Aufstand der Fans: Machen Investoren den Fußball kaputt?
Tennis- statt Fußbälle. Fan-Proteste in der 1. und 2. Liga. Gegen milliardenschwere Investoren. Spiele stehen vor dem Abbruch. Schadet oder nutzt der geplante Investoren-Einstieg dem Profi-Fußball? Auf dem Platz nur noch Kommerz?
Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt HART ABER FAIR nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.
Mia Guethe und Nico Heymer über den negativen Einfluss des möglichen DFL-Investors CVC in der Formel 1 und der Ligue 1:
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) steckt derzeit in Verhandlungen über den Einstieg des Investors CVC. Der Plan: Der strategische Partner soll bis zu einer Milliarde Euro bezahlen und dafür über 20 Jahre acht Prozent aus den Erlösen der Medien- und Lizenzrechte erhalten. Mit dem Einstieg des Investors will die DFL ihr Geschäftsmodell weiterentwickeln und die erste und zweite Bundesliga digitaler und internationaler aufstellen.
Mia Guethe, Sportjournalistin, Nico Heymer, Podcaster, und Thomas Kessen, Sprecher des Fanverbands „Unsere Kurve“, sprechen in der Sendung die Befürchtung vieler Fans an, dass durch einen Investoren-Einstieg „rote Linien“ überschritten werden könnten. Die DFL versichert, dass der Investor keinen Einfluss auf die Gestaltung des Spielplans habe, nicht gegen den Willen der Klubs Spiele ins Ausland verlegen oder Playoffs in der Bundesliga einführen könne. Mia Guethe und Nico Heymer haben in der Sendung behauptet, CVC sei nicht vertrauenswürdig, was sich zum Beispiel beim Einstieg dieses Investors in die Formel 1 bzw. in die erste französische Fußballliga gezeigt habe.
CVC ist der letzte verbliebene potenzielle Investor, der von der DFL eingeladen wurde, ein Angebot zu machen. Es ist eines der zehn größten Private-Equity-Unternehmen weltweit, das nach eigenen Angaben 188 Milliarden Euro verwaltet. Wer die Geldgeber sind, ist nicht gänzlich transparent. Neben Privatanlegern gehören auch Institutionen wie der saudi-arabische Staatsfonds PIF dazu.
2006 stieg CVC in die Formel 1 ein. Bis 2012 hielt CVC die Mehrheitsanteile, 2017 verkaufte das Unternehmen seine Beteiligung für ein Vielfaches des Einkaufpreises. Bob Fernley, verstorbener Chef des inzwischen aufgelösten Formel-1-Rennstalls Force India, hatte das schon 2013 kommen sehen und kritisierte damals gegenüber Bloomberg: "CVC ist nicht daran interessiert, den Sport weiterzuentwickeln, sondern sie sind daran interessiert, so viel Geld wie möglich zu machen und dann zu verkaufen. Die Einnahmenverteilung ist nicht gut für die Formel 1".
CVC ist in weiteren Sportarten wie Tennis oder Rugby aktiv – und auch im Profifußball. Seit 2022 gibt es in Frankreich mit der dortigen höchsten Fußballliga Ligue 1 einen ähnlichen Deal wie diesen, den jetzt die DFL plant. Der französische Fußball stand durch die Corona-Pandemie vor enormen finanziellen Problemen. Daraufhin übernahm CVC Anteile einer Tochtergesellschaft der Ligue 1, zahlte 1,5 Milliarden Euro dafür und bekam im Gegenzug 13 Prozent der Medienerlöse – anders als beim geplanten Investment in Deutschland sogar ohne zeitliche Begrenzung.
Mit dem Vertragsabschluss, so versprachen es die Verantwortlichen der Ligue de Football Professionel (LFP), dem mit der DFL vergleichbaren Ligaverband in Frankreich, sollten die finanziellen Probleme der Liga ein Ende haben.
Doch es kam bisher anders. Eine von der LFP erhoffte Steigerung ihrer Gesamteinnahmen bei den Medienrechten auf rund eine Milliarde Euro blieb aus. Dazu kommt, dass auch die Klubs aller Voraussicht nach auf absehbare Zeit nicht von dem Deal profitieren: Wie die Sporttageszeitung “L'Équipe” berichtet, forderte CVC in den ersten beiden Spielzeiten seine 13 Prozent der Erlöse zwar nicht direkt ein. Dieses Geld muss nun aber neben den 13 Prozent für alle kommenden Spielzeiten in Raten nachgezahlt werden. Wenn die Einnahmen von 2024/25 an nicht steigen, bekommen die Klubs künftig eventuell sogar weniger Geld als zuvor ohne Investor.
Die Redaktion hat CVC am 20.02.2024 um eine Stellungnahme gebeten. Der Faktencheck wird ggf. ergänzt.