Verzweifelt in vier Wänden: Darum wird Wohnen immer teurer
400.000 neue Wohnungen pro Jahr hat die Bundesregierung versprochen. Und dieses Ziel bislang weit verfehlt. Was tun gegen die Krise am Bau und hohe Mieten? Wie kann jeder angemessen und bezahlbar wohnen? Durch weniger Vorschriften beim Bauen, durch Enteignungen? Ist der Traum vom Eigentum für viele geplatzt?
Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt HART ABER FAIR nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.
Jürgen Schick, Immobilienunternehmer und Ehrenpräsident des Immobilienverbands Deutschland (IVD), sagte in der Sendung, der größte deutsche Wohnungskonzern Vonovia habe einer landeseigenen Berliner Wohnungsbaugesellschaft 4.500 Wohnungen für 700 Millionen Euro verkauft.
Das ist richtig. Das Land Berlin gibt an, dass die beiden kommunalen Unternehmen Howoge und Berlinovo für 700 Millionen Euro rund 4.500 Wohnungen sowie potenzielle Bauflächen im Umfang von knapp sieben Hektar erworben haben. Die Wohnungen liegen in den beiden Berliner Bezirken Lichtenberg und Pankow.
Berlin verfolgt das Ziel, den kommunalen Wohnungsbestand nicht nur durch Neubau, sondern auch durch Ankäufe zu erweitern. Der Senat hofft so, mehr Einfluss auf den angespannten Wohnungsmarkt zu haben. Aktuell sind gut ein Fünftel der rund 1,7 Millionen Mietwohnungen in der Hauptstadt in kommunaler Hand.
Tine Wittler, bekannt aus dem RTL-Format „Einsatz in 4 Wänden“, spricht in der Sendung das Problem der Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Deutschland an. Allein von 2022 auf 2023 habe die Obdachlosigkeit in Deutschland um 67 Prozent zugenommen.
Für ein Verständnis der Zahlen ist wichtig: Wohnungslos ist nicht gleich obdachlos. Wer keine Wohnung hat, lebt nicht sofort auf der Straße. Der größte Anteil der Wohnungslosen lebt in Not- und Gemeinschaftsunterkünften oder kommt bei Freunden oder Familie unter. Nach Angaben des Vereins Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) lebten 2022 etwa 50.000 Menschen ohne Unterkunft auf der Straße, waren also obdachlos.
Die Zahl der Wohnungslosen – nicht der Obdachlosen – ist demnach zum Stichtag des 30. Juni von 2021 auf 2022 um 67 Prozent gestiegen. Insgesamt waren 2022 der BAG W zufolge 607.000 Menschen in Deutschland zeitweise wohnungslos. Den hohen Anstieg erklärte der Sozialverband unter anderem mit mehr Geflüchteten, insbesondere aus der Ukraine.