MONITOR vom 23.07.2009

Zivilcourage: Ehrung für Freund von Oury Jalloh

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Bericht: Katja Garmasch, Pagonis Pagonakis

Zivilcourage: Ehrung für Freund von Oury Jalloh (23.07.2009) Monitor 24.09.2015 02:44 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 Das Erste

Sonia Mikich: "Und jetzt ein kurzer Nachtrag zu einem Fall, über den wir in MONITOR ausführlich berichtet hatten. Oury Jalloh, ein afrikanischer Asylbewerber, verbrannte qualvoll in einer deutschen Polizeizelle. Bis heute ungeklärt, wieso. Es war einer der größten Skandale der deutschen Polizeigeschichte. Sein Freund Mouctar Bah, ließ sich nicht beirren bei der Suche nach der Wahrheit. Und nun wird er dafür ausgezeichnet, berichten Pagonis Pagonakis und Katja Garmasch."

Mouctar Bah auf dem Weg in sein Büro. Jeden Donnerstag ist das Treffen der Initiative für Flüchtlinge und Asylbewerber. Er kommt aus Guinea, lebt schon lange in Deutschland und engagiert sich für andere Afrikaner. Damit sie über ihre Rechte Bescheid wissen, damit sie sich gegen die rassistischen Gemeinheiten im Alltag besser wehren. Angefangen hat alles mit dem Tod seines Freundes Oury Jalloh. Am 7. Januar 2005 verbrannte der Asylbewerber Oury Jalloh in einer Dessauer Polizeizelle. Er hatte sich angeblich mit einem Feuerzeug angezündet, obwohl er an Händen und Füßen gefesselt war und auf einer feuerfesten Matratze lag. Keiner wollte es mitbekommen haben. War das unterlassene Hilfeleistung? Zwei Jahre später: der Prozess. Mouctar Bah hatte unermüdlich für Öffentlichkeit gekämpft. Zwei Polizisten wurden angeklagt - und dann freigesprochen. Bis heute ist der Fall nicht aufgeklärt, er sorgte international für Schlagzeilen. Wut und Trauer nach dem Freispruch. Mouctar Bah machte weiter und er machte sich verhasst in Dessau. Besonders bei den Rechten.

Mouctar Bah: "Die haben mich ... beleidigt und die haben die Eltern von Oury Jalloh auch beleidigt. Die haben uns als Affen und Nigger bezeichnet, wie sie das immer machen, und so. Bis die mich selbst angegriffen haben, wo ich Faust in Gesicht auch bekommt haben, und so was alles."

Dann verlor er seine Lizenz für sein Internet-Cafe. Und schließlich konnte er in Dessau nicht mehr arbeiten, wegen der vielen Anfeindungen. Mouctar Bah hat sich nicht unterkriegen lassen. Er will seinen Kindern beibringen, dass in Deutschland viele Kulturen nebeneinander Platz haben. Das Wichtigste sei - Respekt, egal wo jemand herkomme. Und nun fühlt er sich respektiert: Für seinen Einsatz im Fall Oury Jalloh bekommt er die Carl-von-Ossietzky-Medaille der internationalen Liga für Menschenrechte.

Mouctar Bah: "Diese Medaille bedeutet für mich eine große ... Ehre. Und gerade ... für meine Familie auch, als sie das gehört haben. Meine Frau, die hat sie sich so gefreut und meine Kinder auch."

Einfach beharren - dass Zivilcourage möglich ist.

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