Zu sehen ist ein Mann, der in die Kamera schaut.

(D)ein Euro für Hückeswagen: Wenn es schön werden soll, kümmern sie sich eben selbst

Oberbergischer Kreis | Füreinander

Stand: 31.05.2024, 11:32 Uhr

Der Defibrillator auf dem Sportplatz, das neue Klavier für die Löwengrundschule, den kleinen Brunnen in der Innenstadt oder die Boulebahn im Stadtpark - all das gäbe es nicht ohne Andreas Pohl und den Verein "(D)ein Euro für Hückeswagen". Wie sie mit einer einfachen Idee ihre Stadt lebenswert gestalten.

Von Inke Köster

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Von der Idee zur Umsetzung

"Heimat ist dort, wo man Menschen kennt und wo man sich wohl fühlt. Deswegen versuche ich, etwas für meine Heimat zu tun", sagt Andreas Pohl. Wer mit offenen Augen durch Hückeswagen geht, der sieht, was der 49-Jährige meint. Überall finden sich Spuren des Vereins "(D)ein Euro für Hückeswagen".

Im März 2015 gründet Andreas Pohl den Verein mit Freunden und Bekannten. Jeder kann dort für einen Euro im Monat Mitglied werden. Anfangs sind sie 17 Mitglieder. Doch das Projekt findet großen Anklang und die Zahl wächst schnell. Heute sind es 500 Mitglieder, zwischen 18 und 90 Jahren. "Unser Ziel ist es, zehn Prozent der Hückeswagener für den Verein zu gewinnen, also 1500 Menschen ungefähr." AKtuell kommen mehrere tausend Euro im Jahr zusammen. Auch, weil manche Mitglieder mehr als den obligatorischen Euro im Monat zahlen.

Warum sich Andreas Pohl sicher war, dass das Projekt in Hückeswagen gelingt

00:19 Min. Verfügbar bis 31.05.2026

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Not macht erfinderisch

Wer verstehen will, warum das Engagement von Andreas Pohl und den anderen Mitgliedern wichtig für Hückeswagen ist, muss einen Blick auf den Haushalt der 15.000-Einwohner-Stadt werfen. 2023 stand dort ein Minus von knapp 1,3 Millionen Euro. Das soll sich dieses Jahr ändern. Die Stadt plant - vor allem dank gesteigerter Erträge - mit einem Haushaltsüberschuss. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt dennoch bei knapp 3.400 Euro. Wie in so vielen Kommunen in NRW ist das Geld knapp. Mit den Ausgaben werden meist nur die größten Löcher gestopft. Für Verschönerungen, Freizeit-, Kultur- oder Naherholungsangebote bleibt kaum etwas übrig.

(D)ein Euro für Hückeswagen fördert deshalb gemeinnützige Projekte aus Kultur, Sport oder Sozialem. "In Zeiten klammer kommunaler Kassen ist es doch schön, wenn da ein Verein ist, der Hückeswagen liebenswerter und schöner machen will. Und der versucht, die Wünsche der Bevölkerung umzusetzen." Die Idee hat Pohl geklaut, wie er zugibt. Irgendwo hatte er über ein ähnliches Projekt in Wuppertal gelesen.

Pohl war sofort begeistert. "Im Gegensatz zu Wuppertal haben wir es hier tatsächlich umgesetzt", erzählt er nicht ohne Stolz. Seit der Gründung de Vereins sind fast 50.000 Euro zusammengekommen. Geld, das nicht den verschiedenen Projektes des Vereins ins Hückeswagen zugutekommt, sondern auch in der Stadt bleiben soll.

Andreas Pohl über die Realisierung von Projekten und Ideen

00:25 Min. Verfügbar bis 31.05.2026

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Nicht alles hält ewig

In der ersten Spendenaktion sammelten sie für einen Defibrillator auf dem Sportplatz. Im November 2015 war das. "Zum Glück musste er bislang noch nie eingesetzt werden“, sagt Pohl. Kurz darauf folgten zwei Holzsitzbänke im Stadtgebiet, gefertigt von einem lokalen Forstbetrieb. Die Witterung setzte dem Holz über die Jahre allerdings stark zu. Deshalb sind die kürzlich neu aufgestellten Bänke aus Edelstahl.

