Adoptieren statt schlachten: Chance für ausgediente Legehennen

Hamm | Füreinander

Stand: 15.01.2025, 07:46 Uhr

Der Verein "Rettet das Huhn" setzt sich für den Tierschutz von ausgedienten Legehennen ein und vermittelt sie kurz vor der Schlachtung in ein neues Zuhause. Dort können die geretteten Hühner ein ganz anderes Leben als bisher führen und das rührt nicht nur die Hennenretter.

Von Claudia Dolgner (Multimedia), Riem Karsoua (Text)

Es ist schon dunkel, als Anna Formann und ihr Team vom Verein "Rettet das Huhn" nach drei Stunden Fahrt in Hamm ankommen. In ihrem Transporter befinden sich 52 Legehennen, die am nächsten Tag eigentlich geschlachtet werden sollten. Aber jetzt beginnt für sie ein neues Leben. Die Tiere sollen bei 15 Familien ein neues Zuhause finden.

Die Hühnerretter haben die Tiere aus dem Westerwald geholt. "Im Stall waren 1450 Hühner", erzählt Formann, als sie die Türen des Transporters öffnet. Dass die Hühner ihr Leben in einem Hühnerstall einer industriellen Eierproduktion verbracht haben, ist nicht zu übersehen. Die Tiere haben kahle Stellen im Gefieder, einige haben sogar so wenige Federn, dass die Ehrenamtlichen ihnen kleine rote Hühnerpullover gegen die Kälte übergezogen haben.

Das Schicksal der Legehennen ist für viele schockierend 00:20 Min. Verfügbar bis 15.01.2027

Die geretteten Hühner stammen aus Bodenhaltung und damit aus der häufigsten Haltungsform für Legehennen in NRW. Außerdem gibt es noch die Freiland- und die Biohaltung. Die Haltungsformen unterscheiden sich vor allem in den Lebensbedingungen für die Hühner. So dürfen bei der Boden- oder Freilandhaltung maximal neun Hennen pro Quadratmeter Stall gehalten werden, Hühner aus Freilandhaltung müssen Zugang zu einem Außenbereich haben. In der Biohaltung gelten strengere Vorgaben. Auf einem Quadratmeter Stallfläche dürfen maximal 6 Hühner gehalten werden. Der Zugang zum Freiland ist auch hier verpflichtend, und der Außenbereich muss mindestens 4 Quadratmeter Platz pro Huhn bieten. Unter welchen Bedingungen eine Legehenne gehalten wurde, verrät der Stempel auf dem Ei.

Erfolgreiche Rettung: 52 Legehennen finden ein neues Zuhause

Als die neuen Hühnerbesitzer ihre Schützlinge in Empfang nehmen, überkommen einige die Gefühle angesichts des Zustands der ehemaligen Legehennen. "Schrecklich", sagt eine Hühnerbesitzerin mit brüchiger Stimme: "Ich finde das ganz furchtbar zu sehen, was wir den Tieren antun."

Anna macht Schutzverträge, damit die Hühner nicht doch noch im Kochtopf landen. | Bildquelle: WDR

Deutschland ist in Europa führend in der Eierproduktion. NRW ist der zweitgrößte Eierproduzent in Deutschland. Laut Statistischem Landesamt wurden hier 2023 1,4 Milliarden Eier produziert. Insgesamt 50 Millionen Legehennen gibt es in Deutschland. Da die Hennen nach einem bis anderthalb Jahren weniger Eier legen, werden sie anschließend als Suppenhuhn geschlachtet. Doch manche Eierproduzenten schenken zum Beispiel dem Verein "Rettet das Huhn" ihre ausgedienten Legehennen.

Über den Verein "Rettet das Huhn"

Der Verein "Rettet das Huhn" vermittelt nach eigenen Angaben jährlich circa 12.000 ausgediente Legehennen in ein neues Zuhause. Eine Voraussetzung, um Hühner zu adoptieren, ist ausreichender Platz für Auslauf und Stall. Außerdem sollten die Hühner in kleinen Gruppen von mindestens drei Tieren gehalten werden. Die Tiere dürfen weder geschlachtet noch weitergegeben werden. Der Verzehr ihrer Eier ist zwar erlaubt, aber die ehemaligen Legehennen werden ausdrücklich nicht als Nutz-, sondern als Haustiere abgegeben. Der Verein will zudem auf die Situation der Tiere in der industriellen Eierproduktion aufmerksam machen.

Bevor die 52 geretteten Hühner in Hamm an ihre neuen Besitzer übergeben werden, müssen noch Schutzverträge unterschrieben werden, damit die Hühner nicht doch noch im Kochtopf landen. Das liegt den neuen Besitzern aber fern. Sie wollen ihr Bestes geben, damit die Hühner es gut haben und haben sich auf die Ankunft ihrer Schützlinge schon sehr gut vorbereitet.

Rettungsaktion bei Nacht und Nebel 00:35 Min. Verfügbar bis 15.01.2027

"Ich habe jetzt tatsächlich einen Raum in meinem Haus freigeräumt", erzählt eine Frau, "damit sie sich erst einmal eingewöhnen können, bis sie sich akklimatisieren". Auf sie wartet jetzt ein ganz neues Hühnerleben mit frischer Luft, Gras und Sand zum Scharen. Und am Ende des Tages gibt es auch eine gute Nachricht für die anderen 1400 Legehennen aus dem Westerwald: Dem Verein ist es gelungen, auch sie an Familien zu vermitteln.

Über dieses Thema haben wir auch am 25.11.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Dortmund, 19.30 Uhr.