In der "Lindenstraße" von Folge 297 bis 1202
Nachdem sowohl ihre Ehe als auch ihre Karriere scheitern, projiziert Dagmar Hoffmeister sämtliche Wünsche und Sehnsüchte auf ihre Tochter. Sobald die kleine Lisa diese hohen Erwartungen einmal nicht erfüllen kann, verliert Dagmar die Kontrolle über sich – und führt damit schließlich das Zerbrechen der kleinen Familie herbei. Auch ein Wiederaufleben der Mutter-Tochter-Beziehung Jahre später scheitert kläglich, denn Dagmar hat ihre psychischen Probleme nach wie vor nicht im Griff.
Dagmar Hoffmeister: Die ganze Geschichte
Dagmar Hoffmeister zieht im Sommer 1991 mit ihrer achtjährigen Tochter Lisa in eine kleine Wohnung in der Münchener Lindenstraße. Weil ihr Ex-Mann keine Alimente zahlt, hält die ehemalige Sport- und Erdkundelehrerin sich und Lisa mit einem Aushilfsjob in einer Wäscherei über Wasser. Und da sie keine Freundschaften oder Hobbys pflegt, konzentriert sich Dagmars Aufmerksamkeit nach den zehrenden Arbeitstagen auf ihr Töchterchen – mit fatalen Auswirkungen: In Ermangelung eines Ventils lässt Dagmar ihren gesamten Frust an Lisa aus und verliert schon bei nichtigen Anlässen die Kontrolle über sich. Mal straft sie die Tochter mit Liebesentzug, mal enden ihre Ausbrüche in brutalen Schlägen. Trotz allem kämpft die kleine Lisa wie eine Löwin um die Liebe ihrer Mutter und ist stets peinlich bemüht, Dagmar alles recht zu machen.
Mit dem Umzug in die Lindenstraße bleiben Dagmars Ausraster nicht länger unbemerkt. Der Nachbarin Amélie von der Marwitz fallen Lisas ständig neue Blessuren auf, bis in ihr langsam der Verdacht der Kindesmisshandlung reift. Doch als die ältere Dame Dagmar mit ihrer Vermutung konfrontiert, droht diese lediglich, Amélie wegen Verleumdung anzuzeigen (Folge 304). Auch Lisa streitet beharrlich ab, von ihrer Mutter geschlagen zu werden.
Als der Allgemeinmediziner Dr. Ludwig Dressler auf Amélies Wunsch hin Lisa untersucht und den gleichen Verdacht hegt, muss sich Dagmar erneut rechtfertigen. Widerwillig lässt sie sich auf ein Gespräch mit dem Arzt ein. Mit Engelszungen und dank Lisas Hilfe, die Dagmars Unschuldsbekundungen kräftig beteuert, gelingt es ihr, Dressler von einer Anzeige abzuhalten.
Gerade mal eine Woche später sorgt Dagmars Gewalttätigkeit erneut für Aufsehen: Nachdem Lisa – obwohl sie eigentlich zur Schule müsste – nicht das Haus verlässt, wird Amélie misstrauisch. Als sie die eingeschlossene Lisa in der Wohnung wimmern hört, lässt sie besorgt die Tür aufbrechen und findet das Mädchen in bemitleidenswerter Verfassung vor. Amélie verständigt die Polizei und sorgt dafür, dass die Achtjährige in ein Krankenhaus eingewiesen wird. Der Fall Hoffmeister ist damit aktenkundig. Dagmar erhält vom Jugendamt die Auflage, zweimal wöchentlich an einer ambulanten Therapie teilzunehmen, Lisa wird derweil für einige Wochen in einem Kinderheim untergebracht.
Nach Lisas Heimkehr Anfang Dezember 1991 scheint Dagmar zunächst aufgeräumt und willens, ihre Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Sogar Amélie gegenüber öffnet sie sich und erzählt ehrlich von ihrer freudlosen persönlichen Lage (Folge 314). Die angebotene finanzielle Unterstützung der wohlhabenden Dame lehnt die stolze Dagmar jedoch vehement ab. Wie an einen Strohhalm klammert sie sich an die Tatsache, dass sie sich und ihre Tochter ohne fremde Hilfe durchbringen kann.
