Hendrik Rawe von der Löschgruppe Köln-Kalk in Feuerwehrschutzkleidung bei einer Übung

"Wenn da keiner ist, dann brennt das Haus weiter"

Köln | Ehrenamt

Stand: 24.10.2023, 11:16 Uhr

Jahrzehntelang gab es in Köln-Kalk keine freiwillige Löschgruppe. Bis Hendrik Rawe nach Köln gezogen ist. Er hat die Gruppe vor sechs Jahren mitgegründet und ist bis heute hauptverantwortlicher Gruppenführer.

Von Patrick Stijfhals

Jetzt zählt jede Sekunde: Der Feuerwehrwagen fährt mit Blaulicht auf das verlassene Gelände in Köln-Deutz, die Mitarbeiter stellen sich mit Atemschutzgerät und Sauerstoffflaschen in einer Reihe auf. Sie warten auf die Kommandos von Hendrik Rawe: "Die Übungsleitung hat uns nur durchgegeben, dass wir eine unklare Rauchentwicklung haben", ruft er, "weitere Kenntnisse haben wir noch nicht, die erfahren wir dann nach der Erkundung."

Rawe arbeitet hauptberuflich als Projektleiter. Als der Rat der Stadt Köln vor einigen Jahren beschließt, in Kalk nach Jahrzehnten ein neues Feuerwehrzentrum zu errichten, bringt er sich selbst ins Spiel. Er geht vorneweg, um dort die neue ehrenamtliche Löschgruppe zu gründen. Die Stadt Köln spricht begeistert von "Pionierarbeit" und dass Rawe "eine kaum für möglich gehaltene Ehrenamtsstruktur in Köln-Kalk federführend aufgebaut" habe. Sie hat ihm dafür 2023 den Ehrenamtspreis "Köln Engagiert" verliehen.

Was plötzliche Einsätze für die Ehrenamtler bedeuten

00:22 Min. Verfügbar bis 24.10.2025

Mittlerweile hat die Löschgruppe in Kalk 43 Mitglieder, auch einen Förderverein gibt es. Die Truppe rückt bis zu 300 Mal im Jahr aus.

So funktioniert die Löschübung

Angefangen haben sie mit kleinen Übungen wie dem "brennenden Busch", mittlerweile können sie in Deutz auf einem verlassenen Gelände mit mehrstöckigem Gebäude trainieren. Den Rauch simulieren sie mit einer Nebelmaschine im Gebäude.

Was die freiwilligen Feuerwehrleute bei der Übung alles beachten müssen

00:18 Min. Verfügbar bis 24.10.2025

Die Ehrenamtler müssen lernen, sich im Gebäude zu orientieren und Funkkontakt zu halten. Ziel ist es, eine menschengroße Stoffpuppe zu bergen und die Brandursache zu finden – all das mit Atemschutz, schweren Wasserschläuchen und fast ohne Sicht.

Viele Helfer kennen Feuerwehr aus der eigenen Jugend

Dass sich so schnell so viele Helfer in Köln-Kalk finden werden, hätte sich Rawe niemals träumen lassen, aber viele Helfer waren früher schon in der Jugendfeuerwehr und mussten nicht lange überzeugt werden.

Chemieingenieur Johannes Saal kontrolliert gerade die Atemschutzmasken: "Ich bin seitdem ich 16 bin bei der Feuerwehr. Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen, da wurden regelmäßig vor allem jüngere Leute gesucht, die sich engagieren und wenn da keiner ist, dann brennt das Haus weiter und das ist natürlich eine Motivation."

Das Zusammenspiel ist wichtig

Saal setzt die Maske auf und geht mit seinen Kameraden ins Gebäude. Sie robben die alte, enge Treppe hinauf und ziehen die Schläuche hinter sich her. Alle sind per Funk mit Einsatzleiter Rawe verbunden: "Tür ist verbarrikadiert", ruft einer im dichten Rauch. Sie müssen einen anderen Weg finden. Plötzlich: "Person gefunden! Personenrettung einleiten!" Sie tragen die schwere Stoffpuppe die Treppen herunter und heraus aufs Gelände, auf dem Rückweg verhaken sich die Wasserschläuche im Treppenhaus. In wenigen Minuten ist die Übung abgeschlossen. Rawes Fazit: Die Schläuche hätten sie anfangs sorgfältiger legen müssen, ansonsten ist er mit der Übung sehr zufrieden.

Über dieses Thema haben wir auch am 17.10.2023 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.