Ein Mann mit kurzem Bart und Glatze. Er trägt eine rote Sportjacke und hält einen grünen Handball vor seine eine Gesichtshälfte

Ein Vater, ein Sohn, ein Traum: Bedburg im Handballfieber

Rhein-Erft-Kreis | Füreinander

Stand: 29.01.2025, 07:27 Uhr

Kein Tennis, auch kein Fußball, der Sohn von Maik Cohrs aus Bedburg wollte Handball spielen. Das Problem: In Bedburg gab es keinen passenden Handballverein. Kurzerhand gründet Chors selbst eine Handball-Abteilung.

Von Inke Köster

Typischer Sporthallengeruch liegt in der Luft: Eine Mischung aus frischem und muffigen Schweiß. Die D-Jugend wärmt sich gerade auf. Mit lauter, klarer Stimme ruft Maik Cohrs den Jungs Anweisungen zu. Der 47-Jährige hat den Handball vor knapp zwei Jahren nach Bedburg geholt.

Cohrs hat in seiner Kindheit und Jugend selbst leidenschaftlich Handball gespielt und fand es von Anfang an super, dass sich sein Sohn Noah ebenfalls für den Sport begeistert. Da es aber keinen passenden Handballverein in Bedburg gab, musste Cohrs seinen Sohn jede Woche zweimal nach Kerpen zum Training fahren - eine halbe Stunde hin, eine halbe Stunde zurück, dazu kamen die Wochenendspiele. Irgendwann hatte er keine Lust mehr auf die Gurkerei und dachte sich: "Warum nicht den Handball nach Bedburg holen?"

Noah Cohrs im blauen Handballtrikot wirft einen grünen Handball

Noah Cohrs liebt Handball genau so wie sein Vater

Cohrs ist damals klar: will er Erfolg haben, braucht er ein kluges Konzept. Als Erstes sucht er Mitstreiter. Er spricht Freunde und Bekannte an, von denen er weiß, dass sie früher Handball gespielt haben. Schnell findet er Unterstützer. Sein nächster Schritt: Er braucht einen Verein, an den er andocken kann. "Da kam die TV Bedburg ins Spiel. Elf Abteilungen hat er und da hab ich gedacht, da passen wir auch rein." Der Vereinsvorsitzende stimmte zu und so nimmt die Gründung der Handball-Abteilung ihren Lauf.

Trainer Maik Cohrs über die Anfangszeit

00:20 Min. Verfügbar bis 29.01.2027

Der Vorsitzende der TV Bedburg, Volker Danneberg, erinnert sich noch genau, wie er vor knapp zwei Jahren mit Maik Cohrs in seiner Küche saß. Nie hätte er gedacht, dass die Handball-Abteilung dermaßen in Bedburg einschlagen würde. "Das ist schon beachtlich, das muss man sagen. Da steckt schon ein außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement hinter."

Kinder für den Handball begeistern

Am städtischen Silverberg-Gymnasium ruft Maik Cohrs eine Handball AG ins Leben und in den Ferien können Schulkinder sich für ein Handball-Camp anmelden. Das ehrenamtliche Engagement zahlt sich aus: Schnell kommen viele Kinder auch nachmittags zum Vereinstraining. Dass die Handball-Nationalmannschaft bei Olympia 2024 gut abschneidet, spielt Maik Cohrs auch in die Karten.

Was mich motiviert, fünf Tage in der Woche in die Halle zu gehen, sind Lob und Zuspruch der Kinder, dass sie sich entwickeln und dass Kinder, die vielleicht in anderen Sportarten gescheitert sind, hier ihren Sport finden. Maik Cohrs

Inzwischen hat die TV Bedburg sieben Handball-Mannschaften, die regelmäßig bei Turnieren antreten und in der Liga spielen, von der F- bis zur C-Jugend. Die Jüngsten sind 6 Jahre, die Ältesten 14 Jahre alt.

Das Engagement zahlt sich aus

Mehrere Ehrenamtler haben erfolgreich ihre Trainer-Lizenzen erworben und einige junge Spieler lassen sich aktuell zu Schiedsrichtern ausbilden. Die Handball-Abteilung ist also nach gerade einmal zwei Jahren gut aufgestellt, worauf Cohrs auch stolz ist.

Eindrücke vom Handballtraining in Bedburg

00:28 Min. Verfügbar bis 29.01.2027

Zu erleben, wie die Kinder ihre Leidenschaft für den Handball entdecken, ist für Cohrs das Schönste: "Es gibt Kinder, die üben das erste Mal einen Teamsport aus. Oder andere haben vorher andere Sportarten gemacht, die aber nicht ihre waren und im Handball finden sie dann ihren Sport. Das ist mega zu sehen". Eine Schattenseite gibt es bei dem ganzen Erfolg allerdings: Es wird eng mit den Sporthallen-Zeiten in Bedburg.

Über dieses Thema haben wir auch am 14.01.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Köln, 19.30 Uhr