Eine Frau in rot-gelber Rettungskleidung hockt neben ihrem Hund mit braun-weißem Fell

Wie Tamara Reiher und ihre Hündin in Krisengebieten helfen

Rhein-Sieg-Kreis | Ehrenamt

Stand: 16.06.2023, 10:20 Uhr

Nach einem Erdbeben oder einer Flut kommen Rettungshundestaffeln zum Einsatz. Die Tiere helfen dabei, Menschen in den Trümmern zu finden. Besuch bei einer Rettungsübung mit der Bad Honneferin Tamara Reiher und ihrer Hündin Mayuma.

Von Gisela Hartmann

Eine Fläche voller Trümmer, große Betonbrocken liegen wild durcheinander, zwei zerbeulte Autos stecken eingeklemmt dazwischen. Am Rand dieses Trümmerbergs beugt sich Tamara Reiher zu ihrer Hündin Mayuma runter und lässt sie von der Leine. "Such", ruft sie und schon schießt die Australian Shepherd Hündin los. Den Trümmerberg hoch, zwischen den Brocken hindurch.

Tamara Reiher beobachtet Mayuma währenddessen genau. Denn irgendwo hier, zwischen den Trümmern, steckt ein Mensch. Er könnte verletzt sein, verschüttet, vielleicht sogar tot. Heute ist es nur Training in einem extra für diesen Zweck aufgebauten Trümmerfeld. Aber auch jetzt geht es darum, den verschüttete Person so schnell wie möglich zu finden.

Einmal pro Monat trainieren sie für den Ernstfall

Reiher ist 32 Jahre alt. Mit 16 bekam sie ihren ersten Hund. Sie begann sofort, ihn für die Rettungshundestaffel auszubilden. Einmal pro Monat trifft sich die Bad Honneferin mit anderen Ehrenamtlichen aus ganz Deutschland am Flughafen Weeze. Hier, auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz der Engländer, befindet sie das extra für die Übung angelegte Trümmerfeld. Warum ihr das Engagement so wichtig ist, könne sie gar nicht so richtig sagen. "Es ist einfach ein Teil von mir, ich kann gar nicht ohne", sagt sie. Keine drei Minuten vergehen, dann schlägt Mayuma auch schon an.

Rettungsübung: Mayuma in Action

00:28 Min. Verfügbar bis 16.06.2025

Vor drei Monaten retteten sie in der Türkei Menschenleben

Mayuma hat es geschafft. Heute nur zur Übung, vor einigen Monaten war diese Situation allerdings grausame Wirklichkeit. Nach dem schweren Erdbeben Anfang Februar ist das Team der Isar Rettungshundestaffel in die Türkei geflogen. Für Tamara Reiher und Mayuma war es der erste große Auslandseinsatz. Gemeinsam haben sie vier verschütteten Menschen das Leben gerettet. Eine Frau verstarb allerdings wenige Stunden nach ihrer Bergung. "Das war schon ein Schlag in die Magengrube. Wir haben ja sehr lange an ihrer Rettung gearbeitet und auch mit ihr gesprochen", sagt Reiher.

Wie war dieses Erlebnis für Tamara Reiher?

00:17 Min. Verfügbar bis 16.06.2025

Ihr Team rettete auch einem jungen Mann das Leben. "Der 16-jährige Junge, stand am nächsten Tag bei uns im Camp. Er hat sich bei uns bedankt und gefragt, wie er uns helfen kann, weil er so dankbar war", sagt sie. Reiher sitzt mittlerweile auf dem Feldbett, auf dem sie an den Trainingswochenenden schläft. Mayuma liegt zusammengerollt neben ihr. Auf ihrem Handy sieht sich Tamara Reiher Fotos vom Erdbebengebiet an, mit der anderen Hand streichelt sie sanft über Mayumas Rücken. Das sei für sie das Wichtigste: "Dass ich mit meinem Hund zusammen bin, dass wir gemeinsam was Sinnvolles machen. Wir können gemeinsam Menschenleben retten. Ich glaube, das ist die höchste Stufe, die man mit seinem Tier erreichen kann."

Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Fernsehen am 28.04.2023: Lokalzeit aus Bonn, 19.30 Uhr.