Der Tagesthemen-Kommentar von Georg Restle zur Polizeilichen Kriminalstatistik vom 09.04.2024 Monitor (Das Erste) 09.04.2024 01:50 Min. Verfügbar bis 28.08.2099

Georg Restle am 09.04.2024

Der Tagesthemen-Kommentar von Georg Restle zur Polizeilichen Kriminalstatistik vom 09.04.2024

"Ob jemand kriminell oder gewalttätig wird, hat nichts damit zu tun, ob jemand deutsch oder nichtdeutsch ist. Dafür jede Menge damit, unter welchen Bedingungen wir hier zusammenleben." Die Meinung von MONITOR-Redaktionsleiter Georg Restle zur Polizeilichen Kriminalstatistik.

Von Georg Restle

Keine Frage: Kriminalität ist ein Reizthema in Deutschland. Die Angst, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden, ist weit verbreitet – oft verbunden mit Orten, in denen es übrigens nur äußerst selten zu Gewalttaten kommt: Dunkle Parks, Tiefgaragen oder Unterführungen. Warum ich das sage? Weil die Angst vor Gewalt mit der Realität oft wenig zu tun hat. Der gefährlichste Ort? Die eigene Wohnung. Der häufigste Täter: Der Partner, ein Familienangehöriger, ein Bekannter.

Nur: Damit lassen sich keine Gruselkampagnen basteln – und die gibt es reichlich, wenn die Kriminalitätsstatistik mal wieder für einfache Parolen herhalten muss. Messerstechende Ausländer, die auf deutsche Frauen losgehen? Damit lässt sich Stimmung machen – besonders am rechten Rand. Mit der realen allgemeinen Bedrohungslage hat das nur wenig zu tun.

Deshalb ein paar Sätze zur gestiegenen Gewaltkriminalität unter Nichtdeutschen:

  1. Der Anstieg hat zu einem großen Teil damit zu tun, dass die Zahl der Nichtdeutschen insgesamt deutlich zugenommen hat. Ins Verhältnis gesetzt, sind die Zahlen alles andere als dramatisch.
  2. Die Zahl der Tatverdächtigen steigt auch deshalb, weil die Polizei unter Nichtdeutschen besonders häufig ermittelt. Und weil sie häufiger angezeigt werden.
  3. Die Opfer dieser Gewaltverbrechen sind in vielen Fällen selbst Zugewanderte. Täter wie Opfer: Nicht selten junge Männer, die durch Krieg, Verfolgung oder Flucht hochgradig traumatisiert sind. Und auf engstem Raum untergebracht werden.

Daran zeigt sich: Ob jemand kriminell oder gewalttätig wird, hat nichts damit zu tun, ob jemand deutsch oder nichtdeutsch ist. Dafür jede Menge damit, unter welchen Bedingungen wir hier zusammenleben. Für billige Wahlkampfmunition gegen Migranten taugt diese Kriminalitätsstatistik jedenfalls nicht.