Ein Bauernhof voller guter Taten
Städteregion Aachen | Füreinander
Stand: 20.01.2024, 14:29 Uhr
Im kleinen Eifeldorf Imgenbroich ist gerade in der Adventszeit eine Menge los. Auf dem Bauernhof von Alice Klein werden Spenden gesammelt und Tannengrün für den guten Zweck verkauft, damit Menschen in Not sich Wünsche erfüllen. Eine riesige logistische Herausforderung, die komplett von Ehrenamtlichen gestemmt wird.
Von Lena Breuer
Es ist kalt, Schneeregen wird vom Wind gegen die Wände des Fachwerkhauses geweht. "Die großen Zweige, die gehören hier hin, lass uns die Kränze der Größe nach sortieren", ruft Alice Klein ihrem Mitarbeiter zu. Die 62-Jährige trägt eine olivgrüne Fleecejacke, Gummistiefel und ein Stirnband über den kurzen weißen Haaren. Gerade hat sie sich nach einem Stapel Tannengrün gebückt, hebt es hoch und trägt es vor den Eingang zur Scheune.
Alice Klein erklärt, wo sie und ihr Team überall helfen
00:24 Min.. Verfügbar bis 20.01.2026.
Es ist gleich 11 Uhr - dann öffnet sich das große Holztor zum Bauernhof von Klein und dann wird es hektisch. "Die letzten Jahre war es einfach immer so voll hier, da musste ich manchmal das Tor schließen, damit wir nicht überrannt werden", sagt Klein.
Mehr als das halbe Leben Ehrenamtliche
40 Jahre ist Alice Klein mittlerweile im Einsatz für Andere, auf so vielfältige Weise, dass es schwer ist, ihr Ehrenamt zu beschreiben. Alles fing mit einer Spendenaktion für rumänische Erntehelfer an, das war in den 80er Jahren. Die Landwirtin hat die Not der Menschen gesehen und angepackt. "Wir haben Kleidung gesammelt, Pakete für die Arbeiter gepackt und später dann auch ihre Familien in der Heimat versorgt", erklärt Klein. "Und dann war hier so viel übrig, dass wir gedacht haben, komm, wir machen den ersten Hofflohmarkt."
Auf dem Hofflohmarkt über der Gerätehalle gibt es was für jeden Geschmack
Mittlerweile gibt es zwei bis drei Mal im Jahr solche Spendenflohmärkte in der alten Scheune des Bauernhofes. Im Winter kommt die Tannengrünaktion dazu, bei der Klein und ihr Team aus Freiwilligen grüne Dekozweige von Betrieben aus der Umgebung einsammeln und sie für kleines Geld verkaufen oder zu Adventskränzen weiter verarbeiten.
Spendenbereitschaft ist groß
Einmal im Monat fährt ein Spenden-Lkw an die Front in der Ukraine und regelmäßig gehen Pakete nach Rumänien oder Kasachstan. Das Geld geht in die Ukraine genauso wie ins Ahrtal. "Wir haben die Pflicht, anderen etwas abzugeben. Uns geht es so gut, das ist das Mindeste, was ich machen kann", erklärt Klein, während sie eine neue Kiste Spenden in die Scheune trägt.
Alle Dinge, die hier über den Tisch gehen, sind gespendet. Alle Einnahmen fließen zu 100 Prozent in den Verein "Hoffnung schenken e.V.", dem die dreifache Mutter vorsitzt. "Als die Flut im Sommer 2021 das Ahrtal zerstört hat, konnten wir uns kaum retten vor Spenden. Und auch am Anfang des Krieges in der Ukraine kam viel."
Rund 5,7 Milliarden Euro haben die Deutschen im Jahr 2022 an Wohltätigkeitsorganisationen gespendet, im Jahr 2021 waren es sogar noch mehr. Und auch in diesem Jahr ist die Spendenbereitschaft hoch. Das merkt auch Alice Klein. "Es ist etwas weniger als im letzten Jahr, aber die Leute bringen trotzdem immer noch Spielzeug, Kleidung und natürlich auch Geld. Das ist wirklich toll, was hier ankommt", erklärt die 62-Jährige. Mittlerweile ist ihr Ehrenamt ein Vollzeitjob, bei dem die ganze Familie mitzieht. Und mitziehen muss, denn nebenher versorgt Klein noch über 60 Milchkühe.
Unterstützung auch für Menschen aus der Eifel
Im Innenhof ist es voll geworden, obwohl es immer weiter schneit. Menschen drängen sich zwischen dem Tannengrün und in der Flohmarkthalle. Alice Klein ist überall, spricht mit den Gästen, nimmt Menschen in den Arm und kocht Kaffee. "Mein Haus ist für alle offen, hier kann jeder hinkommen und sagen: Ich brauche etwas", erklärt Klein. "Das war bei uns schon immer so und ich führe das gerne weiter."
Warum Alice Klein ihr Ehrenamt so wichtig ist
00:17 Min.. Verfügbar bis 20.01.2026.
In einer Ecke des Hofes steht ein Tannenbaum, daran kleine Sterne aus Papier. "Das ist unser Wunschbaum für die Menschen aus der Eifel. Hier können sie Wünsche da lassen, die wir dann erfüllen." Auf einem der Zettel steht: "Ein neuer Schultornister für Max". "Das bekommen wir hin", sagt Alice Klein und lacht. "Dann freut sich Max und die Familie hat ein gutes Weihnachtsfest."
Über dieses Thema haben wir am 02.12.2023 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit am Samstag, 19:30 Uhr.