Faktencheck: Milliarden für die Bundeswehr: Ist Aufrüsten alternativlos?

Milliarden für die Bundeswehr: Ist Aufrüsten alternativlos?

Der Faktencheck zur Sendung vom 17.03.2025

Milliarden für die Bundeswehr: Ist Aufrüsten alternativlos?

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt HART ABER FAIR nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

Während der Sendung sagt der Podcaster und Autor Ole Nymoen, er entnehme der Nachrichtenlage, dass sich hunderttausende Männer in der Ukraine in ihren Wohnungen verstecken würden, da sie Angst vor einer Einberufung hätten. Die Größenordnung „hunderttausende“ entstammt einem Artikel der WELT, in dem es heißt, dass sich „Schätzungen zufolge […] 800.000 Männer“ in der Ukraine vor der Einberufung verstecken.

Da sich die Zahlen nicht offiziell bestätigen lassen, haben wir die Kollegen des ARD Studios Kyjiw um eine Einordnung gebeten:
Es stimme, dass nicht alle ukrainischen Männer im wehrpflichtigen Alter in die Armee eingezogen werden wollten. Wie viele von ihnen aus diesem Grund ihr Haus nicht verließen, lasse sich jedoch nicht seriös sagen. Laut aktuellen Umfragen sei aber weiterhin eine Mehrheit der Bevölkerung bereit, ihr Land mit der Waffe gegen die russische Aggression zu verteidigen.

Die Journalistin Bascha Mika sagt in der Sendung: „Fast jeder Krieg wird am Verhandlungstisch beendet.“ Der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter widerspricht dieser Aussage. Nur etwa 40 Prozent der Kriege würden am Verhandlungstisch beendet. Als Beispiele für Kriege, die anders endeten, nennt er den Zweiten Weltkrieg und den Zweiten Golfkrieg.

Möchte man quantifizieren, wie Kriege enden, kommt es stark auf den Zeitraum und die Art der Konflikte an, die man berücksichtigt. Der Historiker Jörn Leonhard spricht in seinem Buch „Über Kriege und wie man sie beendet“ ebenfalls von 40 Prozent, die durch Verhandlungen beendet werden – wenn man sich die Konflikte des 20. Jahrhunderts anschaut. Im 19. Jahrhundert lag dieser Wert noch deutlich höher, bei 80 Prozent.

Der Datensatz des Uppsala Conflict Data Program (UCDP) zeigt zudem starke Unterschiede zwischen innerstaatlichen und zwischenstaatlichen Konflikten. Eine Analyse des Datensatzes zeigt, dass zwischenstaatliche Konflikte zwischen 1946 und 2005 in knapp 46 Prozent der Fälle durch Verhandlungen beigelegt wurden (knapp 16 Prozent durch Friedensabkommen, gut 30 Prozent durch eine Waffenruhe). Nur ein Fünftel der zwischenstaatlichen Konflikte enden dagegen mit einem militärischen Sieg beziehungsweise einer Niederlage. Allerdings sagen diese Zahlen nur wenig über die Nachhaltigkeit von Kriegsbeendigungen aus. In zwischenstaatlichen Konflikten führen 37 Prozent aller Verhandlungslösungen zu einem Rückfall in die Gewalt.

Quellen: