Kinderfeuerwehr in Barntrup mitmachen, fünf stehen noch auf der Warteliste.
Über dieses Thema haben wir auch am 24.11.2023 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.