Doch die verordnete Gesprächstherapie will nicht so recht fruchten. Nach wie vor stellt Dagmar übertrieben hohe Ansprüche an Lisa und drillt sie zu penibler Ordnung und Disziplin. Insbesondere als sie sich wünscht, dass ihre Tochter die Aufnahmeprüfung in die Flötengruppe ihrer Schule besteht, setzt sie das Mädchen unter enormen Erfolgsdruck.
Wider Erwarten besteht Lisa die Prüfung nicht und bittet völlig verzweifelt Amélie um Hilfe. Diese erklärt sich bereit, Dagmar schonend auf den Misserfolg vorzubereiten und stößt damit ahnungslos in ein Wespennest: Dagmar empfindet es als Vertrauensbruch und Demütigung, dass Lisa bei Amélie um Schützenhilfe bittet und bestraft ihre Tochter mit grausamer emotionaler Kälte (Folge 322). Trotz dieses Vorfalls lässt Dagmar schließlich zu, dass sich Amélie nun häufiger um ihre Tochter kümmert, während sie selbst den ganzen Tag arbeitet.
Im März 1992 legt Dagmar in einem Moment tiefen Vertrauens vor Amélie eine erschütternde Beichte ab: Schon bei Lisas Geburt habe sie sich in ihrer Mutterrolle unbehaglich gefühlt. Bei einer gefühlskalten Tante aufgewachsen und innerlich ausgebrannt, fühle sie sich außerstande, Liebe für ihre Tochter zu empfinden. Lisa, die dieses Geständnis heimlich belauscht, ist am Boden zerstört. Noch in dieser Nacht reißt das Mädchen aus (Folge 327).
Als die völlig entkräftete Lisa ganze zwei Wochen später von Spaziergängern gefunden und in ein Krankenhaus eingeliefert wird, entzieht ein Vormundschaftsgerichts der überforderten Mutter das sogenannte Aufenthaltsbestimmungsrecht für ihre Tochter (Folge 330). Dagmar darf bis auf Weiteres nicht mehr mit ihrer Tochter unter einem Dach leben. Durch diese Maßnahme tief in ihrem Stolz gekränkt, will Dagmar einen Schlussstrich unter ihr bisheriges Leben ziehen: Trotzig packt sie ihre Koffer, um in Ulm eine Stelle als Bürokraft anzutreten. Während Dagmar also die Stadt verlässt, wird Lisa zunächst in einem Kinderheim untergebracht. Wenige Monate später wird sie als Pflegekind von Gabi Zenker und deren Familie in der Lindenstraße Nr.3 aufgenommen.
Im Juli des folgenden Jahres treibt ein Anruf Dagmar zurück nach München. Amélie und Gabi teilen ihr besorgt mit, dass Lisa unter quälender Sehnsucht nach ihrer Mutter leide (Folge 397). Noch am selben Abend taucht Dagmar in der Lindenstraße auf – aber nur um klarzustellen, dass sie mit ihrem Dasein als Mutter abgeschlossen habe und keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter wünsche.
Als sich Dagmar dennoch zu einem Treffen mit Lisa in Amélies Wohnung überreden lässt, erwartet sie ein beklemmendes Schauspiel: Amélie liegt von Lisa mit Tabletten betäubt gefesselt auf ihrem Bett. Dagmar zuliebe will Lisa die alte Dame gemeinsam mit ihr ermorden. Außer sich vor Abscheu macht Dagmar ihrem Entsetzen unmittelbar Luft: Sie wirft Lisa schonungslos an den Kopf, dass sie sie gleich nach der Geburt hätte töten sollen. Dann macht sie auf dem Absatz kehrt – und hinterlässt eine zerbrochene Kinderseele...
