Es geht um ein Modell, das Opel selbst als besonders sauber anpreist: Den Zafira 1,6 Liter Diesel. Nun zeigt eine Untersuchung: Der Autobauer nutzte hier bislang unbekannte Abschalteinrichtungen. Experten halten das für illegal.
Untersuchungen für MONITOR und das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" weisen für ein Dieselfahrzeug des Autoherstellers Opel weitere, bisher unbekannte Abschalteinrichtungen nach. Diese führen dazu, dass die Abgasreinigung des Fahrzeugs nur eingeschränkt funktioniert und mehr giftige Stickoxide emittiert werden als gesetzlich vorgesehen. Experten halten das für illegal.
Zafira-Werte schon vor Monaten aufgefallen
Es geht um ein Modell, das Opel selbst als besonders sauber anpreist: den Zafira 1,6 Liter Diesel (Euro 6). Schon zu Beginn des Abgasskandals im vergangenen Herbst war MONITOR und der Deutschen Umwelthilfe aufgefallen, dass die Diskrepanz zwischen den sauberen Laborwerten und den tatsächlichen Emissionen auf der Straße bei diesem Modell sehr groß ist. Erste Tests im Labor bestätigten den Verdacht: Die Abgasreinigung des Zafira filterte nur unter bestimmten Bedingungen so viel giftiges Stickoxid heraus wie gesetzlich vorgesehen.
Opel wies alle Anschuldigungen zurück: "Opel verwendet keine Software, die erkennt, ob ein Auto einem Abgastest unterzogen wird", teilte man damals mit. Was genau die Software von Opel aber tut, das wollte der Hersteller bisher nicht erklären. Denn die Motorsteuerung gehört zu den bestgehüteten Geheimnissen der Autoindustrie. Lange Zeit galt es als gänzlich unmöglich, die Programmcodes zu entschlüsseln.
Spezialist entschlüsselt Programmcode
Im Rahmen einer gemeinsamen Recherche von MONITOR und dem "Spiegel" hat ein Software-Spezialist das nun aber doch geschafft. Das Ergebnis wirft einmal mehr die Frage auf, ob es den Opel-Ingenieuren tatsächlich um eine Reduzierung der giftigen Stickoxid-Emissionen geht - oder vor allem um die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben im Labor.
Denn die Motorsteuerung des Zafira ist offenbar so programmiert, dass die Abgasreinigung außerhalb der technischen Vorgaben des Testzyklus häufig nur eingeschränkt arbeitet - ohne dass dies technisch notwendig wäre. Überschreitet die Drehzahl des Motors zum Beispiel einen Wert von 2400 Umdrehungen pro Minute, drosselt das System seine Effektivität und schaltet erst wieder auf volle Abgasreinigung, wenn die Drehzahl unter 1200 fällt. Ähnliches geschieht, wenn das Fahrzeug auf über 145 Kilometer pro Stunde beschleunigt wird.
Bestätigung auf dem Prüfstand und im Straßenbetrieb
Was zunächst nur im Computer gefunden wurde, ließ sich dann durch weitere Tests auf dem Prüfstand und im Straßenbetrieb bestätigen. "Das ist technisch nicht erklärbar", sagt Prof. Kai Borgeest, Motorspezialist an der Hochschule Aschaffenburg: "Das wirkt, als wenn die Abgasnachbehandlung auf den Zyklus optimiert wurde." Solche Manipulationen des Abgasreinigungssystems sind aber nur zulässig, wenn sie dem Schutz des Motors dienen.
Experten wie der Umweltrechtler Professor Martin Führ von der Hochschule Darmstadt halten die bei Opel gefundenen Abschalteinrichtungen daher für unzulässig. Das Ziel der einschlägigen EU-Verordnung sei es, Leben und Gesundheit zu schützen: "Sowohl bei VW als auch bei Opel gibt es technische Vorkehrungen, die dafür sorgen, dass die Abgasreinigung nicht so funktioniert, wie die Verordnung das vorsieht. Wie das programmiert ist, ist unerheblich, in beiden Fällen handelt es sich um eine nicht zugelassene Abschaltvorrichtung", so Führ.
