Georg Restle am 15.01.2018

Lieber Martin Schulz

Von Georg Restle

Ich gebe zu: es ist eine ziemlich verfahrene Geschichte, in die Sie sich da hineinmanövriert haben. Und jetzt können Sie‘s plötzlich keinem mehr Recht machen. Nicht denen, die das Sondierungsergebnis als Ausverkauf sozialdemokratischer Politik kritisieren. Nicht denen, die Ihre Wankelmütigkeit in Sachen GroKo aufs Korn nehmen. Ja, nicht mal denen, die Sie vom hohen Ross der Staatsraison dozierend in die Regierungsverantwortung schieben wollen.

Martin Schulz | Bildquelle: WDR/dpa

Und alle haben sie ja wenigstens ein bisschen Recht: Verhandlungserfolge beim „Gedöns“, wie einer Ihrer Vorgänger das bezeichnet hat, wiegen das Einknicken bei Bürgerversicherung, Familiennachzug und Spitzensteuersatz eben nicht auf. Und es wurmt natürlich, dass ausgerechnet die CSU die Sondierungen jetzt als großen Erfolg verkauft. Das erleichtert die Mehrheitsfindung auf dem Parteitag auch nicht unbedingt.

Dass Sie jetzt ein mittelschweres Glaubwürdigkeitsproblem haben – geschenkt! Viel schlimmer aber fände ich es, wenn Sie denen Glauben schenkten, die Ihnen jetzt mit dem Wohl des Landes kommen – von wegen erst das Land und dann die Partei. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, welchen Schaden das Land ohne eine starke SPD nehmen würde? Ohne eine Partei, die sich der stetig weiter klaffenden Gerechtigkeitslücke im Land mit Macht entgegenstemmen kann? Denn darauf liefe es ja hinaus - spätestens in vier, fünf Jahren.

Deshalb: Machen Sie den Weg frei für eine glaubwürdige sozialdemokratische Politik. Als begossenen Pudel braucht die SPD keiner im Land.

Georg Restle

Kommentare zum Thema

  • SPD wird weiter abfallen 30.11.2019, 22:35 Uhr

    Nun geht es endgültig abwärts mit der SPD. Meiner Meinung nach werden die Kandidaten Esken-Borjan nicht die Partei retten können. Ich schätze mal dass der Kandidat Scholz, der die GroKo erhalten wollte, es weitaus besser geschafft hätte die SPD Betreff Wählerstimmen wieder auf ein altes Niveo ansteigen zu lassen (vorausgesetzt die Grün-68er-Linken der Partei endlich hätten ihre bisherige Kontraproduktivität eingestellt). Nun wird die Groko nach einer relativ kurzer Zeit platzen. Es werden Neuwahlen kommen und in der Zeit bis zur Wahl wird es in Deutschland ein erbärmliches, unwürdiges Hetzen gegen die AfD geben. Potentielle Wähler der AfD können und dürfen/können ihre Sympathie zur AfD nicht mehr frei äußern um nicht angegriffen oder verfolgt zu werden. Die Grünen werden mit den Linken und der SPD eine neue SED mitsamt der Stasi gründen u. Deutschland wieder in ein Einparteiensystem führen. Die Industrie wird Deutschland den Rücken kehren und das Sozialsystem wird ausgeschöpft werden.

  • tagl 26.03.2018, 10:13 Uhr

    "Lieber Martin Schulz" Du hast dich vor dem Karren spannen lassen von einer Karriere-Geile-Nahles! Das war vor vorne herein ein abgekartetes Spiel..... Ich lach mich schlapp!

  • Schmidt 09.02.2018, 12:52 Uhr

    Die rücksichtslose Positions- Karrieregier sowie das Vordrängverhalten vom Politiker Schulz ist einfach ätzend. Derzeitig gibt es kein SPD-Politiker auf der Führungsebene welcher derart rücksichtslos seine Ellebogen benutzt wie der Politiker Schulz. Warum lässt die Basis der Partei diesen parteizerstörenden Mann schalten und walten wie er persönlich will. Dieser Mann scheint aufgrund seiner sichtbaren diktatorischen Art ein gestörtes Demokratieverständnis zu haben. Wann endlich tritt dieser Mann zugunsten anderer Politiker zurück?