Eines der größten und auch teuersten Projekte des Vereins war die Verschönerung der Hallenbad-Fassade. Gemeinsam säuberten viele Hückeswagener 2018 die verwitterte Wand, bevor ein Graffiti-Künstler die 80 Quadratmeter große, betongraue Fläche des Bürgerbads in ein Kunstwerk verwandelte. 4000 Euro kostete die Verschönerung.

Zu sehen ist ein Schwimmbad von außen

Vor kurzem entschied die Stadt, das Schwimmbad bald abzureißen und neu zu bauen. Frustriert ist Pohl deswegen nicht. Die Investition damals habe sich trotzdem gelohnt, ist er überzeugt. "Es hat die Optik der Fassade auf jeden Fall nach vorne gebracht“, zumindest für einige Jahre. Und: "Wir sind ein Verein, der wenig Vereinsleben anbieten kann. An einem Samstag mit Kind, Kegel, Familie zusammenzukommen und mit dem Hochdruckreiniger zu Werke zu gehen, war für das Gefühl der Zusammengehörigkeit auf jeden Fall super."

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Eine lange Liste

Der Bouleplatz im Stadtpark ist eines der neuesten Projekte. Im vergangenen Jahr eröffnete der Verein den Platz. Pohl steht daneben. Er sieht den fünf Rentern zu, die in einem Halbkreis stehen und abwechselnd ihre Kugeln auf den sandigen Untergrund werfen. Noch würden dort selten Leute spielen, sagt Andreas Pohl. Besseres Wetter, hofft er, werde das ändern.

Treffpunkt Bouleplatz: Bei schönem Wetter hofft Andreas Pohl auf noch mehr Nutzer

00:27 Min. Verfügbar bis 31.05.2026

Insgesamt setzte der Verein bereits mehr als 20 Projekte. Von Insektenhotels, die überall im Stadtgebiet stehen, über den kleinen Brunnen, der in der Innenstadt bald wieder sprudeln wird, bis hin zum Skatepark und dem Trimm-dich-Gerät. Auch, wenn sie bei letzterem wegen bürokratischen Hürden einen langen Atem brauchten. "Am Ende hat es anderthalb Jahre gedauert, bis das Gerät stand. Da wird es dem Ehrenamt schwer gemacht", ärgert sich Pohl. Wobei sich die Stadt bislang immer ausgesprochen kooperativ gezeigt habe, betont er.

Die Projekte des Vereins

Fotogalerie: Projekte des Vereins (D)Ein Euro für Hückeswagen

Zu sehen ist eine Bank in einer Fußgängerzone

Neue Bänke aus Edelstahl

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Neue Bänke aus Edelstahl

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Der Brunnen in der Innenstadt von Hückeswagen

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Gestaltung von Stromkästen

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Bau eines Skateparks

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Ein Trimm-Dich-Gerät

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Mehrere Insektenhotels im Stadtgebiet verteilt

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Auch kulturelle Veranstaltungen werden finanziell unterstützt. Als sie ein Kindertheater-Programm förderten, waren alle Vorführungen schnell ausverkauft. Tickets kosteten - wie sollte es anders sein - einen Euro. Wichtig sei ihnen nur, dass es keine städtischen Aufgaben sein dürfen, sagt Andreas Pohl. Die müsse die Stadt selbst erledigen und nicht der Verein. Aber es gibt Projekte, die in Kooperation mit der Stadt und anderen Behörden entstehen.

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Was wird umgesetzt?

Vorschläge und Ideen, wo das Vereinsgeld hinfließen soll, kann jeder Hückeswagener einreichen. Egal, ob er zahlendes Mitglied ist oder nicht. Der Vereinsbeirat prüft die Vorschläge, ob sie bezahl- und realisierbar sind, und dann wird unter den Mitgliedern abgestimmt. Die Abstimmung läuft online unter Angabe der Mitgliedsnummer oder per Post. Am Bürgerbüro hängt dafür ein eigener Briefkasten des Vereins. 

Die Pandemie hat sie im Wachstum zuletzt ein wenig ausgebremst "aber wir sind wieder dabei und geben Gas, damit wir unser Ziel erreichen werden: zehn Prozent aller Hückeswagener als Mitglied im Verein", gibt sich Pohl zuversichtlich.