Die große Vertrauenskrise: Versteht die Politik die Bürger noch?

Die große Vertrauenskrise: Versteht die Politik die Bürger noch?

Der Faktencheck zur Sendung vom 09.09.2024

Die große Vertrauenskrise: Versteht die Politik die Bürger noch?

Die AfD-Erfolge in Thüringen und Sachsen beschäftigen das Land. Erleben wir gerade einen gesellschaftlichen Rechtsruck von bisher unbekanntem Ausmaß? Verstehen SPD und CDU noch, was die Menschen bewegt? Wie können die etablierten Parteien Vertrauen zurückgewinnen?

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt HART ABER FAIR nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

In der Sendung geht es u.a. um die Frage, auf welche Altersgruppen sich die Zustimmung der AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen verteilt hat. Die Politikberaterin Antje Hermenau sagt, der Fehler liege darin, zu denken, es seien nur die Jüngeren, die die AfD wählten. Es gebe nur eine einzige Altersgruppe, in der die AfD nicht vorne liege, und das sei die der über 60-Jährigen.

Das Umfrageinstitut infratest dimap hat die Stimmanteile der Parteien nach Altersgruppen erhoben. Zunächst der Blick auf die Wahlergebnisse in Sachsen: In der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen lag die AfD bei 34 Prozent, die CDU kam auf 38 Prozent. Bei den über 70-Jährigen kam die AfD auf 24 und die CDU auf 45 Prozent. Allerdings: In Sachsen liegt die AfD bei den 45-59-Jährigen gleichauf mit der CDU, beide kommen auf 33 Prozent. Frau Hermenaus Aussage trifft also, bezogen auf Sachsen, mit Einschränkungen zu.

Etwas anders sieht es hingegen in Thüringen aus. In der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen holt die AfD dort 32 Prozent (CDU: 26%), bei den über 70-Jährigen erzielte die AfD 19 Prozent der Stimmen, die CDU kommt auf 31 Prozent.

An anderer Stelle in der Sendung geht es um das Thema Migration und wie es um die Beliebtheit Deutschlands bei ausländischen Fachkräften steht. Die Journalistin und Autorin Gilda Sahebi sagt, dass eine weltweite Umfrage unter internationalen Fachkräften gezeigt habe, dass Deutschland unter ihnen das drittunbeliebteste Land sei.

Sahebi bezieht sich auf die Studie “Expat Insider” von “Internations”, einem globalen Netzwerk für internationale Fachkräfte, das seit Jahren Befragungen in 53 Ländern durchführt. Ermittelt wird dabei, wie attraktiv das jeweilige Land ist, in denen die Fachkräfte leben. Zu den relevanten Faktoren zählen unter anderem die Willkommenskultur, Lebensqualität oder Bürokratie.

In der jüngsten Untersuchung erzielt Deutschland das bisher schlechteste Ergebnis seit Beginn der Umfrage im Jahr 2014 und landet insgesamt auf Platz 50 von 53 Ländern. Bei Betrachtung der einzelnen Faktoren zeigt sich, dass Deutschland beispielsweise in puncto Digitalisierung noch schlechter abschneidet (Platz 53) als im Gesamtranking. In der Kategorie „administrative Themen“ – sprich Bürokratie – liegt Deutschland auf Platz 45. 66 Prozent finden den Umgang mit deutschen Behörden schwierig, gegenüber 42 Prozent im weltweiten Durchschnitt.

Die Studie erfasst außerdem Angaben zu der Frage, wie sich ausländische Fachkräfte in Deutschland eingelebt haben. Auch in diesem Bereich schneidet Deutschland im Vergleich schlecht ab. Bei der Willkommenskultur belegt Deutschland nur Platz 52 und ist damit vorletzter im internationalen Vergleich. Auch in der Kategorie „lokale Freundlichkeit“ gehört Deutschland unter den Befragten mit Platz 49 zu den Schlusslichtern.

Quellen: