Mehr als 26.000 „Stolpersteine" hat der Kölner Künstler Gunter Demnig bislang europaweit verlegt. Mit den „Stolpersteinen" möchte Demnig an die Opfer der NS-Zeit erinnern, indem er vor deren letztem selbst gewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing auf dem Gehweg einlässt.
Umstrittenes Thema aus München als Teil der Serienhandlung
In Deutschland sind es weit über 600 Kommunen, in denen „Stolpersteine" auf öffentlichem Grund und Boden liegen - nicht aber in München. Dort hat der Stadtrat bereits im Sommer 2004 die Verlegung von „Stolpersteinen" im öffentlichen Raum untersagt. Dieses Politikum hat die „Lindenstraße", deren Handlung seit 25 Jahren in München angesiedelt ist, in den aktuellen Folgen aufgegriffen.
Am Sonntag, 05. Dezember 2010, verlegt Gunter Demnig höchstpersönlich auf Initiative von „Helga Beimer" (Marie-Luise Marjan) im Hauseingang zwischen „Alimentari" und „Kakao" zwei „Stolpersteine". Helga Beimer hatte vom Schicksal einer jüdischen Familie erfahren, die früher in diesem Haus gewohnt hatte und deren Mitglieder fast vollzählig im Holocaust umkamen.
Die Idee, das Thema „Stolpersteine" in der „Lindenstraße" aufzugreifen, entstand in einer Autorensitzung vor etwa zwei Jahren - so lange reicht der Vorlauf in den Drehbüchern. „Das Thema kam durch einen Brief von Harry Rowohlt bei uns auf den Tisch", erklärt Autor Marcus Seibert. „Dazu fiel mir gleich etwas ein. Denn die in der Serie erzählte Geschichte hat sich so ähnlich bei uns vor der Haustür in der Kölner City zugetragen." Besonders brisant sei das Thema durch die Weigerung der Stadt München, „Stolpersteine" im öffentlichen Raum zu verlegen. Dies geht auf die Initiative der Israelitischen Kultusgemeinde München zurück. Ihrer Meinung nach ist es pietätlos, an die Ermordeten mit Steinen zu erinnern, auf die man mit Füßen treten kann.
Marcus Seibert: „Es gibt aber eine ,Initiative Stolpersteine für München e.V.', in der sich Angehörige der Opfer und Mitglieder der Kultusgemeinde zusammengetan haben. Sie sind mit dem Verbot nicht einverstanden und würden gerne mit einem ,Stolperstein' an ihre Angehörigen erinnern, wie das in anderen Städten möglich ist. Wir als ,Lindenstraße' fanden das unterstützenswert."
Für Gunter Demnig ergibt sich mit der „Stolperstein"-Verlegung in der „Lindenstraße" die Chance, das Thema in München politisch neu anzuschieben. „Ich denke, dass das den Druck erhöht", erklärt der Künstler. 300 Tage im Jahr ist Demnig für seine „Stolperstein"-Aktion im Einsatz - weltweit. „Stolpersteine" liegen inzwischen in Österreich, Polen und Italien ebenso wie in Norwegen oder Shanghai. Gerade Jugendliche würden dadurch angeregt, sich mit der Vergangenheit und den Schicksalen der Opfer aus der NS-Zeit zu beschäftigen. Demnig: „Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist. Das wollen wir verhindern."