Ursula Lorke zeigt einer jungen Frau etwas in einem Buch

Hilfe für Geflüchtete: Ankommen in Nörvenich

Düren | Ehrenamt

Stand: 14.04.2023, 10:35 Uhr

Wenn es eine Ansprechpartnerin für Geflüchtete im kleinen Ort Nörvenich gibt, dann ist das Ursula Lorke. Sie unterstützt den Verein "Nörvenich hilft". Unsere Autorin hat den Verein besucht und dabei sehr viel Kuchen gegessen.

Von Lena Breuer

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Hilfe und Würde

"So, dann wollen wir mal", sagt Ursula Lorke und schiebt einen Aufsteller mit dem Logo des Vereins "Nörvenich hilft e.V." durch die Eingangstür des kleinen Ladenlokals. "Gleich kommen die ersten Kunden, ich muss noch schnell ein paar neue Spenden sortieren." Dann ist die 65-Jährige im hinteren Teil des Ladens verschwunden. Sie kommt mit einer Umzugskiste voller Kleidung zurück und beginnt zu falten. "Mir ist es wichtig, dass das hier nicht so eine muffige Kleiderkammer ist, ich möchte, dass unsere Kundinnen und Kunden das Gefühl haben, in einem richtigen Geschäft einzukaufen", sagt Lorke, während sie die Kleidung in die Regale räumt.

Ursula Lorke über ihr Ehrenamt

00:57 Min. Verfügbar bis 14.04.2025

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Karneval, Ramadan, Ostern

Im Kreis Düren sind bis zu 200 Geflüchtete in einer Unterkunft untergebracht, im 2022 sind die Zahlen wegen des Krieges in der Ukraine wieder gestiegen. Wer in Nörvenich oder in der nahen Umgebung eine Unterkunft findet, der findet früher oder später auch den Weg zu Ursula Lorke. Denn das Ladenlokal des Vereins Norvenich hilft, ist nur ein Teil der Dinge, die sie organisiert.

Die ehemalige Fußpflegerin veranstaltet auch regelmäßige Nachmittage, an denen Neu-Nörvenicher mit Alt-Nörvenichern gemütlich bei Kaffee und Kuchen zusammen kommen. "Wir feiern Karneval, Ostern, Ramadan, Weihnachten und eigentlich alles, was so anfällt", sagt die 65-Jährige. "Hauptsache man kommt ins Gespräch und kann sich austauschen. Die Menschen hier haben so schlimme Sachen erlebt, und mir und meiner Familie geht es gut. Da ist diese Hilfe ja das Mindeste, was ich machen kann."

Ein junger Mann kommt in den Laden. "Ah, Omar, schön, dass Du hier bist", ruft Lorke ihm entgehen. "Was brauchst du denn?" Zielstrebig geht Omar auf das Regal mit den Hosen zu. "Ich möchte eine neue Jeans", sagt er und zieht eine Hose aus dem Regal. "Und ich habe diesen Brief vom Jobcenter bekommen, kannst du mir damit helfen, Frau Ursula?"

Omar kommt aus Afghanistan, ist seit gut zwei Jahren mit seiner Familie in Deutschland. Als sie hier ankamen, hatten sie nichts, jetzt gehen die Kinder zu Schule, seine Frau und er lernen Deutsch. "Ohne Frau Ursula wäre alles viel schwieriger. Ich bin froh, dass wir hier in Nörvenich sind", sagt der junge Mann. Dann verschwindet er in der kleinen Umkleidekabine.

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Lieber anpacken als nur zusehen

Den Verein Nörvenich hilft gibt es seit 2015. Damals im Sommer, als sich so viele Menschen gleichzeitig auf den Weg nach Deutschland machten, wollten Ursula Lorke und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter nicht mehr länger zuschauen.

Sie wollten, dass die Geflüchteten in und um Nörvenich unterstützt werden. Aber vor allem wollten sie die Menschen in Nörvenich mit ihren neuen Nachbarinnen und Nachbarn in Kontakt bringen. Das kleine Ladenlokal war von Anfang an auch als Treffpunkt gedacht. Heute sind die Regale bis zur Decke gefüllt mit Kleidung, dazwischen auch Handtücher und Bettwäsche, Bücher, Spielzeug, Haushaltswaren. Alles ist gespendet und wird hier für kleines Geld verkauft.

Ursula Lorke hält stolz den Ehrwin in die Luft

Für ihr ehrenamtliches Engagement erhielt Ursula Lorke den Ehrwin des Monats März

Lorkes Telefon klingelt, eine Frau aus der Ukraine braucht einen Schulranzen für ihre Tochter. "Morgen kannst Du ihn abholen", sagt sie der Frau und legt auf. Omar hat mittlerweile eine Hose gefunden. Und es sind schon wieder neue Kunden im Laden, suchen nach Spielzeug oder schauen ob es Schuhe in ihrer Größe gibt. Lorke steht in der Mitte des kleinen Ladenlokals und lacht über das ganze Gesicht. "Das ist schon sehr viel Arbeit, die ich hier reinstecke. Aber es lohnt sich. Das ist für mich eine echte Herzensangelegenheit, und ich möchte das noch lange so weitermachen."

Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 25.03.2023: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.