Ein mittelalter Mann mit braunen Haaren am Rande eines Schwimmbeckens. Im Wasser einige junge Leute in Schwimmklamotten

Fehlende Rettungsschwimmer? Wie ein Projekt in Bonn das ändern möchte

Bonn | Füreinander

Stand: 09.01.2025, 16:03 Uhr

Viele Bäder in NRW beklagen schon seit Jahren fehlende Bademeister und Rettungsschwimmer. Um das Problem in den Griff zu bekommen, ist am Tannenbusch-Gymnasium in Bonn ein neues Projekt für Oberstufenschüler gestartet - und die Anmeldezahlen sprechen für sich.

Von Uwe Fohrmann

Am Beckenrand stehen sieben Schüler mit weißer Hose und einem weißen Oberteil. Sie sehen eher aus wie Angestellte einer Malerfirma. Als sie ins Wasser springen, wird der Zweck der Übung klar. Schnell saugt sich die Baumwollkleidung mit Wasser voll, zieht die Jugendlichen runter und macht jede Art von Bewegung deutlich anstrengender. Keine leichte Aufgabe für die Schüler. Aber in einer Notsituation kann es immer mal sein, dass ein Rettungsschwimmer mit Kleidung ins Wasser muss.

Wie schwer ist es, sich mit Klamotten über Wasser zu halten?

00:19 Min. Verfügbar bis 09.01.2027

Insgesamt 20 Oberstufenschüler der 11. Klasse des Tannenbusch-Gymnasiums haben sich auf die Bahnen 5 und 6 im Bonner Frankenbad verteilt. Auf ihrem Stundenplan steht heute ein ganz besonderer Kurs: Rettungsschwimmen. Schule, DLRG und die Stadt Bonn haben sich für dieses Pilotprojekt zusammengeschlossen. Die Stadt unterstützt das Vorhaben mit 1000 Euro. Nicht ganz ohne Hintergedanken. "Für uns ist es eine weitere Quelle und Zielgruppe, um Aushilfskräfte insbesondere für die Freibadsaison zu generieren", sagt Marc Wester vom Sport- und Bäderamt Bonn.

Viele Schwimmbäder in NRW suchen nämlich dringend Personal. "Rettet die Freibadsaison" - mit diesem dramatischen Aufruf hat zuletzt die städtische Gesellschaft DuisburgSport um Rettungsschwimmer und Schwimmmeister geworben. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fehlten 2023 bundesweit mehr als 900 Bademeister. Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS) geht sogar von 3000 aus. Rettungsschwimmer könnten die Lücke etwas schließen. Vorteil: Sie müssen den Job nicht gleich zum Hauptberuf machen und können zum Beispiel parallel zum Studium aushelfen.

Kurs zum Rettungsschwimmer ist begehrt

"Sehr gut Sarah, noch eine Bahn", feuert Michael Adelmann eine der Jugendlichen an. 55 Schüler hatten sich eigentlich für den Rettungsschwimmerkurs beworben. Sportlehrer Adelmann konnte schließlich nur 20 aufnehmen. Darunter die 16-jährige Sarah Inden. Ihr Ziel: Rettungsschwimmerin. "Ich will in brenzligen Situationen immer vorbereitet sein, dass ich halt so schnell wie möglich reagieren kann."

Eine Schülerin mit blonden Haaren trägt einen weißen Overall und lacht.

Sarah Inden möchte Rettungsschwimmerin werden

Sarah hat inzwischen die Klamotten-Aufgabe erfolgreich beendet. Drei Stationen hat sich Adelmann für die heutige Doppelstunde überlegt: Neben mit Kleidung schwimmen steht noch Technik und Tauchen auf dem Plan. "Kraul, Brust, Rücken, immer bis zur Mitte und wieder zurück", erklärt der Sportlehrer Sarah und den anderen ihre nächste Aufgabe. Er hat die Schüler ständig im Auge. In jeder Gruppe gibt es ein oder zwei Verantwortliche. Denn Hauptziel dieses Kurses ist der Übungsleiter C-Schein, danach können alle noch den Rettungsschwimmer-Schein machen. Die Prüfung hat es in sich.

Michael Adelmann erklärt, wie die Prüfung zum Rettungsschwimmer aussieht

00:24 Min. Verfügbar bis 09.01.2027

Was passiert unter Wasser?

Die Gruppe Tieftauchen leitet heute Schwimmtrainerin Rebecca Heinen. Sie wirft einen fünf Kilogramm schweren Ring ins Wasser. In der Prüfung muss ihn jeder Schüler zweimal fußwärts und einmal kopfwärts hochholen, aus 3,80 Metern Tiefe. "Die Schüler müssen verstehen, was unter Wasser passiert. Wann muss ich ausatmen, wann den Druckausgleich machen und mit welchen Bewegungen kann ich mich in der Tiefe halten?", erklärt sie. 

Insgesamt 12 Doppelstunden dauert die Ausbildung. Wer die Prüfung besteht und 18 Jahre alt ist, darf dann als Rettungsschwimmer arbeiten. Sarah kann sich das gut vorstellen: "Ich finde, dass jede Person dazu fähig sein sollte, im Notfall eine andere Person zu retten. Ich hoffe, ich bestehe die Prüfung, aber mit ein bisschen Übung klappt das bestimmt", sagt Sarah und lacht.

Über das Thema haben wir am 28.11.2024 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Bonn, 19.30 Uhr.