Einige Personen in roten Sportanzügen vor einem Fußballtor

Voy, FC Köln! Unterwegs mit Kölns erster Blindenfußball-Mannschaft

Köln | Füreinander

Stand: 05.04.2025, 15:07 Uhr

Schnelle Kommandos, rasselnde Bälle und voller Körpereinsatz: In Köln trainiert eine blinde Fußballmannschaft mit großen Zielen. Für den FC Köln wollen sie 2026 die Blindenfußball-Bundesliga aufmischen. Spielerin Suse Stedtfeld ist mittendrin und erklärt, was den Sport ausmacht.

Von Benedict Haupt

Beim Training der Blindenfußballmannschaft wird um jeden Ball hart gekämpft. Fußball ist hier ein echter Kontaktsport. Suse Stedtfeld stürzt sich mit ihren Stollenschuhen und Schienbeinschonern gerade in den nächsten Zweikampf. Auf dem Kopf trägt sie wie alle Feldspieler eine Dunkelbrille, um Chancengleichheit zu garantieren. Fast pausenlos rufen die Spielerinnen und Spieler einander lautstark Kommandos zu, während der Ball bei jeder Bewegung rasselt. Eines der wichtigsten Kommandos ist "Voy!". Das kommt aus dem Spanischen und bedeutet so viel wie "ich komme".

Suse Stedtfeld erklärt die wichtigsten Verständigungsbegriffe des Blindenfußballs

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Jeden Dienstag trainiert die 29-jährige Stedtfeld in der Soccerbox auf dem Gelände des Unisports in Köln als Teil der neuen Blindenfußballmannschaft. Seit Februar laufen die Spielerinnen und Spieler und die beiden Trainer unter der Flagge des FC Köln auf. "Das ist schon eine besondere Ehre. Wenn man hier wohnt, trägt man natürlich gern das FC-Trikot", sagt Stedtfeld. Mit einem großen Ziel: Nächstes Jahr wollen sie in der Bundesliga bestehen.

Wie steht es um den Blindenfußball in NRW?

Im Blindenfußball gibt es bisher nur eine Liga, in der Männer und Frauen zusammen spielen. Auch die Altersspanne ist in den Mannschaften meist sehr groß. In Köln ist der jüngste Spieler zehn Jahre alt, der älteste 47. Das liegt daran, dass Blindenfußball in Deutschland noch nicht so verbreitet ist. Dabei wäre die Gruppe der Interessenten groß: In NRW gibt es laut Statistischem Landesamt rund 35.500 Menschen, die Hilfen für Blinde oder hochgradig Sehbehinderte bekommen.

In den letzten Jahren wird der Sport aber immer populärer. Aus Nordrhein-Westfalen treten Borussia Dortmund, Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf in der Bundesligasaison 2025 an. Nächstes Jahr dann auch die Konkurrenz aus Köln, was NRW zu einem starken Standort für den Blindenfußball macht. Offiziell spielen die Kölner für die Stiftung des FC und nicht für den eingetragenen Verein. Das habe organisatorische Gründe, erklärt FC-Geschäftsführer Philipp Türoff. In Zukunft könne man sich aber vorstellen, dass die Mannschaft für den e.V. spielt. Die Kölner können dabei auf bewährte Strukturen zurückgreifen. Denn neu ist Blindenfußball an der Uni nicht. Suse Stedtfeld spielt bereits seit drei Jahren hier. Eckhard Rhode, Leiter des Unisports, erinnert sich noch an den Start im Jahr 2008.

Leiter des Unisports Köln Eckhard Rhode über die Geschichte des Vereins

00:20 Min. Verfügbar bis 05.04.2027

Auf dem kleinen Feld, das 40 mal 20 Meter groß ist, läuft das Training wie bei jedem anderen Fußballverein ab. Zuerst laufen sich die Spieler und Spielerinnen warm, üben Torschüsse und machen am Ende ein Trainingsspiel. Dabei rufen nicht nur die Spieler auf dem Feld, sondern auch die Torhüter und ein Guide von neben dem Feld. Sie tragen als einzige keine Dunkelbrillen. Weil Blindenfußball inklusiv ist, gehören neben blinden Spielerinnen wie Stedtfeld auch immer sehende Spielerinnen und Spieler zum Team. Der Guide am Spielfeldrand ist eine Art Dirigent. Er steht hinter dem Tor der gegnerischen Mannschaft und gibt von dort aus zum Beispiel die Entfernung und Richtung für einen Torschuss an. "Wir müssen einander vertrauen und gut miteinander reden", sagt Stedtfeld.

Für Interessierte plant die FC-Stiftung am 10. Mai einen Aktionstag Blindenfußball am Geißbockheim. Hier können alle den Sport ausprobieren und wenn sie wollen, die Blindenfußballmannschaft des FC Köln bei ihrem Ziel Bundesliga 2026 unterstützen.

Über dieses Thema haben wir am 17.03.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.