Mit dem Rad gegen den Krebs: "Ich fahre weiter, bis ich tot vom Rad falle"
Stand: 20.10.2023, 12:14 Uhr
Den Krebs besiegt, vom Fahrrad gerettet: Trotz gesundheitlicher Herausforderungen fährt Oliver Trelenberg jedes Jahr tausende Kilometer quer durch Deutschland. Dabei hat der 57-Jährige bereits über 70.000 Euro für Krebspatienten gesammelt.
Von Sonja Gerhardt
Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen und sanftem Tritt in die Pedale lebt Oliver Trelenberg seine Mission: "Oli radelt". Der 57-Jährige aus Hagen hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Gewalt und Prügel in der Kindheit, Alkoholsucht, Depressionen. 2013 folgte der nächste Schlag: die Diagnose Kehlkopfkrebs.
Warum das Radfahren inzwischen zum "Herzschrittmacher" geworden ist.
00:28 Min.. Verfügbar bis 20.10.2025.
Jährlich erhalten rund 500.000 Menschen in Deutschland eine Krebsdiagnose. Lungen- und Darmkrebs sind die häufigsten Formen, Männer leiden oft an Prostatakrebs, Frauen an Brustkrebs. Im Laufe ihres Lebens erkrankt fast die Hälfte aller Deutschen an Krebs, über 200.000 sterben jährlich daran. Trelenberg will mit seinen Touren diese vielen Schicksale sichtbarer machen.
Neue Mission nach Krebsdiagnose
Nach der Krebsdiagnose ließ Trelenberg sich nicht unterkriegen. Er besiegte den Krebs und schwang sich wieder in den Sattel. Einige Jahre zuvor entdeckte er durch seine damalige Partnerin das Fahrradfahren für sich. Es wurde zu seiner Rettung.
"Wenn ich auf dem Rad sitze, ist mein Kopf frei", sagt Trelenberg. "Dann denke ich nicht an meine Kindheit oder den Krebs. Dann genieße ich einfach den Moment." Dieses Gefühl wollte er teilen, anderen Mut machen und Spenden für schwer kranke Menschen sammeln.
Was möchte Oliver Trelenberg mit seinen Fahrten erreichen?
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Gerade hat Telenberg eine dreimonatige Fahrrad-Tour quer durch Deutschland hinter sich. 71 Städte hat er besucht, mit den Menschen gesprochen und Spenden gesammelt. Nicht für sich, sondern für schwerkranke Kinder und Erwachsene. Rund 14.000 Euro sind zusammen gekommen. In diesem Jahr für den Kölner Verein "Wünschdirwas", der kranken Kindern Wünsche erfüllt. Über seine Route informiert der Hagener auch immer auf seiner Webseite oli-radelt.de.
Der Tod radelt immer mit
Die Krebserkrankung hat Spuren hinterlassen. Bei Überanstrengung leidet er unter Atemnot bis hin zum Kehlkopfkrampf. "Dabei verschließt sich die Luftröhre, bis zur Ohnmacht. Das ist echte Todesangst in diesen Momenten", beschreibt Trelenberg. Er hat gelernt, damit umzugehen. Trotzdem steigt er weiter aufs Rad, fährt dann langsamer und atmet gleichmäßiger.
Mehr als 86.000 Euro hat Trelenberg in den vergangenen Jahren für wohltätige Zwecke gesammelt. Jedes Jahr unterstützt er mit seinen Touren ein neues Projekt. In den meisten Städten ist er schon bekannt, wird von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern empfangen, darf sich ins goldene Buch der Städte eintragen. Allein 2023 sind es laut Trelenberg mehr als 16.000 Euro. Sie gehen an den Kölner Verein Wünschdirwas.
NRW-Verdienstorden als Ehrung
Seine bisher größte Auszeichnung ist der Verdienstorden des Landes NRW, den er von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst erhielt. Stolz blickt Trelenberg auf den Orden in der mit schwarzem Samt ausgekleideten Schatulle.
Oli Trelenberg bei seiner Ehrung mit Ministerpräsident Hendrik Wüst
Für ihn ein Ansporn, weiter zu machen. "Ich fahre und sammle so lange weiter, bis ich tot vom Rad falle", sagt er und lächelt.
Über das Thema haben wir am 02.10.2023 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Dortmund, 19.30 Uhr.