Berge ohne Schnee: Ist Alpen-Tourismus noch okay?
Kein Schnee mehr in den Bergen. In Ferienzeiten Blechlawinen Richtung Alpen. Volle Autobahnen ans Meer und überfüllte Urlaubsflieger. Kann das so weitergehen? Hat der Massentourismus in Zeiten der Klimakrise noch eine Zukunft? Wie kann nachhaltiges Reisen aussehen? Und wer kann sich das überhaupt leisten?
Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt HART ABER FAIR nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.
Skibetrieb in Deutschland überwiegend mit erneuerbaren Energien?
Michaela Kaniber (CSU), Bayerische Staatsministerin für Tourismus, sagte in der Sendung, dass laut des Deutschen Seilbahnverbandes drei Viertel des Strombedarfs deutscher Skigebiete mit Ökostrom gedeckt werde.
Das ist richtig: Der Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte gibt an, dass die deutschen Skigebiete in der Saison 2021/22 etwa 74 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien bezögen. Darüber hinaus handele es sich bei einem Anteil von 5,9 Prozent um von den Skigebieten selbst produzierten Ökostrom.
In Österreich ist man etwas weiter: Die Wirtschaftskammer Österreich gibt an, dass knapp 90% des Energieaufwandes für künstliche Beschneiung aus erneuerbaren Energiequellen kämen.
Wasserverbrauch der künstlichen Beschneiung in den Alpen
In einem Beitrag in der Sendung wurden Folgen künstlicher Beschneiung aufgezählt. Darin ging es unter anderem um die benötigte Menge Wasser für die Herstellung von Kunstschnee in den Alpen: 280 Milliarden Liter.
Unser Gast Michaela Kaniber ging daraufhin davon aus, dass diese Zahl eine hypothetische Berechnung des möglichen Wasserbrauches in den Alpen sei, sollten tatsächlich alle Pisten beschneit werden.
Tatsächlich handelt es sich hier aber um eine Berechnung des realen Wasserverbrauchs. Die Zahl stammt aus einer Veröffentlichung der Gesellschaft für ökologischen Forschung (GöF) und dem BUND Naturschutz Bayern aus dem Jahr 2015.
Sie geht von 70.000 beschneiten Hektar Piste im Alpenraum aus und errechnet daraus einen Verbrauch von 280 Milliarden Litern.