Machtkampf um die Rente: Verlieren die Jungen gegen die Boomer?

Machtkampf um die Rente: Verlieren die Jungen gegen die Boomer?

Der Faktencheck zur Sendung vom 21.10.2024

Machtkampf um die Rente: Verlieren die Jungen gegen die Boomer?

Immer mehr Rentnerinnen und Rentner, immer weniger Junge, die Beiträge zahlen – das ist das Dilemma unseres Rentensystems. Was muss getan werden, damit junge Menschen nicht zu sehr belastet werden und später eine sichere Rente haben, gleichzeitig alte Menschen im Ruhestand gut leben können? Sind dazu die Rentenpläne der Ampel gerecht? Oder wird Politik nur für Boomer gemacht?

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt HART ABER FAIR nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

In der Sendung wird darüber diskutiert, ob es sinnvoll wäre, auch Beamtinnen und Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) einzubeziehen, um das Rentensystem zu stabilisieren. Die Vorsitzende der Jungen Liberalen, Franziska Brandmann, spricht sich dagegen aus und verweist dabei auf eine Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, wonach eine Eingliederung der Beamtinnen und Beamten in die GRV nur in den ersten Jahren von Vorteil wäre.

In der Publikation aus dem Jahr 2019 kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass eine schrittweise Eingliederung von Beamtinnen und Beamten in die GRV das Rentensystem zunächst auf eine breitere Finanzierungsbasis stellen und damit entlasten könnte. Die Autoren gehen in dem Szenario davon aus, dass Beamte nicht rückwirkend in die GRV aufgenommen werden, sondern nur Neuverbeamtete.

Die zusätzlichen Einnahmen würden Spielräume schaffen, um einerseits die Erhöhung der Beiträge zu begrenzen und andererseits das Absinken des Rentenniveaus abzufedern. Da es mehrere Jahrzehnte dauert, bis die neu eingegliederten Beamten in Rente gehen, bleibt der Entlastungseffekt laut den Autoren bis 2070 bestehen.

Für den Zeitraum nach 2070 sei jedoch davon auszugehen, dass eine Systementlastung schnell zurückgehen würde und sich die günstigen Auswirkungen auf das Rentenniveau und den Beitragssatz sogar umkehren könnten, so die Autoren. Grund dafür seien die langfristig höheren Rentenleistungen. Die Pension von Beamten kann sich, nach gegenwärtiger Gesetzeslage, auf bis zu 71,75 Prozent des Grundgehalts belaufen.

Zum selben Ergebnis wie die Friedrich-Ebert-Stiftung kam zuletzt auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in seinem Jahresgutachten 2023/24. Die Experten legten darin ebenfalls dar, dass eine Erweiterung des Versichertenkreises durch Beamtinnen und Beamte bis zum Jahr 2070 zu Entlastungseffekten im Rentensystem führen würde. In dem Gutachten wird daher empfohlen, die Beamtinnen und Beamten mit separaten Beitragskassen in die GRV zu integrieren. So entstünden geringere Kosten und es würde eine transparentere Form der Versorgung von Beamtinnen und Beamten erreicht.