Erst 15 Jahre später führt das Schicksal Dagmar und Lisa erneut zusammen: Mitte Oktober 2008 steht ein junger Türke in der kleinen Wäscherei, die Dagmar mittlerweile in München besitzt, und erklärt, der Mann ihrer Tochter zu sein. Murat Dagdelen hat durch das Testament von Lisas verstorbenem Vater erfahren, dass Dagmar wieder in München wohnt und seine Schwiegermutter aus Neugier aufgesucht (Folge 1193). Dagmar ist sofort wie elektrisiert von der Idee, ihrer Tochter zu begegnen. Noch am selben Abend steht sie unangemeldet vor Lisas Haustür – obwohl Murat sie zuvor eindringlich darum gebeten hatte, Lisas Einverständnis für ein Wiedersehen abzuwarten. Mit der ihr eigenen Penetranz versucht Dagmar in den kommenden Wochen das eingeschlafene Verhältnis zu ihrer Tochter aufzufrischen. Doch dabei lässt sie jegliches Gespür dafür vermissen, dass sie bei der Mutter eines fünfjährigen Sohnes alte Kindheitswunden aufreißt.
Als Dagmar keine Reue für die Vergangenheit zeigt und stattdessen sogar in ihr altbekanntes manipulatives Verhalten zurückfällt, lehnt sich Lisa erstmals gegen ihre Mutter auf und weist Dagmar entschieden die Tür (Folge 1194). Der verzweifelte Wille, die Ängste der Kindheit zu überwinden, lässt Lisa Mitte November doch wieder Kontakt zu ihrer Mutter aufnehmen: Die junge Frau erklärt sich bereit, gemeinsam mit Dagmar die Briefmarkensammlung des verstorbenen Herrn Hoffmeister nach wertvollen Exemplaren zu durchforsten (Folge 1197).
In den nächsten Tagen verbringen die beiden Frauen Stunde um Stunde mit dem Sortieren der umfangreichen Sammlung und kommen sich dabei allmählich näher. Freimütig erzählt Dagmar von ihrer Beziehung zu Lisas Vater und rollt sogar die verkorkste Familiengeschichte der Hoffmeisters auf. Auch dass sie sich zwischenzeitlich wieder in die Hände eines Therapeuten begeben hat, gibt Dagmar preis.
Doch der Frieden zwischen Mutter und Tochter hält nicht lange vor und ein besonders gemütlicher Abend endet im Desaster: Lisa stellt fest, dass Söhnchen Paul ausgerechnet jene Briefmarke des Erbnachlasses auf einen Umschlag geklebt und bemalt hat, die der Sammlung zur Vervollständigung ihres Wertes fehlt. Als die 27-Jährige erfährt, dass die Marke auf Dagmars Geheiß in Pauls Hände geraten ist, fühlt sich Lisa in ihrer Autorität angegriffen – hatte sie Dagmar doch klar verboten, dem Jungen Briefmarken zu schenken. Zwischen den Frauen kommt es damit zum längst überfälligen Wortgefecht (Folge 1201). Dagmar wird von den angestauten Vorwürfen ihrer Tochter regelrecht überschüttet und reagiert in der ihr eigenen Manier: Sie erhebt die Hand gegen Lisa – und wird der Wohnung verwiesen. Stunden später klingelt eine in Tränen aufgelöste Dagmar bei den Dagdelens und fleht ihre Tochter um Vergebung an.
Um sich nach dem Streit ihren Platz in der Familie Dagdelens zurückzuerobern macht Dagmar am 11. Dezember 2008 einen großzügigen Vorschlag: Sie möchte Paul zuliebe auf ihren Erbanteil verzichten. Obwohl Lisa immer noch skeptisch ist, fühlt sie sich genötigt, Dagmar nun zu dem großen Familienessen einzuladen, das sie für heute organisiert hat. Und schnell gerät die heitere Feier am Abend aus dem Ruder: Dagmar ist eifersüchtig auf das vertraute Verhältnis, das Lisa zu ihren Schwiegereltern und zu ihrer Ziehmutter Gabi unterhält und an diesem Abend betont demonstriert. Nicht lange, und Dagmars Gereiztheit eskaliert.
Dagmar überhäuft ihre Tochter mit Vorwürfen. Als diese jedoch wirkungslos an Lisa abprallen, holt Dagmar in ihrer hilflosen Wut erneut zu einer Ohrfeige aus und kassiert damit die rote Karte: Unmissverständlich stellt Lisa klar, dass sie nie wieder Kontakt zu ihrer Mutter wünscht. Niedergeschlagen muss sich Dagmar Hoffmeister dieser Entscheidung fügen und sich aus Lisas Leben zurückziehen (Folge 1202). Wird es eine erneute Annäherung zwischen Mutter und Tochter geben?