Opel weist das zurück und kommentiert die Vorwürfe mit exakt jenem Satz, mit dem man schon im Herbst nahezu jede Frage beantwortet hat: Man setze keine Software ein, "die feststellt, ob ein Auto einem Abgastest unterzogen wird". Die neu entdeckten Abschalteinrichtungen dementiert Opel allerdings nicht. Konkrete Fragen dazu bleiben unbeantwortet.
Großes Problem für Opel
Die Enthüllungen könnten für Opel zum handfesten Problem werden. Denn sie widerlegen eine Aussage, die der Hersteller gegenüber dem Bundesverkehrsministerium gemacht hat. Das hatte im vergangenen Monat den Abschlussbericht einer breit angelegten Untersuchung zu Abschalteinrichtungen vorgelegt. Beim Opel Zafira fiel dabei auf, dass die Stickoxid-Emissionen auf der Straße deutlich höher sind als im offiziellen Prüfzyklus.
Daraufhin hatte Opel zugegeben, dass die Abgasreinigung nur "im Bereich von 20 bis 30 Grad Celsius vollumfänglich" funktioniert. Das Bundesverkehrsministerium hatte ein solches "Thermofenster" - also die Reduzierung der Abgasreinigung außerhalb eines bestimmten Temperaturbereichs - bei zahlreichen Herstellern gefunden und entgegen der Einschätzung vieler Experten für legal erklärt. Die jetzt beim Zafira entdeckten Abschalteinrichtungen sind aber auch in diesem kleinen Temperaturfenster aktiv, reduzieren die effektive Wirksamkeit der Abgasreinigung also noch weiter. Die Angabe des Herstellers gegenüber dem Ministerium war offenbar falsch.
"Körperverletzung mit Todesfolge"
"Opel betreibt hier Körperverletzung mit Todesfolge, denn diese Fahrzeuge fluten unsere Straßen mit hohen Mengen an reizenden Abgasen, dem Stickoxid - und das unter den Augen der Behörden", kritisiert Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. Er fordert vom Bundesverkehrsministerium, dem betreffenden Opel Zafira die Zulassung zu entziehen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt wollte sich dazu nicht äußern. Das Ministerium teilte lediglich mit, die neuen Erkenntnisse könnten von der "Untersuchungskommission Volkswagen" des Ministeriums weiter untersucht werden.
Kommentare zum Thema
99 % der Bevölkerung geht der Dieselskandal am Allerwertesten vorbei! Dieselfahrer wollen davon nichts wissen und ignorieren alles! Merke: die breite Masse will vergiftet werden und hat absolut nichts dagegen an Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs Alzheimer usw. vorzeitig zu sterben!
Wer kennt den Energieerhaltungssatz der Mechanik? Energie wird nur umgewandelt. Aber Dreck und Abgase werden nur verteilt. VW u.a. - Wer liefert die Geräte und Software? Abgas-Skandale – VW u.a. Was bekommen Amerikaner als Entschädigung und wie werden die deutschen Käufer „verarscht“? Ein Plastik-Teil für ein paar Euro und wieder eine dubiose Software. Siehe TV-Bericht vom 25.04.2016 auf ARD. Warum hatte Bosch so eine Software „geschrieben“, wenn man nicht betrügen wollte? Welche Verbindungen bestanden zwischen der VW-Führung und Bosch? Steuerbetrug inkl. – Was soll es, der CSU-Minister Dobrindt „richtet“ es für die Industrie und die Sponsoren. DaimlerCrysler, Siemens, usw. – usw. – Das deutsche Geld und Arbeitsplätze gehen in die USA. Ja der Joe Kaeser / Siemens wird es „richten“ und noch mehr Arbeitsplätze in der BRD vernichten. Welches Lied wollte Joe Kaeser bei seinen Antritt bei Siemens nicht hören? Aber für Deutschland und seine Bürger/ ...
@Zweifler: Anderen vorwerfen, Anfänger zu sein, selber aber keine Ahnung haben; typisch Internet-Forist. Die DUH hatte den Stecker vom AGR-Steller abgezogen, was augenblicklich zu einem Fehlereintrag hätte führen müssen, da alle Hersteller gesetzlich verpflichtet sind, solche Fehler zu detektieren und dem Fahrer anzuzeigen. Alle Tests wurden natürlich mit aufgestecktem Stecker durchgeführt. Nachzulesen für den Interessierten, der nicht dumm rumlabern will in dem PDF, das es bei der DUH zum Download gibt (seit letztem Herbst)